19.06.2024,
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Graz (OTS) - Titschenbacher: Alle Fakten sprechen für Erneuerbares
Gas-Gesetz. Appell an Politik, Vernunft siegen zu lassen. Das
Erneuerbare Gas-Gesetz müsste normalerweise schon längst unter Dach
und Fach sein. Doch seit Monaten spießt es sich an einer Einigung der
Parlamentsparteien, zumal der Regierungsentwurf eine
Zweitdrittelmehrheit erfordert. Nun schrillen die Alarmglocken
besonders laut. „Alle Fakten sprechen für ein Einspeisen von
aufbereitetem Biogas ins öffentliche Gasnetz und somit für das
Erneuerbare Gas-Gesetz“, unterstreicht Landwirtschaftskammer
Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher und appelliert an die
Parlamentsfraktionen „endlich die Vernunft siegen zu lassen.“ Und er
mahnt eindringlich: „Die jährlichen Milliarden-Strafzahlungen, der
wirtschaftliche Ruin der österreichweit mehr als 200 Anlagenbetreiber
sowie die nach wie vor gigantische Abhängigkeit von russischem Gas
darf die Parlamentsfraktionen nicht kalt lassen.“ Zudem droht schon
bald ein weiteres Damoklesschwert schlagend zu werden – das
angedrohte Durchleitungsverbot von russischem Gas durch die Ukraine.
Einzig die Biogas-Branche kann erneuerbares Gas ins Netz bringen.
Gesetzesentwurf ist zudem verbraucherfreundlich. „Die österreichische
Biogas-Branche schafft es als einziger Bioenergie-Anbieter in sehr,
sehr kurzer Zeit Biomethan in das österreichische Gasnetz zu bringen
und somit gigantische Strafzahlungen von jährlich bis zu acht
Milliarden Euro zu verhindern“, unterstreicht der Kammerpräsident und
betont: „Der Regierungsentwurf zum Erneuerbaren Gas-Gesetz ist
äußerst verbraucherfreundlich – ein im Gesetzesentwurf
implementiertes Marktunterstützungssystem sorgt bei den
Endverbrauchern für höchstmögliche Preisstabilität. Außerdem wird die
hochriskante Abhängigkeit von russischem Gas bedeutsam vermindert.“
Diese lag im April bei 81 Prozent (Wintermonate bis zu 95 Prozent) –
Österreich zählt neben der Slowakei und Ungarn zu den Top 3-Ländern
mit dem höchsten Abhängigkeitsgrad. In Dänemark hingegen sind bereits
80 Prozent Biomethan im Gasnetz.
Zehn Prozent Grüngas für das öffentliche Netz. Die heimische
Biogas-Branche kann in einem ersten Schritt mit 80 Anlagen Biomethan
für 250.000 Haushalte ins Netz bringen. Damit könnte man etwa den
Bedarf der Städte Graz und Linz zusammen abdecken (2 TWh).
Mittelfristig können die rund 200 dafür vorgesehenen Biogasanlagen in
Kombination mit anderen Technologien und Energieträgern etwa 15
Prozent des Fossilgases durch Grüngas ersetzen.
Hannes Hauptmann, Sprecher der steirischen Biogas-Anlagenbetreiber
an die Parlamentsfraktionen: Klimaschutz und sichere Gasversorgung
nur mit Biogas möglich. Am 26. Juni findet der alles entscheidende
Wirtschaftsausschuss im Parlament statt, der am 3. oder 4. Juli den
Weg für einen Beschluss im Parlament freimachen kann. Der Sprecher
der steirischen BiogasAnlagenbetreiber spricht von Schicksalstagen
der Branche und kritisiert die Hinhaltetaktik beim Erneuerbaren
Gas-Gesetz auf das Schärfste: „Uns wurde bereits 2021 das Erneuerbare
Gas-Gesetz versprochen. Gleichzeitig wurden Anlagenbetreiber mit
einer Entfernung von weniger als 10 Kilometer zum Gasnetz
verpflichtet, ab Anfang 2026 Biomethan ins öffentliche Gasnetz
einzuspeisen.“ Hauptmann enttäuscht: „Nach langem Warten steht in
letzter Sekunde wieder alles Spitz auf Knopf. Und das obwohl wir
hohes Risiko auf uns nehmen und bereit sind, für die Umrüstung je
Anlage Millionenbeträge zu investieren.“ Hauptmann fügt hinzu: „Bei
österreichweiten Milliarden-Investitionen der Branche bleibt die
Wertschöpfung zu 97 Prozent im Land, neue Green Jobs werden
geschaffen und die schwächelnde Bauwirtschaft angekurbelt.“
Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher GLOBAL 2000. „Wir
können die Klimaziele nur erreichen, wenn Biogas aus nachhaltigen
Quellen endlich stärker genutzt wird. Die Verhandlungen zum
Erneuerbaren Gas-Gesetz müssen nun rasch zu einem Ergebnis kommen,
damit ein Beschluss noch in dieser Legislaturperiode möglich wird.
Kommt das Gesetz nicht mehr, bleiben wir stark abhängig von
russischen Gaslieferungen und heizen die Klimakrise weiter an. Wir
rufen die Vertreter:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen daher auf, vor den
Wahlen zu zeigen, dass ihnen eine unabhängige, erneuerbare
Energiezukunft für Österreich wichtig ist“, appelliert Johannes
Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000 an die
Parteien das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.
Bernhard Painz, Vorstand Austrian Gas Grid Management (AGGM): Die
Energiewende in der Pipeline. „Die Gasnetzbetreiber stehen bereit,
Biomethananlagen an das Gasnetz anzuschließen. Erfreulich ist, dass
sich die überwiegende Zahl der aktuell verstromenden Biogasanlagen im
Nahebereich von bestehenden Gasnetzen befinden“, betont Vorstand
Bernhard Painz und verweist dabei auf inGRID, die interaktive
Einspeisekarte (ingrid.aggm.at) für erneuerbare Gase der AGGM.
Und weiter: „Durch deren Netzanschluss könnten in nur kurzer Zeit 2
TWh Biomethan eingespeist werden, das Gesamtpotenzial für die
Biomethanproduktion liegt deutlich darüber. Dieses Potenzial für die
Energiewende in der Pipeline verbunden mit den damit erzielbaren
regionalen Wertschöpfungseffekten muss genutzt werden.“ Painz betont
ferner: „Um Biomethan endlich ins Gasnetz zu bringen, sind
entsprechende Anreize für die Einspeisung von Biomethan notwendig, um
mit fossilem Gas konkurrenzfähig zu sein. Dieses Anreizsystem darf
nicht länger diskutiert, sondern es muss rasch implementiert werden!“
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