19.03.2024,
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München (ots) - Die Anzeichen mehren sich, dass die
Private-Equity-(PE-)Branche nach dem Einbruch im Jahr 2023 wieder
Fahrt aufnimmt. Dazu trägt die Aussicht auf sinkende Leitzinsen im
weiteren Jahresverlauf ebenso bei wie der bestehende Anlagedruck.
Allein Buyout-Fonds verfügen derzeit über 1,2 Billionen US-Dollar
nicht-investierten Kapitals. Im "Global Private Equity Report 2024"
analysiert die internationale Unternehmensberatung Bain & Company die
jüngsten Rückgänge bei Investments, Exits sowie im Fundraising und
erläutert, wie die Branche die einsetzende Trendwende verstetigen
kann.
* Aussicht auf rückläufige Zinsen erleichtert Entscheidungen für
neue Beteiligungen
* Allein Buyout-Fonds verfügen über 1,2 Billionen US-Dollar
nicht-investiertes Kapital
* Investmenttätigkeit sank 2023 weltweit in einer Geschwindigkeit
wie zuletzt während der globalen Finanzkrise 2008/2009
* Exits bilden aktuell die größte Herausforderung,
Buyout-Beteiligungen mit einem Wert von 3,2 Billionen US-Dollar
warten auf einen Verkauf
"Für die PE-Branche hat das Jahr 2024 vergleichsweise gut begonnen",
erklärt Bain-Partner Alexander Schmitz, der die PE-Praxisgruppe in
der DACH-Region leitet. "Dieser Aufwärtstrend könnte sich nun
verfestigen." Die Anzahl und Geschwindigkeit der Leitzinserhöhungen
im vergangenen Jahr haben in Verbindung mit der hohen politischen und
konjunkturellen Unsicherheit die Branche geschockt. Doch nun
stabilisiert sich die Lage, die Leitzinsen könnten im Jahresverlauf
sinken. Auch daher prognostiziert Schmitz: "PE-Fonds werden das
günstigere Finanzierungsumfeld voraussichtlich nutzen, um ihren hohen
Bestand an nicht-investiertem Kapital abzubauen."
Buyout-Dealvolumen sinkt in der DACH-Region 2023 um 37 Prozent
Noch sitzt allerdings vielen der Einbruch des Vorjahres in den
Knochen. Binnen eines Jahres sank das Buyout-Dealvolumen um 37
Prozent und blieb 2023 mit insgesamt 438 Milliarden US-Dollar 60
Prozent unter dem Rekordniveau des Jahres 2021 (Abbildung). In Europa
halbierte sich das Buyout-Dealvolumen sogar nahezu. In der
DACH-Region gab es einen Rückgang um 37 Prozent auf 18 Milliarden
US-Dollar. Anders als in den meisten anderen Regionen sank in
Deutschland, Österreich und der Schweiz aber die Anzahl der
Transaktionen kaum. Die PE-Fonds konzentrierten sich auf kleinere
Deals im Mittelstand.
Auch auf der Exit-Seite musste die PE-Branche im vergangenen Jahr
einen Rückschlag verkraften. Das weltweite Exit-Volumen von
Buyout-Fonds ging 2023 um 44 Prozent auf 345 Milliarden US-Dollar
zurück. Sie allein verfügen mittlerweile über 28.000 potenzielle
Verkaufskandidaten mit einem Wert von insgesamt rund 3,2 Billionen
US-Dollar. Mehr als 40 Prozent hiervon befinden sich bereits seit
mehr als vier Jahren in den Portfolios. "PE-Anbieter müssen alles
daransetzen, den Exit-Stau aufzulösen", betont Bain-Partnerin und
Branchenexpertin Silvia Bergmann. "Der hohe Bestand bindet enorm viel
Kapital, gefährdet damit die Liquidität der Branche und aufgrund
fehlender Ausschüttungen auch die ihrer Kapitalgeber." Dies gilt für
Europa genauso wie für Amerika und Asien. Auf dem alten Kontinent lag
das Exit-Volumen der Buyout-Fonds so niedrig wie seit 2013 nicht
mehr.
