30.04.2024,
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St. Pölten (OTS) - Am Montag, 29. April tagte die Vollversammlung der
Landwirtschaftskammer Niederösterreich in St. Pölten. Dabei wurde
abermals der Ruf nach der dauerhaften Einführung des Agrardiesels
laut. Weitere Themen waren die EU-Entwaldungs-Verordnung und die
Erneuerbare-Energien-Richtlinie. Konrad Mylius und Thomas Staribacher
wurden als neue Landeskammerräte angelobt.
„Die letzten Tage und Wochen haben uns gezeigt, dass das
landwirtschaftliche Wirtschaften so eng mit der Natur verbunden ist,
dass es oftmals ein Ringen ist. Wir leben in Zeiten des Klimawandels
und müssen uns darauf einstellen – indem wir uns produktionstechnisch
anpassen, aber auch indem wir mittels Versicherungen das Risiko
abmildern“, eröffnete Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes
Schmuckenschlager die Vollversammlung. Im Vordergrund stehe immer die
Versorgungssicherheit. Um die Produktion in Österreich abzusichern,
müssen die heimischen Bäuerinnen und Bauern wettbewerbsfähig arbeiten
können. „Und da fehlen uns oft wichtige Werkzeuge im Pflanzenschutz,
um unsere Kulturen gesund und gut bis zur Ernte zu bringen“, so der
Präsident. In diesem Zusammenhang sei auch die Debatte um den
Agrardiesel zu sehen bekräftigte LH-Stv. Stephan Pernkopf. Dabei
sprachen sich die beiden für klare Entlastungen aus „Wir werden
weiterhin für den Agrardiesel kämpfen“, betonten die zwei unisono.
Die hohe Mineralölsteuer auf Diesel führt zu einem
Wettbewerbsnachteil für Österreichs Bäuerinnen und Bauern, da in
vielen anderen EU-Staaten begünstigte Steuertarife für die Land- und
Forstwirtschaft gelten. Deshalb fordert die Landwirtschaftskammer NÖ
eine dauerhafte Steuererleichterung für Agrardiesel in Österreich.
EU-Verordnung „Wiederherstellung der Natur“ wird abgelehnt
Derzeit gibt es auf EU-Ebene keine Mehrheit für die geplante EU-VO
„Wiederherstellung der Natur“. Da der Ausgang auf europäischer Ebene
jedoch weiterhin ungewiss ist, bekräftigt die Landwirtschaftskammer
NÖ abermals ihre Ablehnung. Der vorliegende Entwurf mit starkem Fokus
auf Natura 2000-Gebiete lässt drastische Eingriffe in die Grundrechte
der Eigentümer befürchten. Die LK NÖ setzt sich seit jeher für
Freiwilligkeit und Lösungen durch den Vertragsnaturschutz ein. Sie
spricht sich daher klar gegen verpflichtende Maßnahmen aus, die das
Eigentum beschränken würden.
EU-Entwaldungs-Verordnung überarbeiten
Die Landwirtschaftskammer NÖ äußert sich sehr kritisch gegenüber der
neuen EU-Entwaldungsverordnung. Diese sieht vor, dass ab 2025
bestimmte Erzeugnisse nur dann importiert, exportiert oder in der EU
in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn für deren Produktion keine
Entwaldung erfolgt ist. Diese Regelung führt nach Ansicht der LK NÖ
zu einem erheblichen bürokratischen Mehraufwand entlang der
Wertschöpfungsketten, ohne dass dadurch ein gesellschaftlicher
Mehrwert entsteht. Die Kammer befürwortet das Ziel, die Zerstörung
von Regenwäldern zu verhindern, kritisiert jedoch die daraus
resultierende übermäßige bürokratische Belastung für die lokale Land-
und Forstwirtschaft. Sie fordert daher, das Inkrafttreten der
Verordnung um mindestens ein Jahr zu verschieben, vor allem wegen der
bestehenden Rechtsunsicherheit aufgrund des fehlenden
Informationssystems.
