24.02.2025, 12636 Zeichen
Wien (OTS) - Die heimische Bierbranche blickt auf ein „erfreulich
stabiles“ Jahr
2024 zurück: Der Gesamtausstoß im Vorjahr (Bier inkl. alkoholfreiem
Bier und Export) belief sich auf 10,09 Mio. Hektoliter - das ist ein
Plus von 1,1 Prozent zum Jahr 2023. [1] Während der Inlandsabsatz von
Bier und alkoholfreiem Bier bei 8,53 Mio. Hektoliter auf Vorjahres-
Niveau [2] lag, stieg der Export um erfreuliche neun Prozent auf 1,56
Mio. Hektoliter an. [3] Für Karl Schwarz, Obmann des Verbandes der
Brauereien, „ein angesichts der Umstände durchaus respektables
Ergebnis.“ Für ihn zeigt sich, „dass die österreichische
Brauwirtschaft in all ihrer Diversität trotz der Vielzahl an Krisen
unglaublich resilient ist und dabei auch noch Weitblick durch die
richtigen Akzente beweist.“ Für 2025 zeigt sich die Branche
optimistisch - unter anderem, weil der boomende Saison- und
Städtetourismus, der sich auf den Bierkonsum positiv auswirkt, auch
in diesem Jahr wieder auf Rekord-Niveau liegen soll. Große
Erwartungen setzt die Branche weiter auf alkoholfreie Biere.
2024 war - ähnlich wie bereits 2023 - durchwegs „fordernd“ für
die heimische Brauwirtschaft: Der Kostendruck auf die Brauereien
durch teure Energie und hohe Lohnabschlüsse bleibt nach wie vor
erheblich, die Veränderung der Absatzmärkte und die
Konsumzurückhaltung - vor allem in der Gastronomie - manifestierten
sich. „Nach vielen Jahren nahezu kontinuierlichen Wachstums zeigen
sich vor allem beim Inlandsabsatz die veränderten Marktbedingungen“,
analysiert Karl Schwarz. Auch die heimische Branche könne sich nicht
dem weltweiten [4] Rückgang im Bierkonsum entziehen. Dennoch:
„Österreichisches Bier behauptete sich auch 2024 in einem
rückläufigen Markt gut.“ 2024 wurde von heimischen Brauereien 9,48
Mio. hl Bier produziert, davon gingen mehr als 1,26 Mio. hl in den
Export. Das „Mini-Minus“ im Gesamt-Inlands-Ausstoß Bier inkl.
alkoholfreien Bieren belief sich auf 0,17 Prozent, jenes von Bier pur
auf 0,5 Prozent. Das bedeutet, dass der Pro-Kopf-Verbrauch 2024
basierend auf vorläufigen Zahlen ungefähr auf dem Vorjahresniveau,
also bei ca. 103 Liter zu liegen kommt.
Bierkonsum geht weltweit zurück: Wenn die Weltpolitik auf den
Bierdurst durchschlägt
Die Gründe für den Rückgang beim Bier-Konsum sind „mannigfaltig“:
Neben dem Trend zu einem Lebensstil mit geringerem Alkohol-Konsum
spielen auch die alternde Gesellschaft sowie demographische
Entwicklungen eine Rolle. Die hohen Lebenshaltungskosten und die
„betrüblichen wirtschaftlichen Aussichten“ sowie die Vielzahl an
Krisen und Konflikten, mit denen Konsumenten seit einiger Zeit
konfrontiert sind, machen sich ebenfalls negativ bemerkbar; es wird
generell weniger konsumiert und ausgegeben. Das betrifft im Fall der
Brauereien „vor allem die Absätze in der deckungsbeitragsstarken
Gastronomie. Diese hat sich von der Corona-Delle und der
Schließungswelle noch nicht wieder erholt“, so Schwarz. Eine
Entwicklung, die den Brauern „ernsthafte Sorgen“ bereitet: Auch im
Vorjahr galt es, einen Absatzrückgang von 3 Prozent bei Fass- und
Tankbier „zu verkraften.“
Export-Plus von neun Prozent
Auf der erfreulichen Bilanzseite ist zu vermerken, dass
österreichisches Bier auch im Ausland sehr beliebt ist: In Summe
gingen 2024 mehr als 13 Prozent der produzierten Menge in den Export.
