08.03.2024,
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Graz (OTS) - Großer Countdown bei der Siegergala: Gewinnerin des
Innovationspreises Vifzack 2024 der Landwirtschaftskammer ist Familie
Hütter aus Krusdorf/Straden mit ihrem Projekt "Mobilstall für
Mastgeflügel". Der großartige zweite Platz geht an Farmfluencerin
Melanie Haas aus Passail. Den beeindruckenden dritten Platz erreichte
Martin Temmel aus Timmersdorf/Bezirk Leoben, der mit seiner Aquafarm
und Gemüse dem stillgelegten Elternhof mitten im Dorf neues Leben
einhaucht
Innovation erfolgt direkt auf den Höfen
"Die Landwirtschaft ist ein Hort der Innovationen, diese passieren
direkt auf den Höfen und haben für den Fortschritt in der
Landwirtschaft eine entscheidende Bedeutung. Durch Innovationen
machen sich die landwirtschaftlichen Betriebe zukunftsfit",
unterstreichen Präsident Franz Titschenbacher und Vizepräsidentin
Maria Pein. Und sie ergänzen: "Den Erfolg, den die Betriebe durch
ihren Ideenreichtum, Tatendrang und ihre Umsetzungsstärke einfahren,
ist schwer erarbeitet."
Kammer berät Betriebe von der Idee bis zur Umsetzung
"Erfolgreiche Innovationen fallen nicht vom Himmel, sie müssen
zielgerichtet entwickelt werden. Dazu braucht es neben guten Ideen,
Mut und Risikobereitschaft auch Durchhaltevermögen. Daher bietet die
Landwirtschaftskammer den Bäuerinnen und Bauern als besonderes
Service auch eine profunde Innovationsberatung an", sagt
Kammerdirektor Werner Brugner. Zahlreiche Vorzeigeprojekte, die von
den Landwirtschaftskammern österreichweit unterstützt wurden, finden
sich auch auf der Homepage "Mein Hof - mein Weg". Brugner: "Sie
sollen erste Inspirationsquellen sein, wenn neue Wege eingeschlagen
werden."
Steiermärkische Sparkasse unterstützt Innovationen in der
Landwirtschaft
"Die Geistesblitze unserer landwirtschaftlichen Betriebe, ob
Superfood-, Grillholz-, Fisch- und Geflügelproduzent:innen bis hin zu
Influencer:innen - sie alle beweisen Innovationstalent und
zukunftsweisendes Denken. Die Steiermärkische Sparkasse sieht es als
ihre Aufgabe, das Engagement und die innovativen Konzepte unserer
Landwirt:innen zu unterstützen. Es gilt, auch in dieser Branche die
Chancen des gesellschaftlichen Wandels zu nutzen und seinen Betrieb
zukunftsfit und nachhaltig auszurichten", so Dr. Oliver Kröpfl,
Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse.
Platz 1 für Familie Hütter aus Krusdorf/Straden: Da lachen ja die
Masthühner
Tierwohl ist ein Generationenprojekt, heißt es immer. Bei uns
arbeiten alle Generationen daran mit. Waltraud und August Hütter und
ihre Söhne bauen mobile High-Tech-Hühnerställe auf alte Lkw-Anhänger.
Mobiler Tierwohlstall für Masthühner
Über den Wolken und in Krusdorf bei Straden muss die Freiheit wohl
grenzenlos sein. Zumindest fürs Geflügel. Die Hühner - und der stolze
4-Kilo-Hahn - fressen Waltraud Hütter buchstäblich aus der Hand, als
sie beim LKW-Anhänger, der mitten in der Wiese steht, das Tor öffnen.
Außen unscheinbar, verbirgt sich im Inneren dieses ausrangierten
Sattelhängers ein um weniger als 30.000 Euro selbst gebauter
High-Tech-Stall für Masthühner. Die Großfamilie Hütter ist schon seit
vielen Jahren Vorreiter mit Weidehaltung für Gänse, Enten, Puten und
nun auch Mastgeflügel. "Tierwohl ist ein Generationenprojekt, bei uns
arbeiten alle Generationen daran mit", sagen die beiden Söhne Martin
und Patrick, die mit ihren Partnerinnen voll am Betrieb mitarbeiten.
Perfekt selbstgemacht
Während es aber mobile Ställe für Legehennen sonder Zahl gibt,
sieht es bei Mastgeflügel anders aus. Also hat August Hütter ab 2019
alte LKW-Sattelanhänger erworben und sie mit viel Hirnschmalz und
technischer Meisterleistung mit seinen Söhnen und einem befreundeten
Schlosser umgebaut. Dabei wurden Fenster, Silos, Heizung und
Einrichtung auf den Anhänger gebaut, Patrick hat auch die
automatisierte Fütterung selbst programmiert. In der Schule gelernt?
