18.12.2024, 3226 Zeichen
In einem offenen Brief wenden sich Wiener Börse-AR-Chef und Wienerberger-CEO Heimo Scheuch und Wiener Börse-CEO Christoph Boschan an die nächste Regierung. Hier ihre Worte:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Österreich steht vor der nächsten Legislaturperiode, die Regierungsverhandlungen laufen. Wir blicken jedoch mit großer Sorge auf die Zukunft, denn die Herausforderungen sind unübersehbar und drängend. Europas Wettbewerbsfähigkeit hat Risse bekommen, und Österreich ist davon nicht ausgenommen.
Besonders alarmierend ist die Entwicklung des Pensionssystems: Rund 14 % des BIP fließen jährlich in das System und dieser Anteil wächst kontinuierlich weiter. Gleichzeitig liegt die Ersatzrate in Österreich bei lediglich 54 %, deutlich unter Ländern wie den Niederlanden (67 %) oder Dänemark (61 %), die mit nur 7-8 % des BIP deutlich effizientere Systeme finanzieren. Es ist klar, dass nicht nur das Pensionssystem, sondern viele Bereiche des Budgets einen ambitionierten Ansatz benötigen, um nachhaltige Lösungen zu schaffen.
Enttäuschend sind aber vor allem die kursierenden Lösungsansätze. Ein essenzielles Instrument zur Bewältigung dieser Herausforderungen bleibt weiterhin vernachlässigt: der Kapitalmarkt. Österreich braucht dringend einen Innovationsschub, denn nur durch neue Produkte, Prozesse und Dienstleistungen können wir wachsen. Dies erfordert Eigenkapital und den Zugang zu leistungsfähigen „Kapitalpools“ – auf die unsere Unternehmen zugreifen können – wie sie vergleichbare Länder bereits erfolgreich etabliert haben. Die Blaupausen für ein zukunftsgerichtetes Kapitalmarktsystem existieren längst: Ein Pensionssystem, das sich stärker auf den Kapitalmarkt stützt, könnte nicht nur den Staatshaushalt langfristig entlasten, sondern auch den Wohlstand absichern und breiter verteilen – wie es in den Niederlanden, Dänemark oder Schweden bereits Realität ist.
Das weltweit anerkannte und erfolgreiche Modell eines Vorsorgedepots für die steuerliche Begünstigung der privaten Vorsorge wurde auch hierzulande bereits diskutiert, die Wiedereinführung einer Behaltefrist stand ebenfalls im letzten Regierungsprogramm. Beide Instrumente, genauso wie ein Staatsfonds nach norwegischem Vorbild, sind Wege, um mehr Geld in den Kapitalmarkt zu lenken und somit eine ergiebigere Kapitalquelle für unsere Unternehmen und gleichzeitig Erträge für die Bürgerinnen und Bürger zu kreieren.
Derzeit liegen rund 330 Mrd. Euro an privatem Vermögen in niedrigverzinsten Anlagen brach. Dieses Kapital könnte nicht nur den heimischen Unternehmen für Wachstum und Fortschritt dienen, sondern auch den Anlegerinnen und Anlegern langfristig Erträge sichern – um damit Wohlstand für alle zu generieren. Länder mit entwickelten Kapitalmärkten wachsen nachweislich schneller, nachhaltiger und erholen sich rascher von Krisen.
Nach Jahren des Stillstands fordern wir daher mit Nachdruck, endlich auch in Österreich substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Kapitalmarkts zu verankern. Jetzt ist die Zeit, mutig zu handeln und die Basis für eine wettbewerbsfähige, innovative und wohlhabende Zukunft zu schaffen.
Mit freundlichen Grüßen,
Heimo Scheuch
Aufsichtsratsvorsitzender Wiener Börse, CEO Wienerberger AG
Christoph Boschan
CEO, Wiener Börse AG
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Uniqa
Die Uniqa Group ist eine führende Versicherungsgruppe, die in Österreich und Zentral- und Osteuropa tätig ist. Die Gruppe ist mit ihren mehr als 20.000 Mitarbeitern und rund 40 Gesellschaften in 18 Ländern vor Ort und hat mehr als 10 Millionen Kunden.
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