17.05.2024,
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Kitzbühel (OTS) - Gerade für die Entscheidungsträger in Sachen
alpiner Hotelimmobilien hat sich das Forum zum unverzichtbaren
Treffpunkt entwickelt. Viele von ihnen sorgten am Podium für die
Wissensvermittlung, doch auch die anderen der 250 engagierten
Teilnehmer waren weit mehr als nur Publikum.
Mag es sonst heißen, die Hoffnung stirbt zuletzt, waren diesmal
manch konkrete Zahlen positiver als die kolportierten Perspektiven.
Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung,
zeigte anhand des Beispiels Tirol, dass in der vergangenen Dekade die
Zahl der Hotels und in geringerem Maße auch der darin angebotenen
Zimmer kontinuierlich rückläufig war: „Dafür ist die Zahl der
gewerblich angebotenen Ferienwohnungen mit plus 66 Prozent durch die
Decke geschossen“, belegt er durch die Kontinuität dieser
Entwicklung, dass Corona keineswegs der Auslöser war.
„Ferienimmobilien werden derzeit nicht verkauft, sondern landen als
Vermietung am Markt“, nannte er eine Folge. Rechtsanwalt Markus
Kroner fand in Folge für den Boom eine weitere Begründung: „In der
Judikatur ging der Trend weg von der reinen, gewerbefreien Raummiete.
Wer heute sein Zimmer über eine Plattform anbietet, muss eigentlich
ein Gewerbe anmelden.“
Der Boom an Ferienwohnungen führt direkt zu Problemen in der
alpinen Gastronomie, mit der sich eine streitbare Runde unter dem
zackigen Titel „Bye Bye Halbpension! Hotelgastronomie in des Teufels
Küche.“ auseinandersetzte. Geringe Wirtschaftlichkeit und nicht
zuletzt der Mitarbeitermangel sorgen für einen deutlichen Rückgang
der Hotelgastronomie. Franz Staggl, Gastwirt und Branchenvertreter in
der Tiroler Wirtschaftskammer, verwies darauf, dass die Kombination
reduzierten gastronomischen Angebots in den Hotels und weniger
heimischen Restaurants das Qualitätsversprechen des heimischen
Tourismus gefährde. Wie dem zu begegnen sei, darüber stritten der
wieder in den Nationalrat zurückgekehrte Sepp Schellhorn -
Ex-Hotelier, Gastronom, Blogger und Autor - und der PR-Profi und
Falstaff-Verleger Wolfgang Rosam höchst unterhaltsam. Während Rosam
überzeugt ist, dass mit gelungenem Entertainment die wirtschaftliche
Situation in den Griff zu bekommen ist („In New Yorks Spitzenlokalen
zahlt man kein Menu, sondern kauft wie für eine Show Monate im Voraus
ein nicht rückerstattbares Ticket“), glaubt Schellhorn nicht an die
Unendlichkeit der Zahlungsbereitschaft der Kunden. „Zehn Prozent mehr
Netto vom Brutto für die Mitarbeiter“ sieht er in der Entlastung der
Lohnnebenkosten die Basis für eine Genesung der Gastronomie. Die
Kontrahenten gerieten nicht zuletzt wegen der von Schellhorn stark
propagierten Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich aneinander.
„Sicher sind deren Sterne eine Weltwährung. Aber vom Budget der
Österreich Werbung einem Autoreifen-Milliardenkonzern drei Jahre lang
600.000 Euro rüberzuschieben kann es auch nicht sein“, will der
Falstaff-Verleger trotzdem auf seine ursprünglich geplante Klage
wegen Wettbewerbsverzerrung verzichten.
Im Rahmen der Gastro-Diskussion zeigten die Harisch-Hotels für
Kitzbühel und Lukas Sendlhofer („Luke•s Wohnzimmer“, Bad Hofgastein)
wie man mit innovativen Konzepten in Hotels reüssieren kann. Ohnehin
ist der Summit stark von der Präsentation von Erfolgsmodellen
geprägt. Etwa als Josef May, Prodinger Steuerberatung, anhand eines
Vergleichs von 15 Spitzenbetrieben deutlich machte, wie ein in der
Branche aktuell rückläufiger GOP bei diesen Unternehmen weiterhin
zulegt. Mit dem Krallerhof und Puradies, beide Leogang, sowie dem
Stanglwirt in Going waren einige dieser Hoteliers auch selbst am
Podium vertreten. Noch wichtiger sind aber wohl künftige oder jüngst
entstandene Erfolgsbeispiele. Wenn es um den optischen Auftritt geht,
dann sind am Summit schon traditionell überzeugende Architekten wie
dieses Jahr Christian Rottensteiner, NOA Architekten Bozen, am
Podium, die auch Einblicke in internationale Erfolgsmodelle
ermöglichen. Unter anderem Elisabeth Gürtler („Alpine Resort Sacher
Seefeld“), Stefan Eder („Coolnest“), René Koch („Stoos Lodge“,
Schweiz), Max Ramoser („AEON Bozen“) und Patrick Brändle („Re:Mind“,
Jenbach) konnten ihre Erfahrungen beziehungsweise Pläne selbst
darlegen.
