Magazine aktuell


#gabb aktuell



15.05.2024, 4127 Zeichen

Passiv macht passiv. An unseren Märkten macht sich ein Faktum mehr und mehr bemerkbar, das es in sich hat unsere künftigen Investitionsmuster gravierend zu verändern: der Anteil passiv gemanagter Portfolien hat gewaltig zugenommen.

Am deutlichsten tritt dieser Umstand derzeit in den USA zutage. Dort, wo auch die Kapitalmarktstatistik die umfassendsten Daten liefert, ist man bereits bei einer Quote aller passiv gemanagten Portfolien von über 50%. Bedeutet, dass alle ETFs, Indexfonds, Algorithmus-basierten Handelssysteme oder seitens Institutioneller Investoren als passiv gemanagt gemeldete Portfolien bereits größer sind als der Rest. Jeder aktive Manager, jeder Private, der noch über seine Investmentselektion persönlich im Detail nachdenkt, sollte sich klar werden, dass er bereits in der Minderheit angekommen ist. Tut vielleicht gut, sich Warren Buffett näher zu fühlen, aber hoffentlich fühlt man sich dabei nicht auch so alt wie diese Ikone des aktiven Managements inzwischen bereits geworden ist. Wer glaubt, die USA würden mit dieser Tendenz hier allein dastehen, der irrt. Auch in Europa ist man bereits bei über 30% angekommen. Wer weiß, vielleicht sogar mehr, nachdem die Transparenz über Managementstile hier noch nicht so ausgeprägt ist wie in den USA. Etliche Stile, wie beispielsweise das Gleichgewichten innerhalb von Portfolien gelten noch als aktiv verwaltet. Teilweise auch zu Recht. Die Selektion treibt die Entwicklung. Die USA sind hier konsequenter in der Zuordnung. Dramatisch ist beiden Kontinenten aber das Wachstum des passiven Universums. Vor drei Jahren waren es in USA noch 30%, in Europa weniger als 20%. Speed kills?

Die Effekte, die wir an unseren Börsen sehen sind eindeutig. Die Liquidität in indexfernen Assets ist richtiggehend abgestürzt. Fundamentale Faktoren tendieren immer mehr in den Hintergrund und werden von reinen Liquiditätsargumenten überlagert. Ein Teufelskreis. Man kauft nicht, weil nicht im Index, wodurch die Liquidität sinkt, und dadurch gibt es ein zusätzliches Argument wieder nicht zu kaufen. Tief einstellige KGVs findet man inzwischen an jeder Hausecke der Börsen. Einzig die Dividenden sind noch das Bollwerk aktiver Investoren geblieben, denn durch diese Zahlung ist auch ein gewisses Liquiditätsargument in Kraft.

Ein weiterer Effekt drängt sich aber immer stärker in unser Börsenleben hinein: die Volatilität nach Ergebnismeldungen. Wir sehen inzwischen immer öfter heftige Kursmuster nach Ergebnismeldungen. Ob positive oder negative Proft Warnings, es geht danach zur Sache. Die Ausprägung ist dadurch erklärbar, dass die obigen aktiven Investoren eine Bühne bei diesen Anlässen betreten, die kaum so dicht besetzt ist, als wenn mehr aktive Investoren daran teilnehmen würden. Dadurch wachsen die Amplituden, Kursbewegungen größer 10% sind aktuell keine Seltenheit mehr. Das Irritierende danach ist aber, dass diese Werte wieder in die passive Index- oder ETF-Nähe von davor tendieren. Der Zug des Index zur Wiederherstellung vorheriger Gewichtungen gewinnt als Faktor, weil die Indexanpassung immer öfter nicht sofort, sondern geglättet passiert. Ergebnisüberraschungen von Indexwerten werden daher immer häufiger ein paar Tage später offenbar glattgebügelt. Schon klar, gegen massive Ergebnisveränderungen oder deutliche Veränderungen von Unternehmensperspektiven hilft definitiv auch keine Indexzugehörigkeit, aber das Momentum, als Treiber unserer Märkte, hat mit passivem Management einen gewaltig starken Partner erhalten.

Und jetzt wird es gerade ziemlich spannend. Wie der aktuelle wirtschaftliche Trend, wo sich in den USA die Wachstumsfaktoren bei Produktion- und Dienstleistungsbetrieben verlangsamen, der Konsum immer mehr auf geborgtes Geld ausweicht, die Vollbeschäftigung an Kraft verliert und die Börsen von wenigen großkapitalisierten Werten überlagert sind deren Bewertungen, historisch betrachtet, deutlich über dem Durchschnitt liegen auf passiv verwaltete Portfolien trifft, deren größtes Selektionskriterium es ist investiert zu sein oder nicht.

