09.01.2024,
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Wien (OTS) - „Die Zahlen sind, wie sie sind. Da gibt es nichts zu
beschönigen. Die konjunkturelle Situation im Gewerbe und Handwerk ist
alles andere als erfreulich“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster,
Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ). Gemeinsam mit KMU Forschung Austria präsentierte
sie die aktuelle Lage am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs in
Wien.
Die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung:
Die Umsätze sind im Gewerbe und Handwerk im Gesamtjahr 2023 nach vorläufiger Schätzung um -3,0 Prozent nominell (wertmäßig) bzw. -9,5 Prozent real (mengenmäßig) gesunken.\nDas reale Umsatzminus 2023 dürfte somit höher als im Coronajahr 2020 ausfallen (damals -9,0 Prozent).\nSeit der Pandemie 2020 konnte das Gewerbe und Handwerk in keinem einzigen Jahr ein reales Umsatzplus erwirtschaften (2020: -9,0 Prozent, 2021: -0,4 Prozent, 2022: -3,5 Prozent)\n „Eine Erholung von der Corona-Pandemie wurde durch die Vielfalt
aktueller Herausforderungen im Gewerbe und Handwerk zunichte
gemacht“, kommentiert Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria.
„Aus der Umfrage und den Kommentaren lässt sich nicht herauslesen,
dass die Talsohle bereits erreicht wäre.“
Zwtl.: Gedämpfte Erwartungen zu Jahresbeginn
So verzeichneten alle investitionsgüternahen Branchen im vierten
Quartal 2023 Auftragsrückgänge. Im Schnitt sank der Auftragsbestand
um 14,5 Prozent. Besonders drastisch fielen die Rückgänge für die
Hafner, Platten-, Fliesenleger und Keramiker mit -34,5 Prozent, die
Tischler und Holzgestaltenden Gewerbe mit -21,8 Prozent sowie für
Gärtner/Floristen (-17,9 %) und Metalltechniker (-16,6 %) aus.
In den konsumnahen Branchen meldeten die Betriebe im vierten
Quartal 2023 ebenfalls überwiegend Umsatzrückgänge: Keine einzige
Branche konnte einen positiven Saldo verzeichnen. Besonders stark
unter Druck waren zu Jahresende die Berufsfotografen (55% mit
Rückgängen), Personaldienstleister/Sicherheitsgewerbe (43%),
Gesundheitsberufe (41%), Mechatroniker (41%) und Kunsthandwerke (39%
der Betriebe mit Umsatzminus).
Zum Jahresauftakt 2024 sind die Erwartungen weiterhin sehr
gedämpft: Nur 12 Prozent der Betriebe erwarten Steigerungen, 50
Prozent erwarten Stagnation und 38 Prozent gehen sogar von weiteren
Umsatz- oder Auftragsrückgängen aus. Mit minus 26 Prozentpunkten ist
der Saldo damit ähnlich negativ wie während der Corona-Pandemie; in
den baunahen Branchen wird sogar mit noch schlechteren Geschäften als
damals gerechnet.
Es sei deshalb „höchst an der Zeit, die Talfahrt zu stoppen und
den Stimmungsumschwung einzuleiten“, plädiert
Scheichelbauer-Schuster. Die Spartenobfrau sieht den schwachen
Konjunkturdaten zum Trotz dafür intakte Voraussetzungen: „Die
Lohnabschlüsse haben Planbarkeit gebracht und die Kaufkraft gestützt.
Die Inflation wird 2024 auch in Österreich sinken, das stärkt den
Konsum. Wir werden aber auch Investitionen brauchen, um aus der
Rezession zu steuern. Dafür brauchen wir mehr Zuversicht.“
Wirtschaftsforscher Holger Bonin und AMS-Chef Johannes Kopf hatten
sich rund um den Jahreswechsel für gezielte Unterstützungsmaßnahmen
zugunsten der Baukonjunktur ausgesprochen, insbesondere im Wohnbau.
Das sei auch möglich, ohne die Inflation zu befeuern. „Wir teilen die
Einschätzung der Experten, dass diese Anreize zur Ankurbelung des
Wohnbaus gezielt und rasch wirksam sein müssen“, so Reinhard Kainz,
Geschäftsführer der Sparte. Für mehr Investitionsfreude wäre eine
spürbare Entlastung der Betriebe notwendig.
Zwtl.: Anreize für den Wohnbau
Konkret schlägt das Gewerbe und Handwerke vier Maßnahmen vor:
Private Bauwerber könnten steuerlich begünstigt werden, indem 100.000 Euro als Sonderausgabe für die Wohnraumschaffung absetzbar werden. Zugleich sollten auch Kredit-Rückzahlungen oder Zinsen steuerlich geltend gemacht werden können und Nebenkosten (Grunderwerbssteuer bis 1,5 Mio. Euro, Gebühren für Grundbuch- und Hypotheken-Eintragung) entfallen.\nAuch für Bauträger könnte die Finanzierung durch steuerliche Entlastungen erleichtert werden. Dafür bieten sich als erprobtes Instrument Abschreibungen an – etwa durch eine Verdoppelung der linearen AfA (Abschreibung für Abnutzung) für Wohngebäude von 1,5 auf 3 Prozent bzw. das Wieder-Ermöglichen der degressiven AfA von 30 Prozent.\nAnpassung der KIM-Verordnung für die Kreditvergabe: Eine Anhebung der zulässigen Schuldendienstquote von 40 auf 45 Prozent und der Beleihungsquote von 90 auf 95 Prozent würde insbesondere für Jungfamilien die Leistbarkeit von Wohnkrediten deutlich verbessern.\nDie Wiedereinführung eines Handwerkerbonus NEU würde die
regionale Wertschöpfung besonders beleben. Diese Maßnahme hatte sich von 2014 bis 2017 als Win-win-win-Situation für Konsument:innen, regionale Wirtschaft und Staat erwiesen.\nZwtl.: Mehr als 1.400 Meister-Alumni
„Auch der Fachkräftebedarf wird uns auf viele Jahre intensiv
beschäftigen“, führte Scheichelbauer-Schuster eine weitere
Herausforderung ins Treffen. Hier seien jüngst wichtige Weichen
gestellt worden: „Mit der Kostenübernahme für Prüfungsgebühren sind
Meister- und Befähigungsprüfungen noch attraktiver geworden.
Zusätzlich mit dem Gesetz für die Höhere Berufliche Bildung, das ab
Mai 2024 in Kraft tritt, erhält die berufliche Aus- und Weiterbildung
so einen kräftigen Aufwind.“
Und auch die WKÖ trägt dazu bei, das berufliche Ansehen der hoch-
und höchstqualifizierten Fachkräfte in Österreich zu steigern. Für
den im Oktober 2023 gestarteten Master Alumni Club (MAC), der
kostenlos allen Menschen offen steht, die erfolgreich eine Meister-
oder Befähigungsprüfung absolviert haben, haben sich bereits mehr als
1.400 Personen angemeldet – aus allen Bundesländern und
Berufsfeldern, mit einem Alter zwischen 20 und 91 Jahren. „Dieser
enorme Zuspruch freut uns sehr und spornt uns an, in diesem Jahr so
richtig durchzustarten“, kündigt Scheichelbauer-Schuster in ihrer
Rolle als MAC-Präsidentin an. (PWK009/HSP)
Presseunterlagen finden Sie unter:
[
https://www.wko.at/oe/oesterreich/20240109-konjun...
4qu23pk.pdf]
(
https://www.wko.at/oe/oesterreich/20240109-konjun...
4qu23pk.pdf)
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