19.12.2024, 5591 Zeichen
Klagenfurt am Wörthersee (OTS) - Die Energiewende ist nicht nur ein
großes Ziel, sie ist eine
Notwendigkeit - für die Umwelt, für unsere Wirtschaft und für die
Menschen in Kärnten. Doch während die Herausforderungen wachsen,
sehen sich Unternehmen und Investoren oft mit bürokratischen Hürden
konfrontiert, die den Fortschritt bremsen. „Die Energiewende kann nur
gelingen, wenn wir alle Technologien nutzen und bürokratische
Blockaden beseitigen. Für die Wirtschaft ist es Gift, wenn wir
kontinuierlich über Verbote diskutieren. Wir brauchen mehr
Ermöglicher und weniger Verhinderer“, so WK-Präsident Jürgen Mandl.
Weniger Bürokratie für mehr Tempo
Um Investitionen in Windkraft, Photovoltaik und
Speichertechnologien zu ermöglichen, sind
beschleunigte Genehmigungsverfahren für Energieinfrastrukturen
unerlässlich. Mandl: „Technologieoffenheit und ein ausgewogener
Energiemix sind der Schlüssel, um Kärnten als Wirtschafts- und
Lebensstandort zukunftsfit zu machen. Bürokratische Schikanen und
ideologische Verbote können wir uns nicht leisten.“ Neue Modelle wie
Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) sind ein wichtiger Schritt zu
einer kostengünstigen regionalen Stromversorgung. Sie ermöglichen
Unternehmen und Haushalten mehr Unabhängigkeit von den globalen
Energiemärkten. Für ihren nachhaltigen Erfolg braucht es aber klare
rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen. Dem Land hat die
Wirtschaftskammer nun einen ganzen Katalog an konkreten und
detaillierten beschriebenen Maßnahmen zum Bürokratieabbau vorgelegt.
Mandl: „Ich erwarte, dass das in den nächsten zwölf Monaten abgebaut
wird!“
Kein Platz für „parteipolitische Spielchen“
Ein großes Ärgernis sind die steigenden Netzkosten, die vor allem
Regionen wie Kärnten belasten. „Es ist doch nicht gerecht, dass
Kärnten als großer Stromproduzent mehr zahlt als andere Bundesländer.
Das muss sich ändern“, fordert Mandl. Ein österreichweit
einheitlicher Netztarif sei dringend notwendig, um den
Wettbewerbsnachteil der Kärntner Unternehmen auszugleichen. „Die
Wirtschaft und die Menschen brauchen Leistbarkeit, Planbarkeit und
Machbarkeit, um in die Zukunft investieren zu können“, so Mandl.
„Parteipolitischen Spielchen“ wie die Anti-Windkraft-Volksbefragung
erteilte Mandl eine klare Absage: „Wir sollten uns dringend auf die
Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren und darauf, wie wir unseren
Wirtschafts- und Lebensstandort für die kommenden Generationen
sicherstellen. Es geht einfach nicht, dass die Kärntner Behörden zehn
Jahre für die Genehmigung eines Kleinstwasserkraftwerks brauchen.“
Kärnten braucht regionalen Energiemix mit Windkraft
Denn fast 600 Millionen Euro fließen jährlich für fossile
Energieträger ins Ausland ab. Dieses Geld könnte durch eine regionale
und klimafreundliche Energieerzeugung in Kärnten gehalten werden. Ein
Mix aus Wasserkraft, Photovoltaik, Biomasse und Windkraft bildet die
Basis für Kärntens Energiezukunft, skizzierte Christoph Aste, Obmann
des Forums Naturschutz und Wirtschaft Kärnten. Besonders die
Windkraft spielt eine entscheidende Rolle, um den steigenden
Energiebedarf - vor allem im Winter - zu decken. Geplant sind 80 bis
100 Windkraftanlagen, die bis zu 250.000 Haushalte versorgen und
jährlich 6,8 Millionen Kilogramm CO₂ einsparen könnten. Die Standorte
für die Anlagen sind sorgfältig unter Berücksichtigung ökologischer
und infrastruktureller Faktoren ausgewählt und nur auf 0,26 Prozent
der Landesfläche vorgesehen. Aste: „Ziel ist eine ganzjährige
regionale Energieversorgung, die Kärnten wettbewerbsfähig und
unabhängig von fossilen Importen macht.“
„Ökonomischer Selbstmord“
Anhand der anschaulichen Grafiken auf einem europaweiten
Elektrizitätsportal erklärte Aste die Problemlage: Österreich habe
sich entschlossen, keinen Atom- oder Kohlestrom zu produzieren. „Aber
den Strom, den wir hierzulande verboten haben, kaufen wir munter
jeden Tag von anderswo zu. Die Wertschöpfung findet dann allerdings
auch dort statt. Das ist ökologischer Unfug und ökonomischer
Selbstmord!“ Die öffentlich viel beklatschte Energiewende droht am
behäbigen Behördenvollzug zu scheitern. Aste berichtete vom Windpark
Bärofen, der auf Kärntner Seite 2011 eingereicht worden sei und nach
wie vor im Bürokratiedschungel festhänge: „50 Meter weiter, in der
Steiermark, ist der dortige Windpark schon lang in Betrieb, und weder
sind dort die Vögel zuhauf geschreddert worden noch ist die Welt
sonstwie untergegangen.“
Fast die Hälfte der Energie wird importiert
Kärnten ist nach wie vor stark von Energie aus dem Ausland
abhängig. Von den im Jahr 2023 benötigten 26.617 Gigawattstunden (GWh
) konnten nur 16.082 GWh selbst erzeugt werden, hauptsächlich durch
biogene Energien und Wasserkraft. Die restlichen 10.535 GWh wurden
vor allem in Form von Öl und Gas importiert und großteils für Verkehr
und Wärmeerzeugung benötigt. „Im Vergleich zum Jahr 2022 sind die
Importe deutlich zurückgegangen. Der Anteil der erneuerbaren Energie
ist also gestiegen - aber nur, weil insgesamt weniger Energie
benötigt wurde“, sagte Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik
in der Wirtschaftskammer Kärnten. Der Rückgang des Energieverbrauchs
ist daher vor allem auf die schlechte Wirtschaftslage zurückzuführen.
Im Jahr 2022 lagen die Energieimporte fast gleichauf mit der
heimischen Produktion. „Die Energieerzeugung aus Windkraft und
Photovoltaik betrug im Vorjahr gerade einmal 479 GWh oder knapp 2
Prozent. Um die Energiewende zu schaffen und unabhängig von
ausländischen fossilen Energieträgern zu werden, muss dieser Anteil
deutlich steigen. Und das wird mit einem Verbot einzelner
Technologien wohl nicht gelingen“, so Draxler abschließend.
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