(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 15.05.)



BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 88/365: Reden wir mit der FMA über Geld und auch AnlagebetrügerInnen




 

Bildnachweis

1. mind the #gabb

Aktien auf dem Radar:Porr, VIG, FACC, Addiko Bank, Pierer Mobility, Rosenbauer, Österreichische Post, Lenzing, Bawag, Andritz, AT&S, Mayr-Melnhof, Erste Group, Palfinger, RBI, UBM, Wienerberger, Warimpex, SW Umwelttechnik, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Strabag, Austriacard Holdings AG, Agrana, Amag, Flughafen Wien, Kapsch TrafficCom, OMV, Telekom Austria, Uniqa, ATX.


Random Partner

EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG
Die EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG ist die führende österreichische Energiebörse mit einer breiten heimischen sowie internationalen Kundenbasis und einem länderübergreifenden Produktportfolio. Die Energiebörse versteht sich als Partner für alle Akteure am europäischen Energiemarkt und erschließt kontinuierlich neue Geschäftsfelder, um weiter nachhaltig zu wachsen.

>> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Ausgewählte Events von BSN-Partnern


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    #gabb #1819

    Featured Partner Video

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 76/365: Das Quartal der Strabag mit nun besten ATX-Chancen und dreistelligen Strabag TR-Kursen

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 76/365: Der Jahresstart 2025 an der Wiener Börse darf als sensationell bezeichnet werden. Zu Redaktionsschlus hatten des Börse Social Magazine hatten wir 17,3 Pr...

    Books josefchladek.com

    Xiaofu Wang
    The Tower
    2024
    Nearest Truth

    Vic Bakin
    Epitome
    2024
    Void

    Herbert Schwöbel & Günther Kieser
    Hessischer Rundfunk. 81 Funkhausbilder.
    1964
    Hessischer Rundfunk

    Bryan Schutmaat
    County Road
    2023
    Trespasser

    Tony Dočekal
    The Color of Money and Trees
    2024
    Void

    Mehr als die Hälfte investiert bereits passiv (Wolfgang Matejka)


    15.05.2024, 4127 Zeichen

    Passiv macht passiv. An unseren Märkten macht sich ein Faktum mehr und mehr bemerkbar, das es in sich hat unsere künftigen Investitionsmuster gravierend zu verändern: der Anteil passiv gemanagter Portfolien hat gewaltig zugenommen.

    Am deutlichsten tritt dieser Umstand derzeit in den USA zutage. Dort, wo auch die Kapitalmarktstatistik die umfassendsten Daten liefert, ist man bereits bei einer Quote aller passiv gemanagten Portfolien von über 50%. Bedeutet, dass alle ETFs, Indexfonds, Algorithmus-basierten Handelssysteme oder seitens Institutioneller Investoren als passiv gemanagt gemeldete Portfolien bereits größer sind als der Rest. Jeder aktive Manager, jeder Private, der noch über seine Investmentselektion persönlich im Detail nachdenkt, sollte sich klar werden, dass er bereits in der Minderheit angekommen ist. Tut vielleicht gut, sich Warren Buffett näher zu fühlen, aber hoffentlich fühlt man sich dabei nicht auch so alt wie diese Ikone des aktiven Managements inzwischen bereits geworden ist. Wer glaubt, die USA würden mit dieser Tendenz hier allein dastehen, der irrt. Auch in Europa ist man bereits bei über 30% angekommen. Wer weiß, vielleicht sogar mehr, nachdem die Transparenz über Managementstile hier noch nicht so ausgeprägt ist wie in den USA. Etliche Stile, wie beispielsweise das Gleichgewichten innerhalb von Portfolien gelten noch als aktiv verwaltet. Teilweise auch zu Recht. Die Selektion treibt die Entwicklung. Die USA sind hier konsequenter in der Zuordnung. Dramatisch ist beiden Kontinenten aber das Wachstum des passiven Universums. Vor drei Jahren waren es in USA noch 30%, in Europa weniger als 20%. Speed kills?

    Die Effekte, die wir an unseren Börsen sehen sind eindeutig. Die Liquidität in indexfernen Assets ist richtiggehend abgestürzt. Fundamentale Faktoren tendieren immer mehr in den Hintergrund und werden von reinen Liquiditätsargumenten überlagert. Ein Teufelskreis. Man kauft nicht, weil nicht im Index, wodurch die Liquidität sinkt, und dadurch gibt es ein zusätzliches Argument wieder nicht zu kaufen. Tief einstellige KGVs findet man inzwischen an jeder Hausecke der Börsen. Einzig die Dividenden sind noch das Bollwerk aktiver Investoren geblieben, denn durch diese Zahlung ist auch ein gewisses Liquiditätsargument in Kraft.