„Demnach wurden im Vorjahr für das Ausland 25 Mio. Krügerl mehr Bier
und alkoholfreies Bier ‚made in Austria‘ produziert als noch 2023“,
freut sich Schwarz. Dabei zeigt sich auch im Export, dass
alkoholfreies Bier „im Trend liegt“: Bereits jedes zweite [5] in
Österreich produzierte alkoholfreie Bier wird für Märkte im Ausland
produziert. Für Florian Berger, Geschäftsführer des
Brauereiverbandes, erklärt sich der Zuwachs auch durch den boomenden
Inlands-Tourismus: „Wer bei uns urlaubt, lernt österreichisches Bier
kennen und schätzen.“ Zusätzlich „folgen heimische Brauereien den
österreichischen Touristen auf ihren Reisen in Richtung Süden.“ Das
Export-Plus kam also nicht von ungefähr, sondern wurde durch
verstärkte Aktivitäten der Brauereien angekurbelt, die sich aufgrund
des stagnierenden Heimmarktes weitere Absatzkanäle suchen.
Prost ohne Promille auf dem Vormarsch
Ein weiterer positiver Trend, der sich 2024 „manifestierte“, ist
jener zu alkoholfreiem Bier [6] : Dieses legte in Österreich im
Vorjahr um beachtliche 8,4 Prozent zu - das ist ein Plus von 24.000
Hektolitern oder fünf Millionen Krügerl. Für den Inlands-Verbrauch
wurden „mehr als 31 Millionen Liter an alkoholfreiem Bier
eingebraut“. „Bier ohne Promille macht damit bereits 3,7 Prozent des
Gesamtausstoßes aus“, so Karl Schwarz. Auf diesen Trend springen
immer mehr Brauereien auf - und das erweiterte Angebot findet regen
Absatz. Florian Berger sieht hier auch für die kommenden Jahre eine
große Chance für die heimische Brauwirtschaft: „Konsumentinnen und
Konsumenten suchen alkoholfreie Alternativen und die heimische
Brauwirtschaft bedient diese Nachfrage auch durch Produkt-
Neueinführungen zuverlässig.“ Die Branche ist sich einig, dass
„alkoholfreies Bier made in Austria seine Erfolgsgeschichte in den
nächsten Jahren fortschreiben wird.“ Liegt doch in Märkten mit
vergleichbarem Konsumverhalten wie Tschechien oder Deutschland der
Anteil an alkoholfreien Bieren bereits bei über sechs bzw. sieben
Prozent am Gesamtausstoß. Diese Zahlen sind auch für Österreich
langfristig zu erwarten - das entsprechende Wachstum soll den
rückläufigen Bier-Absatz kompensieren. „Bereits jetzt lassen
alkoholfreie Biere (inkl. AF-Radler) in der Produktions- und
Absatzmenge Pils-, Weizen- und Bockbiere hinter sich und erobern
Platz vier im Ranking der beliebtesten Biersorten des Landes“, so
Florian Berger.
„Konservative“ heimische Biertrinker: Lager-/Märzenbier nach wie
vor am beliebtesten
Auf Platz 1 im Beliebtheitsranking landet - wie seit vielen
Jahren - das klassische Lager-/Märzenbier, und Florian Berger weiß:
„Die heimischen Bierkonsumenten bleiben ihrem Geschmack treu.“ In
Summe wurden 2024 fast sechs Mio. Hektoliter Märzenbier getrunken -
das bildet einen 70-prozentigen Anteil an der Produktionsmenge ab.
Platz 2 belegt sonstiges Vollbier mit einem Absatz von 1 Mio.
Hektoliter und einem 13-prozentigen Anteil, gefolgt von Spezialbier (
4%).