Andere Hotels sind rein virtuell vorhanden. So wurde in der
Beschäftigung mit der GenZ als gar nicht so künftige Kunden der neue
Trendreport „Next Generation Hotels“ von Mitautor Marco Riederer,
Prodinger Tourismusberatung, vorgestellt. Architekt Christian Prasser
präsentierte daraus eine Studie für Konzepte für alpine Hotels der
nächsten Generation, die er mit 50 Studierenden als Projektarbeit an
der New Design University St. Pölten entwickelte. Das durch
professionelle Visualisierungen erstaunende Studentenprojekt zeigte
dabei durchaus spektakuläre Lösungen auf. „OK, Boomer?“ zitierte
Autor und Prodinger-Geschäftsführer Marco Riederer provokant die
mitleidige Verständnisfrage von GenZlern.
Doch für die Umsetzung neuer Idee erfordert es nicht zuletzt
entsprechender Finanzierungsmöglichkeiten. Manchmal haben es da
international agierende Hotelgruppen einfacher. Die in einer
Diskussion aufeinandertreffenden Topmanager von Accor (Falk Laudi),
Deutscher Seereederei (DSR, Torsten Vey) und VAYA (Martina Boettcher)
sahen in überwiegender Eintracht noch großes Entwicklungspotenzial im
alpinen Raum und lobten die überwiegend vorhandene positive Aufnahme
der Tourismusverbände in den Regionen.
In einer abschließenden Diskussion auf Top-Niveau schilderte Erich
Falkensteiner für die Falkensteiner Hotels (FMTG), wie das
Unternehmen Crowdfounding als alternative Finanzierungsform nutzt und
innerhalb von vier Jahren 65 Millionen Euro einsammeln konnte.
Einigkeit herrschte, dass Bankkredite allein nicht mehr ausreichen.
„In Österreich wird überwiegend sehr konservativ finanziert, aber das
Korsett der Banken wird immer enger“, beklagte Florian Zellmann,
Prokurist der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT). Trotz
geförderter Kredite ist angesichts des nun notwendigen
Eigenkapital-Anteils von 40 Prozent bei Neuinvestitionen für viele
das Limit erreicht. ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer wies auf das
erschwerende Umfeld hin. Durch die Kollektivvertragsabschlüsse sei
schon jetzt klar, dass die Mitarbeiterkosten weiter spürbar steigen
werden, auch bei Inflation und Zinsniveau schaue es nicht sehr
positiv aus. Die erkennbar rückläufigen Margen der Hotels lassen die
Finanzierungsfreude der Banken schon jetzt sinken. Thomas Reisenzahn
konnte diese Tendenz mit Zahlen belegen. In Tirol und Vorarlberg
sanken die Investitionen zuletzt um über 40 Prozent. Denn um wie die
FMTG mit Crowdfounding zu finanzieren benötigt es ein Produkt hoher
Attraktivität und Bonifikationen für die Crowd, die so für eine
höhere Auslastung der Hotels sorgt. Denn sonst kommt diese
Finanzierung über Risikokapital den Betrieb auch teurer.
„Eine gute Möglichkeit attraktiver Finanzierung haben wir uns vor
allem in Westösterreich kaputtgemacht, weil
Buy-to-Let-Investorenmodelle generell als Freizeitwohnsitze gewertet
werden und dem so der touristische Kern entzogen wurde“, bedauert
Reisenzahn, der gerne einen Lösungsansatz vom südlichen Nachbarn nach
Österreich importieren würde: „Unsere Hotels haben zu wenig
Eigenkapital, aber zu viele stille Reserven. Eine Aufwertungsbilanz
würde den Staat nicht viel kosten. In Südtirol konnte durch diese
Aufwertungsmöglichkeit die Ferienhotellerie gepusht werden“, stellte
er abschließend fest.
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