    Ein weiterer Effekt drängt sich aber immer stärker in unser Börsenleben hinein: die Volatilität nach Ergebnismeldungen. Wir sehen inzwischen immer öfter heftige Kursmuster nach Ergebnismeldungen. Ob positive oder negative Proft Warnings, es geht danach zur Sache. Die Ausprägung ist dadurch erklärbar, dass die obigen aktiven Investoren eine Bühne bei diesen Anlässen betreten, die kaum so dicht besetzt ist, als wenn mehr aktive Investoren daran teilnehmen würden. Dadurch wachsen die Amplituden, Kursbewegungen größer 10% sind aktuell keine Seltenheit mehr. Das Irritierende danach ist aber, dass diese Werte wieder in die passive Index- oder ETF-Nähe von davor tendieren. Der Zug des Index zur Wiederherstellung vorheriger Gewichtungen gewinnt als Faktor, weil die Indexanpassung immer öfter nicht sofort, sondern geglättet passiert. Ergebnisüberraschungen von Indexwerten werden daher immer häufiger ein paar Tage später offenbar glattgebügelt. Schon klar, gegen massive Ergebnisveränderungen oder deutliche Veränderungen von Unternehmensperspektiven hilft definitiv auch keine Indexzugehörigkeit, aber das Momentum, als Treiber unserer Märkte, hat mit passivem Management einen gewaltig starken Partner erhalten.

    Und jetzt wird es gerade ziemlich spannend. Wie der aktuelle wirtschaftliche Trend, wo sich in den USA die Wachstumsfaktoren bei Produktion- und Dienstleistungsbetrieben verlangsamen, der Konsum immer mehr auf geborgtes Geld ausweicht, die Vollbeschäftigung an Kraft verliert und die Börsen von wenigen großkapitalisierten Werten überlagert sind deren Bewertungen, historisch betrachtet, deutlich über dem Durchschnitt liegen auf passiv verwaltete Portfolien trifft, deren größtes Selektionskriterium es ist investiert zu sein oder nicht.

    (Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 15.05.)



    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 88/365: Reden wir mit der FMA über Geld und auch AnlagebetrügerInnen




     

    Bildnachweis

    1. mind the #gabb

    Aktien auf dem Radar:Porr, VIG, FACC, Addiko Bank, Pierer Mobility, Rosenbauer, Österreichische Post, Lenzing, Bawag, Andritz, AT&S, Mayr-Melnhof, Erste Group, Palfinger, RBI, UBM, Wienerberger, Warimpex, SW Umwelttechnik, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Strabag, Austriacard Holdings AG, Agrana, Amag, Flughafen Wien, Kapsch TrafficCom, OMV, Telekom Austria, Uniqa, ATX.


    Random Partner

    EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG
    Die EXAA Abwicklungsstelle für Energieprodukte AG ist die führende österreichische Energiebörse mit einer breiten heimischen sowie internationalen Kundenbasis und einem länderübergreifenden Produktportfolio. Die Energiebörse versteht sich als Partner für alle Akteure am europäischen Energiemarkt und erschließt kontinuierlich neue Geschäftsfelder, um weiter nachhaltig zu wachsen.

    >> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Ausgewählte Events von BSN-Partnern


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      #gabb #1819

      Featured Partner Video

      kapitalmarkt-stimme.at daily voice 76/365: Das Quartal der Strabag mit nun besten ATX-Chancen und dreistelligen Strabag TR-Kursen

      kapitalmarkt-stimme.at daily voice 76/365: Der Jahresstart 2025 an der Wiener Börse darf als sensationell bezeichnet werden. Zu Redaktionsschlus hatten des Börse Social Magazine hatten wir 17,3 Pr...

      Books josefchladek.com

      Yoshi Kametani
      I’ll Be Late
      2024
      Void

      Shin Yanagisawa
      Tracks of the City
      1978
      Asahi Sonorama

      Pierre Jahan & Jean Cocteau
      La Mort et les Statues
      1946
      Editions du Compas

      Tony Dočekal
      The Color of Money and Trees
      2024
      Void

      Herbert Schwöbel & Günther Kieser
      Hessischer Rundfunk. 81 Funkhausbilder.
      1964
      Hessischer Rundfunk

      h