Das volatile Geschäft mit dem Bier: „Euro-Flop“, Hitzetage und
Schlechtwetter
Wendet man sich der Analyse der Vorjahresbilanz zu, so stehen an
erster Stelle vor allem die enttäuschten Erwartungen der Bierbrauer
im Zusammenhang mit der Fußball-EM: „Der Juni war eine herbe
Enttäuschung“, so Karl Schwarz. „Sowohl in Österreich als auch in
Deutschland gab es während der Europameisterschaft zweistellige
Rückgänge im Bierabsatz.“ Erklärung dafür gäbe es - so Schwarz -
„keine, die uns logisch erscheint.“ Wohl hatte der Juni drei
Verkaufstage weniger als im Vorjahr, „aber das ist nur ein Teil einer
möglichen Erklärung.“
Schwarz spricht von einer „Hochschaubahn für Bierbrauer im ersten
Halbjahr.“ Außerhalb des Gastronomie-Geschäfts waren „extreme Auf und
Abs“ zu verzeichnen, die es „in dieser Form, solange ich im Geschäft
bin, nie gab.“ Bier werde immer öfter „aktionsgetrieben“ gekauft -
das führt zu extremer Volatilität, die es den Brauern nicht leichter
macht. „Auf Plus 30 folgen Minus 20 Prozent in einem extrem kurzen
Zeitraum.“
„Bei über 25 Grad trinkt man eher Wasser“
Zu schaffen macht den Brauern auch der Klimawandel - und das
nicht nur auf Rohstoff-Seite: 2024 geht als eines der heißesten Jahre
seit Messbeginn [7] in die Geschichte ein, gepaart mit einer der
längsten Hitzewellen. „Hitze ist schlecht für das Braugeschäft -
außer für die alkoholfreien Biere, die auch bei tropischen
Temperaturen noch gut nachgefragt werden“, analysiert Schwarz. Auch
sonstige Wetterextreme, wie etwa das Hochwasser im September, prägte
die Brauereien - vor allem jene im Osten des Landes waren durchaus
stark betroffen und daher temporär nur eingeschränkt leistungsfähig.
Kreislauf-Wirtschaft: Bierbrauer als Vorreiter und Innovatoren; 7
von 10 Bieren werden in umweltfreundliche Mehrweg-Gebinde abgefüllt
Auch 2024 stand unter dem Eindruck der nachhaltigen
Entwicklungen, die gerade beim Bier schon lange Thema sind. Bier hat
den höchsten Mehrweg-Anteil bei Getränken - dieser lag 2024 bei
beeindruckenden 67 Prozent [8] . „Eine beachtliche Branchen-Leistung
angesichts des Einbruches bei Gastro-Absätzen“, so Florian Berger.
Mehrweg-Spitzenreiter ist seit Jahren die 0,5 Liter Glas-Flasche -
nahezu die Hälfte (46,6%) des bierigen Inlandsausstoßes wird darin
abgefüllt. Und das „wohl bekannteste aller Bier-Gebinde“ ist weiter
gewachsen [9] : 2024 wurden um 12,3 Mio. mehr 0,5 Liter Mehrweg-
Flaschen als noch im Vorjahr produziert.
Mehrweg boomt auch im kleinen Gebinde: 2024 wurden 80 Mio. 0,33 l
Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt
Und auch die kleinen Mehrweg-Gebinde boomen: Um der seit Anfang
Jänner 2024 verpflichtenden Mehrwegquote im Lebensmitteleinzelhandel
und erst recht den steigenden Kundenwünschen nach mehr Mehrweg zu
entsprechen, forcieren viele Brauereien ihr Angebot an (kleinen)
Mehrweg-Glasflaschen. „Unsere Mitgliedsbetriebe leben
Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“, betont Florian Berger. 2024
wurden mehr als 266.000 hl Bier in 0,33-Liter-Mehrweg-Glasflaschen
gefüllt - das sind beachtliche 80 Millionen mehrwegfähige Flaschen!
Die Einführung der neuen mehrwegfähigen Standard-Kleinflasche „Vichy“
im April 2024 ist ein Erfolg: „Wir sind als Branche stolz auf ein
Plus von 18 Millionen Flaschen binnen eines Jahres.“ Der Mehrweg-
Anteil bei 0,33 Flaschen stieg damit binnen eines Jahres von 25 auf
nunmehr 31 Prozent an. „Dieser Trend wird sich ganz klar fortsetzen“,
so der Verband der Brauereien. Und die Erfahrungswerte mit der neu
eingeführten 0,33-Liter-Mehrweg-Bierflasche, die mit 20 Cent
bepfandet ist, sind gut: „Die Flasche wird gut angenommen und auch
regelmäßig retourniert.“
„Verantwortung leben“: Pfand auf 0,5 Mehrweg-Flaschen von 9 auf
20 Cent erhöht
Auch beim Mehrweg-Pfand gab es Anfang 2025 eine Neuerung: Per
Februar hoben die heimischen Brauereien nach 40 Jahren den Pfandsatz
für die klassische 0,5-Liter-Mehrweg-Bierflasche von 9 auf 20 Cent
brutto pro Flasche an. Die nunmehr geltende Pfandhöhe orientiert sich
am Wiederbeschaffungswert von neuen Flaschen.
