04.10.2024, 4527 Zeichen
Wien (OTS) - Knapp über eine Million unselbständig Erwerbstätige (zum
30.Juni 2024
exakt 1.081.514) sind derzeit in das österreichische
Pensionskassensystem einbezogen. Für sie verwalteten die acht
österreichischen Pensionskassen (PK) zu diesem Stichtag ein Vermögen
von Ꞓ 27,6 Mrd.
Heute verfügt bereits in etwa jeder Vierte (23%) Beschäftigte in
Österreich über eine Anwartschaft auf eine derartige Rente. Rund 14%
von ihnen bezogen bereits eine Zusatzpension aus dieser Form der
betrieblichen Altersvorsorge, 86% sind als sogenannte
Anwartschaftsberechtigte (AWB) noch in der Ansparphase.
Daher sind die jährlichen Einzahlungen in dieses System mit Ꞓ 1,4
Mio. nach wie vor höher als die Summe der auszuzahlenden Leistungen
in Höhe von Ꞓ 1,2 Mio. 98 % der AWB haben eine beitragsorientierte
Pensionszusage; das heißt, die tatsächliche Pensionshöhe hängt von
der langfristigen Veranlagungsperformance und damit von der
Kapitalmarktentwicklung ab. Im Durchschnitt der vergangenen zehn
Jahre beträgt die Performance +3,11%. Lediglich zwei Prozent der AWB
haben eine leistungsorientierte Zusage, also eine im Vorhinein
garantierte Höhe der Zusatzpension. Das dafür erforderliche Kapital
macht aber rund ein Fünftel des Gesamtvermögens der Pensionskassen
aus. Das Pendant in der betrieblichen Altersvorsorge zu den
Pensionskassen, die Betriebliche Kollektivversicherung, fristet mit
einem seit Jahren stagnierenden verwalteten Vermögen von rund Ꞓ 1,1
Mrd. nach wie vor ein Schattendasein. Dies geht aus dem „Bericht der
FMA zur Lage der Pensionskassen 2024“ hervor.
Pensionslücke der Frauen auch in der betrieblichen Altersvorsorge
Während 46% der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten Frauen
sind, beträgt deren Anteil an der für die Pensionshöhe letztlich
relevanten Deckungsrückstellung lediglich 27%. Daher ist die
durchschnittliche Deckungsrückstellung der Männer mit Ꞓ 32.466 mehr
als doppelt so hoch wie jene der Frauen (Ꞓ 14.234). Dies spiegelt
einerseits die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen sowie
deren höheren Anteil bei Teilzeitbeschäftigung sowie die Karenzzeiten
wider, andererseits führt dies zu einer nicht einmal halb so hohen
Zusatzpension.
Volatile Veranlagungsstrategie
Angesichts ihres langfristigen Veranlagungshorizonts und eines
nach wie vor niedrigen und vor allem planbaren Liquiditätsbedarfs,
können die Pensionskassen eine durchaus aktive Veranlagungsstrategie
mit einem höheren Ertrags-/Risikoprofil verfolgen. Dies hat aber eine
volatile Veranlagungsperformance zur Folge. So schwankte das
Veranlagungsergebnis in den vergangenen zehn Jahren zwischen +11,6% (
2019) und - 9,7% (2022); 2023 betrug es +6,4%, im 1. Halbjahr 2024
betrug es +4,0%.
Trotz der volatilen Performance wird bei 82% der
Pensionskassenzusagen (gemessen an der Deckungsrückstellung) auf die
gesetzlich vorgesehene Mindestertragsgarantie mittels „Opting Out“
verzichtet. Deren rechtliche Konstruktion ergibt auch in Wahrheit
keine volle Kapitalgarantie, sondern lediglich eine Leistungserhöhung
für ein Jahr. Ihr jährlicher Soll-Wert ist aufgrund des
Niedrigzinsumfelds seit 2015 mit bis zu -0,4% negativ.
Die Pensionskassen halten zwar mehr als 95% ihres Vermögens in
Investmentfonds, passen die Strategie aber aktiv an. So senkten sie
etwa angesichts des Niedrigzinsumfeldes von Ende 2012 bis Mitte 2024
den durchgerechneten Anteil an Anleihen von 58,0% auf 36,6%, der
Anteil an Aktien erhöhten sich hingegen von 24,4% auf 36,9%. Mehr als
ein Fünftel des Gesamtvermögens haben die PKs in nicht
börsennotierte, private Investments (Immobilien, Darlehen, sonstige
Vermögenswerte) veranlagt. Im europäischen Vergleich haben sie
überdies den höchsten Anteil alternativer Vermögenswerte, ebenso
spielen Derivate eine wichtige Rolle.
Klima-Stresstest
Als große institutionelle Investoren spielen Pensionskassen auch
beim Kampf gegen den Klimawandel eine nicht unwesentliche Rolle.
Derzeit beträgt aber der Anteil klimagefährdender Vermögenswerte in
ihrem Portfolio noch immer 26% (2023: 28%), vor allem aus den
Sektoren fossile Energie und Immobilien. Die FMA hat die PKs daher
auch 2024 einem Klima-Stresstest unterzogen, dieses Mal nach den
Vorgaben des Fit-for-55-Paketes der Europäischen Kommission. Das
Basisszenario ergab eine Wertminderung um -3,5%, das erste adverse
eine um -5,8% und zweite adverse eine von -16,1%. Hier stehen also
die Pensionskassen noch vor großen Herausforderungen.
Den gesamten Bericht finden Sie auf der FMA-Website unter:
https://www.fma.gv.at/pensionskassen/offenlegung/lag...
oesterreichischen-pensionskassen/
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