13.12.2024, 4297 Zeichen
Wien (OTS) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in
ihrer heute
veröffentlichten Prognose für 2024 das zweite Jahr in Folge eine
sinkende Wirtschaftsleistung (-0,9 Prozent). Im Jahr 2025 wird mit
einem positiven, aber nur schwachen Wachstum von 0,8 Prozent
gerechnet, bevor der Aufschwung im Jahr 2026 mit 1,6 Prozent seinen
Höhepunkt erreichen soll. Die HVPI-Inflation wird 2024 gegenüber dem
Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 2,9 Prozent fallen. Danach wird
mit einem weiteren kontinuierlichen Rückgang gerechnet, wobei das
Inflationsziel der EZB von 2 Prozent im Jahr 2027 erreicht werden
dürfte. Die lange Schwächephase führt zu einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit laut AMS-Berechnung auf 7,0 Prozent (2024) bzw. 7,4
Prozent (2025). Der Budgetsaldo verschlechtert sich auf -3,7 Prozent
(2024) bzw. -4,1 Prozent (2025) und bleibt auch in den Folgejahren
über der 3-Prozent-Grenze.
Die schwache internationale Konjunktur, der Strukturwandel in der
europäischen Automobilindustrie und die hohen Energie- und Lohnkosten
setzen der österreichischen Industrie stark zu und haben 2024 zu
einem Rückgang der Exporte geführt. Die Investitionen leiden unter
dem Anstieg der Finanzierungskosten und negativen Absatzerwartungen.
Gleichzeitig ist die Verunsicherung der Konsument:innen weiterhin
sehr hoch, sodass der private Konsum trotz starker realer
Einkommenszuwächse leicht zurückgegangen ist. In der Folge wird das
reale BIP im Jahr 2024 um 0,9 Prozent sinken, was den zweiten
Rückgang in Folge darstellt (2023: -0,8 Prozent). Da die
Konjunkturindikatoren derzeit keine Signale für einen unmittelbar
bevorstehenden Aufschwung geben, wird für das Jahr 2025 nur mit einer
schwachen Erholung um 0,8 Prozent gerechnet. Erst für die Jahre 2026
und 2027 wird ein stärkeres zyklisch bedingtes Wachstum von 1,6
Prozent bzw. 1,3 Prozent erwartet.
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche erweist sich der
Arbeitsmarkt als relativ robust. Durch die Arbeitskräfteknappheit der
letzten Jahre und das nur schwache Wachstum des Arbeitskräfteangebots
aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Arbeitslosenquote
2024 und 2025 nur auf 7,0 Prozent bzw. 7,4 Prozent steigen. Ab 2026
wird die konjunkturelle Erholung kräftig genug sein, um die
Arbeitslosigkeit wieder sinken zu lassen.
Die österreichische HVPI-Inflation hat sich im Jahr 2024 mit 2,9
Prozent gegenüber 2023 (7,7 Prozent) um mehr als die Hälfte
verringert. Dies ist vor allem auf die rückläufigen Energiepreise,
aber auch auf eine geringe Inflation bei unverarbeiteten
Nahrungsmitteln und von Industriegütern ohne Energie zurückzuführen.
Die Inflation wird in den Folgejahren 2025 bis 2027 weiter auf 2,4
Prozent, 2,2 Prozent bzw. 2,0 Prozent zurückgehen. Anfang 2025
verhindern das Auslaufen energiepolitischer Maßnahmen und die nach
der Aussetzung der Gebührenanpassung im Jahr 2024 wieder steigenden
Gebühren einen stärkeren Rückgang der Inflation. Der
Inflationsunterschied zum Euroraum reduziert sich deutlich und wird
bis zum Jahr 2027 vollständig verschwinden.
Der öffentliche Budgetsaldo verschlechterte sich 2024 auf -3,7
Prozent des BIP, nachdem er 2023 noch bei -2,6 Prozent gelegen war.
Im Jahr 2025 wird das Defizit mit 4,1 Prozent noch höher ausfallen.
Dies ist in erster Linie auf die verzögerte Anpassung von Pensionen
und öffentlichen Gehältern an die Inflation und das schlechte
makroökonomische Umfeld zurückzuführen.
Ein wesentliches Abwärtsrisiko stellt eine Reduktion der hohen
Defizite zur Erfüllung der europäischen Fiskalregeln dar. Die dadurch
notwendigen Konsolidierungsbemühungen könnten das Wachstum in den
Jahren 2025-2027 um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte pro Jahr verringern.
Ein weiteres Risiko ist die Einführung der vom designierten US-
Präsidenten Donald Trump angekündigten US-Importzölle, die das
Wachstum 2025 um bis zu 0,2 Prozentpunkte dämpfen würden. Ein
Aufwärtsrisiko stellt ein rascherer Rückgang der Sparquote und damit
verbunden höhere Konsumausgaben dar - mit einem Wachstumsimpuls von
etwa 0,2 Prozentpunkten pro Jahr. Die Inflationsrisiken sind
mehrheitlich nach oben gerichtet: Geopolitische Spannungen, ein
möglicher Handelskrieg, aber auch eine stärkere und schnellere
Erholung der Inlandsnachfrage würde die Inflation erhöhen.
Die Gesamtwirtschaftliche Prognose für Österreich ist auf der
Website der OeNB verfügbar.
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