17.12.2024, 5856 Zeichen
Wien (OTS) - „Wir sind im Jänner 2024 mit einer sehr pessimistischen
Prognose für
die Neubauzahlen gestartet und wissen jetzt, dass uns die Realität
eingeholt hat”, sagte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der
Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ), heute, Dienstag, beim Jahresbilanz-Pressegespräch
der Immobilienwirtschaft.
Gollenz: „Neubauzahlen eingebrochen, Stillstand am
Immobilienmarkt“
„Teuerung und Inflation, gesetzliche Rahmenbedingungen und
strikte Kreditvergaberegeln haben nicht nur die Neubauzahlen
einbrechen lassen, der gesamte Immobilienmarkt in Österreich ist mehr
oder weniger zum Stillstand gekommen“, zieht Gollenz Bilanz über das
zu Ende gehende Jahr. „Die Abschlüsse für Kreditfinanzierungen sind
im Jahr 2024 um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, die
Transaktionszahlen ebenfalls um bis zu 50 Prozent und der Einbruch im
Neubau- und Sanierungsbereich war heuer aufgrund der Fertigstellungen
zwar noch moderat, wird aber in den nächsten Jahren richtig
bedrohlich.“
Wild: „Aus der KIM-Verordnung ist ein später Erfolg der
Interessenvertretung“
Johannes Wild, Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und
Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ)
und stellvertretender Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und
Vermögenstreuhänder in der WKÖ, analysierte: „Vor allem die
Finanzierungshürden - insbesondere die überzogenen Richtlinien bei
der Kreditvergabe für den Immobilienerwerb durch die sogenannte KIM-
Verordnung - haben zu einem massiven Markteinbruch in Österreich
geführt. Wir haben daher jede Möglichkeit genutzt, uns gezielt
einzubringen - mit dem Last-minute-Erfolg, dass die Verordnung 2025
nicht verlängert wird. Das zeigt, dass wir mit konstruktiver Kritik
gemeinsam etwas erreichen können.“
„Wesentlich für diesen Durchbruch war, dass wir in der
Interessenvertretung der Immobilienwirtschaft das ganze Jahr über
akribisch recherchiertes Datenmaterial als Basis für unsere Argumente
verwendet haben und uns auch konsequent mit anderen Partnern aus der
Branche ausgetauscht haben“, so Johannes Wild weiter. Aber auch mit
dem Aus der Verordnung sind wesentliche Hürden für unsere Branchen -
gewerbliche Bauträger, Immobilienmakler und Immobilienverwalter -
keineswegs vollständig aus dem Weg geräumt. Ich verweise nur auf
weiterhin bestehende Probleme etwa durch Rechtsunsicherheiten im Miet
- und Wohnrecht als auch bei der Vergabe von Förderungen“.
Pisecky: „Wir haben die Positionen unserer Branche auf starke
Beine gestellt“
„Mit dem Neubaubericht, dem Immobilienpreisspiegel und den
laufenden Auswertungen zum Bestellerprinzip haben wir dargestellt,
wie sich der Markt und die Mitgliedsunternehmen im Jahr 2024
entwickelt haben und was auf uns zukommt. Mit unseren
Grundsatzpositionen und einem Maßnahmenpaket für
Regierungsverhandlungen auf Bundes- und Landesebene wird die Branche
mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich wahrgenommen.
Erste Schritte zu Verbesserungen wurden von politischer Seite
unternommen. Allerdings haben noch nicht alle Maßnahmen ihr Ziel, die
Situation für die Betriebe zu verbessern, erreicht“, zog auch
Fachgruppenobmann und Fachverbandsobmann-Stellvertreter Michael
Pisecky Bilanz.
Gollenz: „Maßnahmen durchaus auch mit Signalwirkung“
„So hat das Baukonjunkturpaket zwar bisher viele Ziele verfehlt -
der Ansatz, den Markt etwa durch die Befreiung von Kaufnebenkosten zu
beleben, hat aber durchaus positive Signalwirkung“, so
Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. „Leistbares Wohnen war und ist ein
zentrales politisches Anliegen - der Fachverband hat aber
durchgesetzt, dass es dafür auch leistbaren Wohnbau braucht. Wir
werden jedenfalls genau beobachten, wie sich die
Finanzierungserleichterungen in Zukunft tatsächlich auswirken“,
versprach er.
Wild: „Entgeltfairness für Makler und Hausverwalter ins richtige
Licht gerückt“
„Endlich konnten wir wieder in den Mittelpunkt und ins rechte
Licht rücken, dass hinter den Dienstleistungen rund um eine Immobilie
viele Arbeiten stecken, die von kleinen, regionalen Unternehmen und
ihren Mitarbeitern erledigt werden“, betonte auch Fachgruppenobmann
und Fachverbandsobmann-Stellvertreter Johannes Wild. „Bei den
Diskussionen um die Entlohnung von Hausverwaltungen oder das
Bestellerprinzip war vielen nicht klar, dass dahinter
Dienstleistungen von Menschen und damit österreichische Arbeitsplätze
stehen, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann. Das konnten wir
wieder stärker in Erinnerung rufen.“
Pisecky: „Starke Stimme mit starken Positionen“
„Im Kontakt mit der Politik - etwa im Zuge von
Regierungsverhandlungen - machen und machten wir transparent, dass
wir für unsere Mitglieder die Positionen vertreten, die wir auch das
ganze Jahr über kommuniziert haben“, hielt Fachgruppenobmann und
Fachverbandsobmann-Stellvertreter Michael Pisecky fest. Und weiter:
„Eines muss jedenfalls ganz klar gesagt werden: Für uns als
Interessenvertretung sind schlagkräftige Argumente, die den fairen
Interessenausgleich aller Marktteilnehmer berücksichtigen, enorm
wichtig. Es lohnt sich auf jeden Fall, abgestimmte, sachliche und
faire Positionen mit einer Stimme zu vertreten“. Was wann umgesetzt
werden könne, hänge allerdings von der Politik auf Bundes- und
Landesebene ab.
Gollenz: „Für 2025 gut gerüstet“
„Die Aussichten für das kommende Jahr sind nicht rosig - umso
wichtiger sind und bleiben die Maßnahmenpakete und das Engagement des
Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Ich kann den
Mitgliedsunternehmen versprechen, dass wir uns auch im kommenden Jahr
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für einen funktionierenden
Immobilienmarkt einsetzen werden. Der Fachverband der Immobilien- und
Vermögenstreuhänder ist dafür gut gerüstet. Und als
Interessenvertretung sind wir durchaus auch Gegenwind gewohnt“, so
Fachverbandsobmann Gerald Gollenz abschließend. (PWK473/JHR)
ABC Audio Business Chart #127: Ausblick 2025: Die Party geht weiter (Josef Obergantschnig)
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