"Nein, das habe ich mir alles selbst beigebracht. Ich bin da ein
bisschen ein Verrückter", lacht der 29-Jährige, der einen mobilen
Fahrverkauf aufgezogen hat, damit das Fleisch bis Wiener Neustadt vor
die Türe der Kunden geliefert wird. Im Herbst 2022 zog die erste
Gruppe von 400 Masthühnern in ihre mobile Weide-WG ein.
Ausbau geplant
Sie leben ab dem ersten Tag rund 14 Wochen am und rund um den
LKW-Anhänger-Stall. Damit werden die Weidehühner, die nach drei
Wochen groß genug für den ersten Weidegang sind, gut dreimal so alt
wie gewöhnliche Masthühner. Sie werden mit 1,8 bis 4 Kilo auch
deutlich schwerer, das Fleisch der Keulen ist dann schon dunkelrot.
"Das langsame Wachstum merkt man auch an der höheren
Fleischqualität", ist die Familie überzeugt. Durch die Schlachtung am
Hof gibt es keine Transporte während der gesamten Lebenszeit. Dafür
eine wachsende Kundenanzahl, die dafür Kilopreise von 10,50 Euro
(inkl. Knochen) zu zahlen bereit ist. Das Projekt ist weiter im
Ausbau. Bald 15 Hektar Weide sind am Hof mit Strom und Druckluft
versorgt. Der dritte Anhänger steht schon zum Umbau am Hof. Und es
wären nicht die Hütters, hätten sie nicht schon Ideen ausgetüftelt,
wie man den Stall noch besser machen kann.
Platz 2 für Melanie Haas: Tu’ Gutes und poste darüber
Ich will zeigen, wie modern, cool und vielseitig das Leben als
Bäuerin sein kann. Das ist viel Arbeit, aber ich liebes es. Melanie
Haas sät Informationen in der WWW-Welt, um Verständnis für
Landwirtschaft zu ernten.
Instagramkanal "gschuahof"
Können Tiere Türen öffnen? Und wie! Zwar machen Fluffy und ihre
zwei Dutzend Jura-Schaf-Kolleginnen am Gschua Hof keine Anstalten,
aus ihren sonnendurchfluteten Boxen auszubüxen. Aber ihre Lämmer
hüpfen fidel am Futtertisch, als würden sie das nur für die Bäuerin
tun - auf, dass Melanie Haas sie aufhebe und nach einer
Kuscheleinheit zurück in den Stall gebe. Auf Türöffnung besonderer
Art ist nebenan Aron von Wooly spezialisiert. Der Zwergesel, der bei
der Ohrenverteilung dreimal "I ah" gewiehert hat, erachtet Zäune um
die ausgedehnten Weiden am Hof in Passail, die er mit 45 Almo-Ochsen
teilt, nur als freundliche Empfehlung, nicht als fixe Vorgabe. Bei
den schon mehr als 1600 Followern des Instagram-Kanals "gschuahof"
(Tendenz: stark steigend) versteht es der kleine Esel auch,
schnurstraks die Tore zu den Herzen zu öffnen. "Ja, Aron ist ein
Türöffner, um die Menschen dann auch mit landwirtschaftlichen
Inhalten zu erreichen", weiß Melanie Haas, die mit ihrem Partner
Markus Vorraber hinter dem Online-Auftritt des Hofes steht, den die
zwei Boku-Absolventen mit Markus‘ Eltern bewirtschaften.
Den Menschen Landwirtschaft erklären. Die Landwirtschaft ist ihre
Leidenschaft, das Vermitteln ihr Auftrag. Ob im Schul- und
Arbeitsalltag oder über Social Media (Melanie lehrte in Hafendorf und
ist nun Fachberaterin der Bäuerinnen-Organisation in Weiz; Markus
unterrichtet an der Forstschule Bruck): "Unsere Landwirte produzieren
alle so hohe Qualität, wir arbeiten und leben das rund um die Uhr -
aber nur, wenn wir das den Menschen erklären, die mit Landwirtschaft
nichts zu tun haben, werden wir Verständnis ernten", ist Melanie
überzeugt. Ihrer Meinung nach bewege sich ein Gutteil ihrer Branche
"zu sehr nur innerhalb der Landwirtschaftsblase". Andere zu
animieren, sich und ihre Höfe zu öffnen, ist das Ziel der beiden
Jäger und Naturvermittler. Das müsse nicht unbedingt nur auf
Instagram sein. "Wenn das jemandem nicht so liegt, reicht es auch,
mit Konsumenten zu sprechen."
Unterschied zwischen Realität und Werbung. Wichtig ist der
30-Jährigen in ihren lebendig, unterhaltsam und informativ
aufbereiteten Instagram-Beiträgen, "auf den Unterschied zwischen den
Bildern in der Werbung und der Realität" hinzuweisen – und dennoch zu
"zeigen, wie modern, cool und vielseitig das Leben als Bäuerin sein
kann." Ein bis zwei Stunden pro Tag arbeitet die "Farmfluencerin"
täglich mit dem Handy, als Vermittlerin zwischen den Welten. "Ja, das
ist viel Arbeitszeit - aber ich liebe es." Und was man gern macht,
macht man gut. Und besser.