Trotz der Umstellungs-Kosten im „zweistelligen Millionenbereich“,
die ausschließlich von den Brauereien getragen werden, war die
Pfanderhöhung alternativlos: Viele Jahre lang war diese nicht
umgesetzt worden, da branchenseitig befürchtet wurde, Konsumenten an
Einweggebinde zu verlieren. Doch aufgrund des niedrigen Einsatzes
wurden immer häufiger Mehrweg-Gebinde „nicht retourniert, sondern
entsorgt.“ Das führte dazu, dass die Brauereien verstärkt Flaschen
nachkaufen mussten und damit zu einem Schaden in Millionenhöhe für
die Brauereien und weitere Getränkeproduzenten. „Die neue Pfandhöhe
schafft wieder Anreiz, die Flaschen in den Kreislauf rückzuführen“,
erklärt Karl Schwarz. Mehrweg-Bierflaschen „müssen im Umlauf bleiben“
- sind sie doch „Öko-Vorreiter“ und können bis zu 40 Mal
wiederbefüllt werden.
Brauereien tragen Umstellungskosten in Höhe von geschätzt 10 Mio.
Euro
In Vorbereitung auf die Umstellung haben die Bierbrauer
Schätzungen vorgenommen, wie viele 0,5-Liter-Mehrweg-Flaschen sich in
Umlauf befinden. Gepaart mit Lagerstandserhebungen im Handel geht
Schwarz von einem Aufwand in der Höhe von fast 10 Millionen Euro für
die Brau-Branche aus. „Wir können nur mit Annahmen und
Näherungswerten arbeiten, die genauen Kosten werden wir Ende 2025
kennen.“ Die Umstellung der Automaten auf das neue Pfand verlief - so
Florian Berger - „friktionsfrei.“
[1] Gesamtausstoß 2023 inkl. AF-Bier und Export: 9.980.312 Mio.
hl
[2] Inlands-Ausstoß inkl. AF-Bier 2024: 8.533.956 Hl versus
8.548.305 (-0,17 %)
[3] Export 2023: 1.432.007 Hl zu 1.561.032 Hl in 2024, Plus von
12,9 Mio. Hl = rund 25 Mio. Krügerl Bier
[4] Bier-Absatz D: -1,4 % gesamt (Inland - 2 %, Export + 1,5 % zu
2023); Quelle: Deutscher Brauer Bund; Bierabsatz Schweiz: -1,6%
gesamt; Quelle: Schweizer Brauerei-Verband
[5] Anteil Export AF-Bier am Gesamtausstoß AF-Bier: AF-Bier
Ausstoß gesamt in 2024: 613.222 Mio. HL, Export von 300.970 Mio. HL =
49 %
[6] Lt. österr. Lebensmittelkodex gilt Bier mit einem
Alkoholgehalt von max. 0,5% Alkohol noch als AF-Bier
[7] Quelle: BMK https://infothek.bmk.gv.at/2024-waermstes-jahr-in
-oesterreich/ bzw. https://kurier.at/chronik/oesterreich/hitze-
oesterreich-wetter-klimawandel-temperaturen-juli-bilanz-
ubimet/402931064
[8] Bier in Gebinden in 2024: Fass & Tank 17,4 %; Dosen: 25,8 %;
Glas 56,8 % (davon 49,6 % in Glas-MW 0,5 und 0,33 l)
[9] Bier in 0,5 l Mehrweg-Glas: 3,97 Mio. Hl in 2024 zu 3,90 Mio.
HL in 2024; Differenz von 61.495 Hl = 12,3 Mio. Krügerl
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