06.10.2012,
3975 Zeichen
(Von:
Tim Schaefer)
Als Value-Anleger beobachte ich die Luftballons an der Börse mit großer Verwunderung. Es gibt jede Menge überteuerte Aktien. Ich bin erstaunt, warum diese steigen, steigen und steigen.
Sie finden rund um den Globus tausende überbewertete Firmen. Das Modeunternehmen Michael Kors ist so ein Papier.
Für 20 Dollar kam der amerikanische Modedesigner mit seinem Novizen im Dezember 2011 auf das Börsenparkett. Seither hat sich der Kurs auf 53 Dollar mehr als verdoppelt. Wahnsinn. Die Kennziffern sind grotesk:
Das KGV beträgt 54, das Kurs-Umsatz-Verhältnis 7, das Kurs-Buchwert-Multiple 19.
Ich gebe zu, dass die Margen toll sind, das Wachstum auch. Zuletzt schnellte der Umsatz um 70 Prozent, der Überschuss um 184 Prozent in die Höhe. Trotzdem ist die Bewertung viel zu teuer. Liegt es daran, dass Stardesigner Kors ständig gemeinsam mit Model Heidi Klum in den USA vor die Kamera tritt?
Sie machen gemeinsam die TV-Show „Project Runway“? Keine Ahnung, ob das der Aktie hilft.
Ich persönlich würde Aktien wie Michael Kors nicht kaufen. Das ist einfach zu teuer. Einen Put auf eine solche Aktie käme für mich aber auch nicht in Frage. Solche Aktien können sehr lange phantastisch laufen, bis sie auf den Boden der Tatsachen zurück kehren. Solange die Wachstumsraten derart rasant wie momentan ausfallen, ist kaum an einen Aktienkurscrash zu denken. Wehe, wenn sich aber das Wachstum abkühlt. Dann kann ganz schnell die Luft entweichen.
Ähnlich grotesk ist die Bewertung der Yoga-Ladenkette Lululemon aus Vancouver. Elf Milliarden Dollar bringt der Laden auf die Börsenwaage. Dabei setzt die Kette gerade eine Milliarde Dollar um. Zuletzt summierte sich der Gewinn auf 184 Millionen Dollar.
Das KGV knapp 60. Ups. Bei dem Yoga-Ding ist die Bewertung einfach grotesk. Irgendwann muss dieser Kurs zurück auf ein vernünftiges Niveau kommen. Was derzeit hilft, sind hier reinrassiges Wachstum: Der Umsatz kommt um 33 Prozent, der Überschuss auf Quartalsbasis um 49 Prozent voran.
Value Anleger wissen: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Daher halten sie sich fern. Lululemon bringt fast so viel auf die Börsenwaage wie das Traditionsunternehmen Adidas (aktueller Börsenwert 13,7 Milliarden Euro). Dabei ist der kanadische Yoga-Matten-Verkäufer noch grün hinter den Ohren. Gründung 1998. Es gibt erst 47 Länden in Kanada, 108 in den USA, 19 in Australien. Eine Filiale befindet sich in Neuseeland.
Einen prominenten Aktionär hat Lululemon übrigens in Washington: Es ist der amerikanische Finanzminister
Timothy Geithner.
Es gibt eine weitere Kategorie der Luftballons. Im Minensektor. Ich sehe oft kleine Explorer, die behaupten große Rohstoffvorräte (Öl, Gas, Gold, Kupfer etc.) in fernen Ländern zu haben. Keiner kann das natürlich einfach so überprüfen. Wenn ich recherchiere, entdecke ich als ganze drei Mitarbeiter in einem Minibüro (oder Briefkastenfirma) und keinerlei Gutachten, die die Rohstoffvorkommen nachweisen würden. Im Rohstoffsektor müssen Sie besonders vorsichtig sein. Am besten Sie setzen nur auf produzierende Minen oder Newcomer, die ihre Mine bereits errichtet haben. Dann wissen Sie, dass es sich um keine Luftnummer handeln kann.
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Michael Kors und Lululemon sind phantastische Unternehmen, die wachsen wirklich ganz toll und haben starke Produkte. Beide Unternehmen sind seriös. Nur ist die Börsenbewertung außer Rand und Band geraten. Das ist jedenfalls meine Meinung.
Ich muss zugeben, dass ich bei dem Cloud-Anbieter Salesforce.com schon lange auf den Absturz warte.
Die IT-Aktie läuft und läuft und läuft. Sie ist nicht zu bremsen. Auch hier ist die Bewertung unheimlich geworden. Schon komisch.
Wenn ein einstiges Wachstumswunder Schwierigkeiten bekommt, sieht das dann so aus (Klicken Sie auf den Firmennamen unten und Sie sehen einen Horror-Chart):
Der Kaffeekapselhersteller
Green Mountain Coffee Roasters und
der Online-Film-Verleiher
Netflix.
Fazit: Vorsicht vor heißen „Mode“-Themen aller Art.
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