27.06.2024,
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Wien (OTS) - Auch wenn Menschen seit jeher Nahrung und Ressourcen
produzieren, liegt in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft nach
wie vor ein erhebliches Innovationspotenzial. Zu diesem Schluss kamen
Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, Politik und Industrie bei
der 2. Agrar- und Forstwissenschaftlichen Konferenz des Ökosozialen
Forums am 26. Juni in Wien. Johannes Abentung, Generalsekretär im
Landwirtschaftsministerium, strich bei der Eröffnung die Bedeutung
der Zusammenarbeit von Wissenschaft und land- und
forstwirtschaftlicher Praxis hervor. Dem stimmte auch der
Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer, zu: „Wir
brauchen einen faktenbasierten Diskurs und den können wir nicht ohne
Wissenschaft führen. Aber auch nicht ohne den Praxis-Check durch die
Betriebe. Nur die Zusammenarbeit ohne ideologische Scheuklappen
bringt uns hier in der Sache weiter.“
Zwtl.: Kooperation gegen Versorgungsunsicherheit
Die Herausforderungen sind enorm. Klimakrise,
Biodiversitätsverlust und Versorgungsunsicherheiten werfen ihre
Schatten voraus. Gleichzeitig müssen weltweit, so die Prognose der
Vereinten Nationen, im Jahr 2080 etwa 10,4 Milliarden Menschen
ernährt werden. Der Schlüssel liegt dabei in der Zusammenarbeit
entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Produktion der
Vorprodukte wie Dünger und Saatgut über die Land- und Forstwirtschaft
bis hin zur Verarbeitung und Handel und nicht zuletzt den
Konsument:innen. In der Kooperation ist dabei der Gedanken der
Kreislaufwirtschaft sehr wichtig.
Zwtl.: Datenlücken schließen
Lebensmittelverluste entlang der Kette sind immer noch ein
massives Problem, das auch von der Agenda 2030 adressiert wird. Es
könne aber nicht isoliert betrachtet werden, weil es mit vielen
anderen Nachhaltigkeitszielen zusammenhänge. Daher müsse die
Problematik systemisch angegangen werden, erklärte Felicitas
Schneider vom Thünen-Institut für Marktanalyse in Braunschweig. Sie
kritisierte das Fehlen statistisch belastbarer Daten über
Lebensmittelverluste in der Primärproduktion. „Während wir über die
Lebensmittelabfälle bei den Konsument:innen verlässliche Daten zur
Verfügung haben, sind wir bei den Verlusten am Feld noch mehr oder
weniger im Blindflug unterwegs.“ Ohne ein vollständiges Bild könne
aber keine Gegenstrategie entwickelt werden. „Es gibt nicht den einen
Hebel der Kreislaufwirtschaft, sondern viele kleine Zahnräder, die
ineinandergreifen müssen,“ so Schneider.
Martina Lepschi von der Modellregion Bioökonomie &
Kreislaufwirtschaft Steirisches Vulkanland betonte die Notwendigkeit,
dass die Stakeholder vor Ort zu einem Konsens kämen, um nachher die
erarbeiteten Lösungen politisch durchsetzen zu können. Einer der
angesprochenen Akteure in diesem Feld sind die
Verarbeitungsunternehmen. Josef Eisenschenk, Geschäftsführer der
AGRANA Zucker, zeigte in der Diskussion die Herausforderungen für
sein Unternehmen auf. AGRANA beschäftige sich schon lange mit Fragen
der Kreislaufwirtschaft: „Dennoch finden wir immer noch Dinge, die
wir weiter verbessern können.“ Die Potenziale seien jedenfalls
vorhanden.
Zwtl.: Prioritäten in der Kreislaufwirtschaft setzen
Der Leiter des Institutes Nutztierforschung der HBLFA
Raumberg-Gumpenstein, Thomas Guggenberger, wagte in seinen
Ausführungen einen systemischen Blick auf unser Ernährungssystem. Die
Verteilungsfrage nach Ressourcen in lokalem und globalem Kontext
müsse geklärt werden. Das ist ein Aushandelsprozess: „Systemgrenzen
sind keine feste Größe, sondern bestehen aus einer Gemengelage
verschiedener Einflussgrößen. Und wir müssen akzeptieren: Eine
Kreislaufwirtschaft kann nicht alle Fragen gleichzeitig klären.“ Eine
Prioritätensetzung wird also notwendig sein und durch die Politik
moderiert werden müssen.
Die 2. Agrar- und Forstwissenschaftliche Konferenz des Ökosoziales
Forums fand im Rahmen des Projektes „fragen säen. antworten ernten.“
statt. Dieses wird von Bund und Ländern gefördert. „fragen säen.
antworten ernten.“ stärkt den Austausch zwischen Wissenschaft, Land-
und Forstwirtschaft sowie Konsument:innen. Wir fragen: Wo sollte die
Forschung genauer hinsehen? Und welche Antworten liefert uns die
Forschung auf die größten Fragen rund um eine ökologisch, ökonomisch
und sozial nachhaltigere Zukunft in der Land- und Forstwirtschaft?
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