14.06.2024,
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Wien (OTS) - Auf die neue EU-Kommission warten wichtige
Entscheidungen: Allen voran muss geklärt werden, wie die Energiewende
im Verkehr doch noch zeitgerecht umgesetzt werden kann. Dass die
bisher verfolgte Electric-Only-Strategie am Ende des Tages nicht
zielführend ist, hat sich bereits gezeigt. Nun geht es darum, eine
tragfähige Lösung zu finden, die sowohl nachhaltig als auch sozial
verträglich ist. Wie eine derartige Lösung aussehen könnte, haben
anerkannte Expert:innen im Rahmen der 4. Energy Transition Innovation
Talks der österreichischen eFuel-Alliance in der
Industriellenvereinigung aufgezeigt.
Technologieaffinität als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit
Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung hob
zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung des Logistiksektors im
Hinblick auf die grüne Transformation hervor: „Dieses Thema ist von
großer Aktualität, insbesondere angesichts der ehrgeizigen
Klimaziele, die weitreichende politische Weichenstellungen erfordern.
Die Debatte um das Aus des Verbrennermotors hat dem Thema
zusätzlichen Auftrieb gegeben. Mit Blick auf die abgehaltene EU-Wahl
wird es von großem Interesse sein, welchen Kurs die zukünftige
EU-Kommission nun einschlagen wird.“ Denn „die Logistik ist die
volkswirtschaftlich 6. wichtigste Branche Österreichs von 74“, hält
Koren fest. Vor diesem Hintergrund gilt es stets
„Technologieoffenheit zu wahren, auch wenn eMobilität derzeit in der
Individualmobilität forciert wird, gilt es auch alternative
Antriebsformen zu fördern, insbesondere im Hinblick auf
Nutzfahrzeuge, Luftfahrt und Schifffahrt. Diese Industrien geraten in
rezenten politischen Diskussionen gerne in den Hintergrund trotz
deren Potenziale im Hinblick auf notwendige CO2 Einsparungen“, so
Koren.
Ökostrom als Ansatz zu wenig
Univ.-Prof. Christian Beidl vom Institut für
Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugantriebe der Technischen
Universität Darmstadt sieht drei Wege zur CO2-neutralen Mobilität:
Strom als direkte Energiequelle, Wasserstoff und eFuels bzw. biogene
Kraftstoffe. Damit diese Wege erfolgreich sind, müssen vielschichtige
Kriterien erfüllt werden. Dazu gehört unter anderem, dass die
Energie-Infrastruktur für Betankung oder Laden vorhanden ist, die
Emissionsbilanz neutral und die Verfügbarkeit sichergestellt ist,
aber auch, dass die gesellschaftliche Akzeptanz gegeben ist. Für die
optimale Lösung muss es aus Beidls Sicht daher einen Mix aus
elektrischen und molekularen erneuerbaren Energieträgern geben. Aus
regulatorischer Sicht ist dafür eine „Emissionsfreiheit“ notwendig,
die CO2-Emissionen von „Well to Wheel“ berücksichtigt. Derzeit gelten
die Systemgrenzen von „Tank to Wheel“, dabei werden vorgelagerte
Produktionsphasen in der Emissionsbetrachtung außer Acht gelassen.
Beidl: „Der Fokus auf lokale Emissionen oder den Wirkungsgrad ist
irreführend, da er nicht die ganze Wahrheit zeigt.“ Betrachtet man
den CO2-Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus gibt es keine
„überlegene Technologie.“ Und ein Quervergleich nachhaltiger
Energieträger zeigt: Beim Wirkungsgrad in der Realfahrt liegt
Batterie-Elektrisch mit 50% - 65% in der Gesamtjahresbetrachtung zwar
vorne, aber der Abstand zu eFuels (40% - 45%) und Wasserstoff (40% -
50%) ist nicht besonders groß. Wir brauchen daher einen
evidenzbasierten Dialog ohne Schubladendenken.“
Versorgungssicherheit braucht mehrere Säulen
Jürgen Roth, Präsident der eFuel Alliance Österreich, ergänzt:
„Leitungsgebundener Ökostrom ist der Champagner der Energiewende. Es
ist daher wichtig, diesen dort einzusetzen, wo es keine Alternativen
gibt. Und dann stellt sich die Frage: Welche Art von Energie wollen
wir in Zukunft importieren? Dabei gibt es drei Punkte zu beachten:
Die Lösung muss sozial- und standortverträglich sein und
wirtschaftlich leistbar.“ Generalsekretär Stephan Schwarzer weist
darauf hin, dass die Herausforderung darin besteht, dass vorwiegend
fossile Importe 62% des Energiebedarfs decken, diese müssten nun
durch nichtfossile Energieträger gedeckt werden.
Auch Prof. Dr. Christian Helmenstein, Chefökonom der
Industriellenvereinigung, verfolgt eine globale Sichtweise. Für ihn
ist eine österreichische Energieautonomie zwar machbar, aber nicht
sinnvoll. Dringend erforderlich ist eine resiliente Importstrategie
für nichtfossile Energieträger.
Regulierungen schaden europäischen Airlines
Annette Mann, Vorstandsvorsitzende der Austrian Airlines AG, warnt
vor einer einseitigen Kostenexplosion, die speziell den
Langstrecken-Umsteigeverkehr an europäischen Flughäfen trifft, sollte
die EU ihren eingeschlagenen Weg beibehalten. Die Folge wäre, dass
Passagiere zunehmend Flughäfen außerhalb der EU – wie etwa Istanbul –
zum Umsteigen nutzen und sogar Umwege fliegen, da dies wesentlich
günstiger wäre. Sie hoffe auf die baldige Revision der kürzlich
beschlossenen Rechtsakte, die die europäischen Luftfahrtunternehmen
massiv benachteiligten und sogar zu Mehremissionen führten.
Wettbewerbsneutrale Lösungsvorschläge liegen bereits auf dem Tisch,
die Klimaschutz und europäische Wettbewerbsfähigkeit miteinander
verbinden.
Logistikexperte Dipl.-Bw. Jürgen Bauer, Mitglied der
Geschäftsleitung Gebrüder Weiss, befürchtet angesichts der
österreichischen Electric-Only-Strategie eine massive
Kostensteigerung im Transportwesen und eine klare Benachteiligung
kleinerer und mittlerer Unternehmen, die sich die teure neue
Infrastruktur oft nicht leisten könnten. „Es muss eine Kombination
aus verschiedenen Antrieben geben, die nur mit großer
Technologieoffenheit realisiert werden, kann.“
Gebrüder Weiss hat in seiner Flotte sowohl Wasserstoff- als auch
Elektroantriebe im Einsatz. In Österreich sieht Jürgen Bauer derzeit
HVO (hydrierte Pflanzenöle) als Energieträger die beste Lösung für
rasche CO2-Reduktion im Straßengütertransport.
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