11.07.2024,
3991 Zeichen
Berlin (ots) - Bestehende Lizensierungspraktiken auf dem Cloud-Markt
begünstigen die Bündelung von Software- und Cloud-Angeboten und
führen zu Lock-In-Effekten für öffentliche Unternehmen. Darauf weisen
die Zwischenergebnisse einer Umfrage des zentrum Nachhaltige
Transformation (zNT) hin.
Die Umfrage zeigt, dass der Weg in die Cloud auch für öffentliche
Unternehmen vorgezeichnet ist: 84 Prozent der Teilnehmer haben ihre
Aktivitäten bereits ganz oder teilweise in die Cloud verlagert. Dabei
werden vorrangig Office-Anwendungen, wie Text- und Mailverarbeitung
sowie CRM-Systeme, in die Cloud verlegt, hinzu kommen HR-Anwendungen.
"Viele Unternehmen nutzen Angebote, die Cloud- und Software-Lösungen
kombinieren", sagt Prof. Dr. Torsten Oltmanns, Managing Partner des
zentrum Nachhaltige Transformation. "Unsere Zwischenergebnisse legen
nahe, dass Anbieter die Auswahl für öffentliche Unternehmen über
Kosten aktiv einschränken."
"Lock-In-Effekte auf dem Software- und Cloud-Markt sind kaum zu
unterschätzen", sagt Prof. Dr. Patrick Krauskopf von Agon Partners
und der Stiftung KMU für Rechtsdurchsetzung. "Zwischen Software- und
Cloudanbietern und ihren Unternehmenskunden bestehen komplexe,
betriebsübergreifende Abhängigkeiten, die teilweise über Jahrzehnte
zurückgehen." Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker, wissenschaftlicher
Direktor des cyberintelligence.institute (CII) ergänzt: "Insbesondere
der Anbieter Microsoft wurde in der Vergangenheit häufig für gerade
diese Lock-in-Praktiken kritisiert. Ein solches wettbewerbliches
Verhalten führt nicht nur zur weiteren Monopolbildung und Behinderung
von Innovation, sondern schadet letztlich auch den eigenen Kunden."
Unternehmen erwarten steigende Cloud-Kosten
So entscheiden sich etwa zwei Drittel der Unternehmen (65 %), die
Teile oder die gesamte Infrastruktur in die Cloud verlagern, für die
Cloud des Softwareanbieters, in den meisten Fällen ist das Microsoft
Azure. In diesem Fall bedeutet der Wechsel in die Cloud für die
meisten Unternehmen zunächst keine Mehrkosten. Etwa die Hälfte der
Unternehmen, die in die Cloud des Softwareanbieters gewechselt sind,
hatten jedoch nicht die Möglichkeit ihre Softwarelizenzen ohne
zusätzliche Kosten in die Cloud eines Drittanbieters zu übertragen -
diese zusätzliche Kostenbelastung lag bei bis zu 25 Prozent. Zudem
gibt etwa ein Drittel der Befragten an, dass mangelnde Transparenz
und Klarheit zu Schwierigkeiten bei der genauen Vorhersage der
tatsächlichen Kosten von Softwarelizenzen in der Cloud geführt hat.
Insgesamt erwarten 74 Prozent aller Befragten steigende Cloud-Kosten
in den kommenden fünf Jahren.
"Die Zwischenergebnisse unserer Umfrage unterstreichen den Bedarf,
den Cloud-Markt endlich kritisch zu durchleuchten und auf politischer
und regulatorischer Ebene funktionierende Wettbewerbsbedingungen für
Cloud-Angebote zu schaffen", sagt Prof. Dr. Torsten Oltmanns.
Über die Umfrage
In einer Vorstudie hat das zNT mit sechs der acht Mitglieder des 8KU,
der größten kommunalen Energieversorgungsunternehmen in Deutschland,
das Thema Bedingungen auf dem Cloud-Markt im April und Mai 2024
ausgelotet. Seit Mai 2024 läuft eine Befragung unter den
Mitgliedsunternehmen des VKU sowie anderen öffentlichen Unternehmen
in Deutschland, mit Unterstützung durch das Markt- und
Meinungsforschungsinstitut GIM. Die Befragung läuft bis Ende August
2024. Stand 1. Juli 2024 haben sich 31 Unternehmen an der Befragung
beteiligt.
Über das zNT (zentrum Nachhaltige Transformation)
Das zentrum Nachhaltige Transformation (zNT) an der Quadriga
Hochschule Berlin ist Think Tank und Beratung. Seit 2022 entwickelt
das zNT wissenschaftliche Interventionen, die sich mit der Lösung von
Herausforderungen und Fragen beschäftigen, die die nachhaltige
Transformation für Unternehmen und Politik mit sich bringen. Zudem
ist zNT spezialisiert auf Strategie und Umsetzung von Stakeholder
Management in Veränderungssituationen. Das zNT berät Unternehmen und
Verbände dort, wo Lösungen mit messbaren Auswirkungen gebraucht
werden. Mehr unter
https://www.znt-berlin.com
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