1,2 Billionen US-Dollar frisches Kapital für PE-Fonds
Der aktuelle Bain-Report geht davon aus, dass sich an dem
schwierigeren Umfeld für Verkäufe kurzfristig nicht viel ändern wird
und die Fonds daher zum Teil eine Refinanzierung ihrer Beteiligungen
zu deutlich höheren Kosten stemmen müssen. Bis Ende 2025 laufen
weltweit sogenannte Leveraged Loans mit einem Volumen von 300
Milliarden US-Dollar aus, in Europa sind es knapp 90 Milliarden
US-Dollar. Die voraussichtlich höheren Zinsen werden die Rendite der
zugrundeliegenden Deals drücken. Auch vor diesem Hintergrund rät
Branchenexpertin Bergmann den Fonds dazu, sämtliche Hebel im
Portfolio zu ziehen, um Wachstum und Profitabilität zu steigern und
so die Chancen auf renditeträchtige Exits zu erhöhen: "Die Fonds
müssen ihren Investoren beweisen, dass ihr Kapital weiterhin in guten
Händen ist und attraktive Renditen erwirtschaftet. Liquidität ist
derzeit Trumpf."
Ungeachtet der herausfordernden Rahmenbedingungen erhielt die Branche
2023 noch einmal 1,2 Billionen US-Dollar frisches Kapital. Doch das
waren 20 Prozent weniger als im Vorjahr und sogar 30 Prozent weniger
als im Rekordjahr 2021. Das Interesse der Kapitalgeber konzentrierte
sich auf Buyouts und hier insbesondere auf Mega-Fonds mit einer
verlässlichen Rendite: Gerade einmal 20 große Häuser vereinigten 2023
satte 51 Prozent des gesamten Buyout-Fundraisings auf sich. Das Gros
der Anbieter kämpft indes um knappe Ressourcen. Im Januar 2024
beispielsweise verfolgten weltweit 14.500 Fonds das Ziel, insgesamt
3,2 Billionen US-Dollar einzuwerben. "Das Interesse von Kapitalgebern
bleibt hoch", erklärt Bain-Partner Schmitz. "Je professioneller die
Anbieter im Fundraising aufgestellt sind, desto größer sind ihre
Chancen - sofern die Performance stimmt."
Generative KI schafft neue Möglichkeiten der Wertsteigerung
Zurückhaltende Investoren, ein massiver Exit-Stau und höhere
Finanzierungskosten zeigen, wie sehr sich die Rahmenbedingungen für
die PE-Branche in jüngster Zeit verändert haben. Eine systematische
Wertsteigerung im Portfolio ist daher wichtiger denn je. Und der
vermehrte Einsatz generativer künstlicher Intelligenz (KI)
erleichtert dies. Das gilt insbesondere mit Blick auf das Aufspüren
und Heben von Effizienzreserven im Portfolio. Dem Bain-Report zufolge
können entsprechende Tools darüber hinaus dazu dienen, eine größere
Zahl potenzieller Beteiligungen wesentlich effizienter zu analysieren
und die Due Diligence zu optimieren
"Je früher Fonds sich die Vorteile von KI zu eigen machen, desto
größer sind ihre Chancen auf einen Wettbewerbsvorsprung", erklärt
Bain-Partner Schmitz. Noch drängender sei es indes, den Anlage- und
Exit-Stau aufzulösen. "In der Vergangenheit hat die PE-Branche ihre
Kapitalgeber mit überdurchschnittlichen Renditen überzeugt. Dies ist
auch weiterhin möglich, wenn Anbieter strategisch weitsichtig
investieren, alle Hebel zur Wertsteigerung ziehen und frühzeitig
aktiv mögliche Kaufinteressenten ansprechen. Es reicht nicht aus, auf
eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu warten."
Die Infografik zu Buy-Out-Investments finden Sie hier.
Bain & Company
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