Platz 3 für Martin Temmel aus Timmersdorf: Alles fließt - zurück
zu den Wurzeln
Liesingtaler Edelwels lebt zu 100 Prozent frei von Mikroplastik
und Antibiotika. Und unsere Lernkurve ist noch immer sportlich.
Martin Temmel haucht mit Aquafarm und Gemüse dem stillgelegten
Elternhof mitten im Dorf neues Leben ein.
Aquafarm, Fische und Gemüse. Der Dschungel beginnt im Ortszentrum
von Timmersdorf neben einem alten Kuhstall. Als Martin Temmel die Tür
zum 200 Quadratmeter großen Folientunnel öffnet, empfängt uns auch in
der kalten Jahreszeit ein warmes Ambiente und ein Geruch, der an
einen Badesee mit Gärtnerei erinnert. Doch hier wachsen nicht einfach
nur Mangold, Salat und Paradeiser. Ausgeklügelte Technik, viel Wasser
und noch viel mehr Leben befinden sich einen Stock tiefer - wo sich
in mehreren Becken "Liesingtaler Edelwelse" tummeln.
Song Contest Teilnehmer
So wie das Gemüse im Wasser statt in der Erde Wurzeln schlägt, hat
der frühere Berufsmusiker Martin Temmel auch einen Weg zurück zu den
bäuerlichen Wurzeln beschritten. Der Song-Contest-Teilnehmer (Global
Kryner) haderte lange damit, dass am stillgelegten Heimathof in der
Nähe der Pyhrnautobahn der alte Kuhstall leerstand. Bis der
39-jährige auf das Aquaponik-Kreislaufsystem stieß. Dabei reinigen
Gemüsepflanzen und biologische Filter das Wasser der Fische und
ziehen Nährstoffe heraus. Wobei Temmel nicht verhehlt, dass "die
Lernkurve noch immer sportlich ist, um die Wasserbiologie im
Gleichgewicht zu halten". Die Coronazeit nutzte der Musiklehrer und
Tischler, um den Hof samt Verarbeitungs-, Räucher- und Verkaufsraum
umzubauen und "seinen" grätenfreien Wels salonfähig zu machen. "Das
Fleisch zerfällt nicht beim Kochen und bei der Zubereitung bleiben
unangenehme Gerüche aus." Im März 2021 wurden die ersten Fische
eingesetzt. "Sie kommen mit 10 Gramm zu uns und bleiben ein halbes
bis Dreivierteljahr, bis sie 1,5 bis 2 Kilogramm haben". Alle zwei
Wochen gibts für Privatkunden ab Hof bzw. für die gehobene
Gastronomie Edelwels-Filets frisch oder geräuchert, dazu auch
Pasteten und Aufstriche. Die Reste der Fischverarbeitung werden
getrocknet und zu Hunde-Kaufutter verarbeitet.
Das Potenzial ist riesig
Einerseits, weil er die auf 15 bis 20 Tonnen Jahresfischproduktion
ausgelegte Anlage noch nicht ausgeschöpft hat. Andererseits wird in
Österreich so wenig Fisch produziert, dass die heimische Ware
statistisch bereits Ende Jänner aufgebraucht ist. "Und unsere Fische
leben zu 100 Prozent frei von Mikroplastik und Antibiotika."
Übrigens: Beheizt wird mit der hauseigenen Hackschnitzelanlage. Und
das Wassersystem ist so ausgeklügelt, dass man für das Pumpen von
120.000 Liter Wasser pro Stunde weniger Strom braucht als ein
Staubsauger. "Alles fließt" heutzutage ressourcenschonend.
Zahlen und Fakten. Zwischen 30. Oktober und 30. November 2023 fand
die Stimmabgabe zur Kür des Agrarinnovationspreises Vifzack 2024
statt. Insgesamt wurden 68.344 Online- und Unterschriften- Stimmen
abgegeben. Familie Hütter holte sich unglaubliche 30.567 Stimmen.
17.149 Stimmen bekam die Zweitplatzierte Melanie Haas. Martin Temmel
erzielte insgesamt 5.792 Stimmen.
Die Initiative Vifzack 2024 wird von der Steiermärkischen
Sparkasse unterstützt.
BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch
Wiener Börse Party #808: 11 Number One Award Gewinner + 7 Börsepeople Awards + Than-XMas Award; Pierer Mobility überrascht
Aktien auf dem Radar:Pierer Mobility, UBM, Palfinger, Addiko Bank, Immofinanz, CA Immo, Mayr-Melnhof, Polytec Group, Verbund, RBI, Athos Immobilien, Cleen Energy, EuroTeleSites AG, Kostad, Lenzing, Josef Manner & Comp. AG, VAS AG, Wolford, Agrana, Amag, EVN, Flughafen Wien, OMV, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa, VIG.
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