15.11.2023,
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Wien (OTS) - In Österreich teilen sich rund 137.000
Waldbesitzer:innen 81 % des Waldes und etwa 20.500 Menschen haben
ihren Arbeitsplatz im Wald (Waldbericht 2023) – die Zielgruppe ist
demnach groß: Das Projekt FWSafeXR sensibilisiert alle, die im Wald
tätig sind, für das Thema Arbeitssicherheit im Wald. Unter Leitung
des Austrian Institute for Technology (AIT) und mit den Partnern
Forstliche Ausbildungsstätten (FAST) Traunkirchen und Ossiach des
Bundesforschungszentrums für Wald (BFW), Samariterbund Österreich,
Rotes Kreuz Oberösterreich und Mindconsole GmbH und im Auftrag des
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und
Wasserwirtschaft (BML) über dafne.at ist ein Trainingsprototyp
entstanden, der dabei unterstützen soll, die Arbeitssicherheit im
Wald zu verbessern bzw. Waldunfällen vorzubeugen.
Zwtl.: Wald in Österreich: Wirtschaftsfaktor und Risiken der
Waldbewirtschaftung
Die Waldfläche in Österreich nimmt weiter zu und beträgt mehr als
vier Millionen Hektar, dies entspricht 47,9 Prozent der Staatsfläche.
Damit ist der Wald neben seinen Ökosystemleistungen wie Erholung,
Wohlfahrt und Schutz auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die
Auswirkungen des Klimawandels sind auch im Wald zu spüren.
Sturmschäden und damit einhergehende Schädigungen durch Borkenkäfer
oder andere Faktoren gehen immer wieder durch die Medien und machen
die Verwundbarkeit dieses Ökosystems bewusst. Die Aufarbeitung dieser
Schäden ist mit zusätzlichen Gefahren in der forstlichen Arbeit
verbunden.
„Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder hat eine enorme
ökonomische und ökologische Bedeutung, auch im Zusammenhang mit dem
Klimawandel. Die Waldarbeit stellt unsere Bäuerinnen und Bauern vor
immer größere Herausforderungen, vor allem das Thema Sicherheit
spielt hier eine wesentliche Rolle. Mit diesem Forschungsprojekt
ermöglichen wir mit modernsten Methoden eine gute Ausbildung in einem
sicheren Umfeld. Dieses Projekt ist ein Musterbeispiel für die
praxisnahen und problemorientierten Forschungsaktivitäten des BML“,
so Bundesminister Norbert Totschnig.
Über das Projekt FWSafeXR
Ziel des Projekts FWSafeXR ist, die Unfallrate in der Forstarbeit
durch virtuelles Training zu senken. Sicherheitsbezogene
Trainingsinhalte in der Forsttechnik zu identifizieren und in
Extended Reality (XR) Technologie zu simulieren, stellt dabei die
Herausforderung dar. Dies schließt auch den Bereich der medizinischen
Ersthilfe im Wald mit ein, der sehr eng mit sicherheitsrelevanten
Aspekten in der Forsttechnik verwoben ist. Weiters wurde ein
Gamification-Konzept entwickelt, um das Training mittels
spielerischer Elemente anzureichern. Das AIT besitzt umfassendes
Know-how und große Erfahrung zum Thema Training und XR für
unterschiedlichste Zielgruppen (Polizei, Notfallsanitäter:innen,
Feuerwehr, Industrie Berufstraining). Im Zuge des Projekts FWSafeXR
wurden drei Ausbildungsmodule als XR-Prototypen entwickelt:
1) Vorbereitende Maßnahmen vor dem Arbeitseinsatz im Wald
2) Sicherheitsrelevante Aspekte der Baumfällung (inkl.
Geländesicherung)
3) Anforderung und Einweisung eines Rettungshubschraubers
Die Vorteile der XR-Trainingslösung sind vor allem „das
individuelle, wiederholbare Erleben bestimmter Lernsituationen, das
zeits- und ortsunabhängige Training, die Steigerung der
Lernmotivation durch den spielerischen Zugang und das sichere Lernen
und Üben von gefährlichen Situationen im Wald“, unterstreicht AIT
Projektleiter Raimund Schatz.
Die drei XR-Trainings-Prototypen wurden gemeinsam mit den
Expert:innen der FAST Traunkirchen und Ossiach, mit dem
Österreichischen Roten Kreuz Landesverband Oberösterreich und dem
Samariterbund auf Richtigkeit und Funktionalität getestet. "Die
verwendeten Gamification Prinzipien, das durchgängige
Interaktionsprinzip und die durchgängige Designsprache motivieren und
erleichtern das wiederholte Training der drei Module und den Transfer
der erlernten Fertigkeiten von einem Modul zum nächsten”, erklärt
Sebastian Egger-Lampl, Head of Research beim technischen Partner
Mindconsole.
Im Juni 2023 fand eine großangelegte Evaluationsstudie statt, an
der 73 Personen der FAST Traunkirchen teilnahmen. In der vom AIT
Center for Technology Experience durchgeführten Studie wurden
einerseits die User Experience und Akzeptanz der XR-Prototypen sowie
andererseits auch der Mehrwert von virtuellem Training gegenüber
traditionellen Lernmethoden anhand von objektiven
Lerntransferkriterien untersucht.
