30.09.2024, 5789 Zeichen
Graz (OTS) - Am „Wilden Berg“ in Mautern haben die Land&Forst
Betriebe Steiermark
im Rahmen eines Förderprojektes von Bund, Land und EU Wissenschaft
und Praxis zusammengebracht. Der Fokus der Fachexkursion lag auf
modernen Technologien zur digitalen Waldinventur. Experten von der
BOKU, dem BFW und aus der Forstpraxis erörterten, wie datengetriebene
Methoden die Waldbewirtschaftung unterstützen können.
Digitale Technologien gewinnen in vielen Bereichen zunehmend an
Bedeutung. Auch in der Forstwirtschaft spielen Innovationen wie
Künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und Machine Learning eine
immer wichtigere Rolle. Angesichts der zunehmenden Wetterextreme
sehen sich Forstbetriebe verstärkt der Notwendigkeit gegenüber,
umfassende Daten über ihre Wälder zu generieren. Die betriebliche
Waldinventur stellt hierbei ein zentrales Instrument dar. Doch wie
viel Monitoring und welche Daten benötigen die Forstbetriebe, um ihre
Wälder zukunftsorientiert bewirtschaften zu können?
Zu Beginn der Exkursion präsentierten der Grundeigentümer und der
Betriebsleiter der Prinz Reuss’schen Gutsverwaltung, Mag. Heinrich
Reuss und Dipl. Ing. Karl Goritschnig, die aktuelle Situation der
bewirtschafteten Flächen. „ Der Klimawandel macht die
Waldbewirtschaftung zunehmend herausfordernder und kostenintensiver.
Bis März dieses Jahres konnten wir unsere betriebliche Strategie
planmäßig umsetzen. Die Extremwetterereignisse ab April haben uns
jedoch dazu gebracht, uns eher als Passagiere der Situation zu
fühlen. Eine digitale Waldinventur, die dynamisch abbildet, wie sich
unsere Bestände entwickeln, könnte uns helfen, diesen
Herausforderungen proaktiv zu begegnen und effizientere Lösungen zu
finden. Die digitale Erfassung von Forststraßen, Gebietsgrenzen und
einzelnen Bäumen würde uns bereits bei der Planung einer klimafitten
Waldbewirtschaftung enorm unterstützen . “ erklärte Betriebsleiter
Karl Goritschnig.
Ob und wie rasch die digitale Waldinventur alle in der
Forstpraxis benötigten Parameter abbilden kann, wurde anschließend
mit Dr. Christoph Gollob von der Universität für Bodenkultur
diskutiert. Die lasergestützte Datenerhebung ermöglicht bereits die
Erstellung digitaler „Waldzwillinge“. Stichproben der Waldflächen
können mit Lasertechnologie schneller als von Hand erhoben werden, um
forstliche Kennzahlen großflächig zu errechnen. Einzelbaumdaten wie
Höhe, Durchmesser, Biomassegehalt und Kohlenstoffspeicherung lassen
sich ebenfalls erfassen. Trotz dieser weitreichenden Möglichkeiten
sind die hohen Anschaffungskosten in der Praxis ein Hindernis. Dr.
Christoph Gollob blickt dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft: ‚‚ Die
Entwicklung neuer Methoden zur Berechnung klimarelevanter,
forstökonomischer Parameter schreitet laufend voran. Schon jetzt
lassen sich mit Smartphones und Tablets einfache Laserscans
durchführen und ermöglichen den Forstbetrieben den niederschwelligen
Zugang zu einer digitalen Inventur. Dabei bleibt es abzuwarten,
welche Möglichkeiten der technologische Fortschritt in Zukunft
bringen wird. Die größte Herausforderung wird jedenfalls die
Transformation der Methoden von der Theorie in die Praxis. Gerade
Veranstaltungen wie diese tragen erfolgreich zur Vernetzung von
Wissenschaft und Forstpraxis bei.‘ ‘
Ein erkennbarer Trend der Waldinventur ist zudem die verstärkte
Berücksichtigung von Parametern der Biodiversität, um ein
ganzheitlicheres Bild des Waldzustands zu erhalten. Dipl. Ing. Martin
Steinkellner vom Bundesforschungszentrum für Wald führte dazu aus: ‚‚
Die Erhebung von zentralen Biodiversitätsfaktoren wie der
Baumartenmischung oder dem Totholzbestand wird in der forstlichen
Praxis zunehmend relevanter. Eine automatisierte Erhebung über
digitale Methoden ist bis dato nur begrenzt möglich. Gerade durch das
steigende Interesse der Öffentlichkeit am Thema Waldbiodiversität ist
es für die Praxis dennoch ratsam auch Daten zu diesen Kennzahlen zu
sammeln. ‘‘
Die Möglichkeiten zur Datenerhebung im Wald sind vielfältig. In
Bezug auf die Sinnhaftigkeit für einzelne Betriebe merkte Es ist
entscheidend, dass Forstbetriebe nicht blind Daten sammeln. Eine
effektive Inventur, ob digital oder traditionell, ist nur dann von
Nutzen, wenn die erhobenen Daten gezielt verwendet werden. Durch
zielgerichtete Datenerhebung können Kennzahlensysteme und Analysen
aufgebaut werden, die den Betrieben helfen, ihre Ziele zu erreichen
und somit einen echten Mehrwert für die Zukunft zu schaffen an: „ Es
ist entscheidend, dass Forstbetriebe nicht blind Daten sammeln. Eine
effektive Inventur, ob digital oder traditionell, ist nur dann von
Nutzen, wenn die erhobenen Daten gezielt verwendet werden. Durch
zielgerichtete Datenerhebung können Kennzahlensysteme und Analysen
aufgebaut werden, die den Betrieben helfen, ihre Ziele zu erreichen
und somit einen echten Mehrwert für die Zukunft zu schaffen. “
Die abschließende Frage an die Referenten, wieviel Monitoring
unser Wald nun wirklich braucht, wurde von allen beinahe
gleichlautend beantwortet. Nämlich hängt es nach deren Meinung immer
von den Betriebszielen des jeweiligen Unternehmens ab, welche Daten
benötigt werden. Die besten Daten sind nichts wert, wenn sie nicht
interpretiert und verwendet werden.
Der Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark Ök.-Rat Carl Prinz
von Croy unterstrich abschließend: ‚‚ Jeder Waldeigentümer muss
seinen Wald genau kennen. In diesem Sinne können uns digitale
Methoden in Zukunft weitreichend unterstützen. Nur wer die
Zusammenhänge versteht und klar kommuniziert, kann auch in Zukunft
erfolgreich wirtschaften, ohne ideologische Zwänge. Die
Multifunktionalität des Waldes muss für kommende Generationen
erhalten bleiben. Die Exkursion hat gezeigt, dass hier mit
Fachkompetenz und Weitsicht gearbeitet wird. Die enge Zusammenarbeit
zwischen Forstwirtschaft, Wissenschaft und Forschung ist dabei
unverzichtbar. “
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