RED III: Entscheidungsfreiheit bei Holzvermarktung erhalten
Mit Mai 2025 tritt die Erneuerbare Energie-Richtlinie RED III in
Kraft. Diese sieht vor, bei der Biomassenutzung ein Kaskadenprinzip
umzusetzen, das die Nutzung von Biomasse nach ihrem ökologischen und
wirtschaftlichen Wert priorisiert, So sieht die VO folgende
Reihenfolge vor: a) Holzprodukte, b) Verlängerung der Nutzungsdauer
von Holzprodukten, c) Wiederverwendung, d) Recycling, e) Bioenergie
und f) Entsorgung.
Die LK NÖ fordert, dass die aus wirtschaftlichen Gründen notwendige
Entscheidungsfreiheit bei der Vermarktung der Holzernte erhalten
bleibt.
Planungssicherheit im Schweinebereich dringend notwendig
Mit den Regelungen für die Schweinehaltung in der 1.
Tierhaltungsverordnung 2022 hat Österreich als eines der wenigen
Länder im EU-Binnenmarkt die rechtliche Grundlage für einen Ausstieg
aus unstrukturierten Vollspaltenbuchten geschaffen. Damit setzt
Österreich Standards, die über den EU-Vorgaben liegen. Die darin
vorgesehenen Übergangsfristen für bestehende Ställe wurden vom VfGH
jedoch aufgehoben.
Die Landwirtschaftskammer NÖ fordert daher eine Neuregelung der
Übergangsfristen, die ökonomische und arbeitswirtschaftliche Aspekte
berücksichtigt, um den Schweinehaltern Planungssicherheit zu bieten.
Sie betont zudem die Notwendigkeit einer verpflichtenden
Herkunftskennzeichnung, damit höhere österreichische Standards auch
am Markt anerkannt und nicht durch billigere Importe untergraben
werden.
Mylius und Staribacher angelobt, Denner und Montecuccoli geehrt
Konrad Mylius aus Haag, Bezirk Amstetten, und Thomas Staribacher aus
Gnadendorf, Bezirk Mistelbach, wurden als neue Landeskammerräte
angelobt. Sie folgen in dieser Funktion auf Felix Montecuccoli und
Johannes Denner. Das Kammerpräsidium bedankte sich bei Montecuccoli
und Denner für ihren unermüdlichen Einsatz. Für ihre Verdienste als
Landeskammerräte zum Wohle der niederösterreichischen Bäuerinnen und
Bauern bekamen die beiden die Große Goldene Kammermedaille verliehen.
Tätigkeitsbericht 2023 zeigt starke Leistungen der LK NÖ
Kammerdirektor Franz Raab präsentierte bei der Vollversammlung den
Tätigkeitsbericht der Landwirtschaftskammer NÖ für das Jahr 2023.
Dabei verwies er auf die vielfältigen Leistungen. Die Bäuerinnen und
Bauern schätzen die Expertise ihrer Kammer: Im Jahr 2023 führten die
Expertinnen und Experten der Kammer insgesamt 104.734
Beratungsgespräche durch und organisierten 6.449
Bildungsveranstaltungen, an denen 184.621 Personen teilnahmen.
Die Kammer sieht sich nicht nur als Anlaufstelle für die Anliegen der
Bäuerinnen und Bauern. Auf zahlreichen Messen und anderen
Veranstaltungen trat sie auch mit Konsumentinnen und Konsumenten in
Kontakt. Darüber hinaus konnten bei Schulbesuchen und
Bauernhofexkursionen rund 37.000 Schülerinnen und Schüler erreicht
werden. Auch über ihre Social-Media-Kanäle wie Facebook, Pinterest
und Instagram gibt die Kammer Einblicke in die heimische Land- und
Forstwirtschaft und auf der Webseite „Landwirtschaft-verstehen“
finden sich viele wertvolle Informationen.
Der Tätigkeitsbericht zeigt eine Leistungsbilanz, die sich sehen
lassen kann. „Diese tollen Leistungen basieren auf der guten
Zusammenarbeit zwischen den Funktionärinnen und Funktionären mit den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kammer“, lobte Raab
abschließend.
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