Ergebnisse der Studie
Die AIT-Studie zeigte, dass das forstwirtschaftliche Training in
XR von den Teilnehmer:innen sehr gut angenommen wurde und auch der
Lernerfolg dadurch deutlich gesteigert werden konnte. Die
XR-Versuchs-Gruppe machte deutlich weniger Fehler bei der Bearbeitung
der Aufgaben im Vergleich zur Gruppe mit klassischen
Ausbildungsunterlagen.
„Die Ergebnisse unserer Evaluationsstudie bestätigen die positiven
Effekte des XR-Trainings: die XR-trainierten Teilnehmer:innen
erreichten in den abschließenden praktischen Tests signifikant höhere
Punktezahlen als jene Personen, die auf traditionelle Art unterwiesen
wurden. Insgesamt wurde das XR-Training als sehr sinnvoll, hilfreich
und motivierend bewertet, was auf eine hohe Zufriedenheit und
Akzeptanz seitens der Trainees schließen lässt“, so Raimund Schatz,
AIT-Projektleiter.
Florian Hader, Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte FAST
Traunkirchen sieht das FWSafeXR-Training als großartige Bereicherung
in der Ausbildung: „Die Forstlichen Ausbildungsstätten des
Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) tragen mit ihrem
Ausbildungsprogramm zu klimafitten Wäldern der Zukunft bei.
Wesentlich bei allen Waldarbeiten ist, dass die Unfallgefahren
richtig eingeschätzt werden und auch die Rettungskette funktioniert.
Mit Virtual Reality können gefährliche Situationen gefahrlos
trainiert werden und die Lernenden haben Spaß dabei.“
Das Projekt aus Sicht von Samariterbund und Rotes Kreuz OÖ
Auch beim Samariterbund zeigt man sich zufrieden über die
entwickelte XR-Trainingslösung: „FWSafeXR überzeugt nicht nur mit der
technischen Umsetzung, sondern auch mit den vermittelten Inhalten.
Man erkennt unmittelbar, dass auf die umfassende Expertise erfahrener
Einsatzorganisationen zurückgegriffen wurde. Der Samariterbund sieht
im Einsatz von virtuellen Realitäten eine neue Ära in der
Wissensvermittlung: Schulungen und Trainings im Gesundheitsbereich
können nun komplett neu gedacht werden. Entscheidend dabei ist, dass
wir unsere Kreativität und technischen Möglichkeiten zum Nutzen der
Menschen und der Umwelt einsetzen“, meint
Samariterbund-Geschäftsführer Andreas Balog.
„Die Ergebnisse sind besonders für Organisationen relevant, die
hauptsächlich im Bereich Sicherheit und Gesundheit tätig sind. Durch
XR-basierte Trainingssimulationen können direkt erlebbare
Fallbeispiele geschaffen werden, um die Kursteilnehmer:innen besser
auf Notfallsituationen vorzubereiten. Unsere Aufgabe war, den Prozess
zu begleiten, wie man Erste-Hilfe-Maßnahmen in virtuelle Anwendungen
umsetzt“, sagt Roman Herndl vom OÖ Roten Kreuz, der im Projekt von
Anfang eingebunden war und gemeinsam mit dem Projekt-Team des
Samariterbundes auf seine Praxistauglichkeit überprüft hat.
Die gesammelten Projekterfahrungen und Arbeits- bzw.
Nutzungsergebnisse fließen in die zukünftige Planung von
Erste-Hilfe-Kursen bzw. Aus- und Weiterbildungen beider
Einsatzorganisationen mit ein. Auch bereits bestehende
E-Learning-Angebote können erweitert und ergänzt werden. „Die
Erfahrungen und Ergebnisse dieses Projektes können wegweisend für
weitere Schritte in der Prävention und Hilfeleistung sein. Sie tragen
wesentlich dazu bei, Leben und Gesundheit der Menschen zu schützen,
Hilfsfristen und Hilfeleistungen zu optimieren sowie Krankheits- und
Rehabilitationszeiten zu verkürzen“, stellt Roman Herndl von OÖ Roten
Kreuz fest.
Statistik: Waldunfälle und aktuelle Entwicklung
Mit der XR-Technologie soll bewusst die nächste Generation für das
Thema Arbeitssicherheit im Wald sensibilisiert werden. Aber auch die
ältere Generation wird adressiert. In den Altersgruppen zwischen 35
und 44 und ab 65 passierten im Jahr 2022 laut Daten der AUVA/SVA 2022
die meisten tödlichen Unfälle. Insgesamt gab es 2022 1042 Unfälle im
Bereich Forstarbeit (AUVA, SVA). Davon waren 22 tödlich. Die Tendenz
der Unfälle ist abnehmend, da die Vollautomatisierung durch Harvester
und Forwarder die Arbeit im Wald sicherer macht. An den Forstlichen
Ausbildungsstätten gibt es neben der klassischen forstlichen
Ausbildung auch Sicherheitskurse für die Zielgruppe
Waldbesitzer:innen (Europäischer Motorsägenführerschein u.a.).
Pressebereich mit Bildern und Statistiken:
https://www.bfw.gv.at/presse
[Waldbericht 2023] (
https://www.ots.at/redirect/bfw3)
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