09.11.2023,
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Wien (OTS) - 09.11.2023 – In den ersten drei Quartalen 2023 sind die
Hypothekarkredite um 50,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum
des Vorjahres zurückgegangen. Grund dafür ist neben den gestiegenen
Zinsen vor allem die
Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V),
die die Kreditvergabe mithilfe deutlich restriktiverer
Rahmenbedingungen seit gut einem Jahr neu regelt. Besonders betroffen
sind junge Menschen (bis 35 Jahre), für die sich der „Traum vom
Eigenheim“ immer seltener erfüllt. In dieser Alterskategorie hat sich
die Anzahl der gewährten Kredite zuletzt sogar um 57,6 Prozent
reduziert, was den Höchstwert darstellt. Parallel dazu ist auch das
generelle Finanzierungsvolumen im Schnitt um sieben Prozent auf
196.000 Euro gesunken.
In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 44.628 Hypothekarkredite
gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent
bedeutet. Hypothekarkredite werden in der Regel für die Finanzierung
von Immobilien verwendet. Der häufigste Grund für den Absturz: die
hohen Anforderungen der KIM-Verordnung, die seit August 2022 gültig
ist. Die zumindest 20%ige Eigenkapitalquote, eine maximale
Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40
Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf, sind eine enorme
Hürde bei einer Finanzierung. Im Vergleich dazu sind die
Abstattungskredite (Q1 bis Q3 2023: 273.000) mit einem Minus von 11,5
Prozent bedeutend weniger stark rückläufig.
Bundesländer: Größter Rückgang in Wien
Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen alle neun Bundesländer in den
ersten drei Quartalen 2023 massive Rückgänge, was die Anzahl der
gewährten Hypothekarkredite betrifft. Am deutlichsten fällt das Minus
dabei in Wien (- 57,6 %) aus, gefolgt von Tirol (- 52,2 %) und
Vorarlberg (- 51,8 %). Am „geringsten“ fällt der Rückgang mit 46,7
Prozent in Kärnten aus. Die KIM-Verordnung trifft die Menschen
österreichweit mit voller Wucht. Immer weniger können sich einen
Kredit für die Eigenheimfinanzierung leisten. „In Zeiten steigender
Zinsen und wirtschaftlicher Turbulenzen wird es für viele
Privathaushalte nahezu unmöglich, ein finanziell sicheres Fundament
für die Zukunft zu schaffen. Daher stellen wir die KIM-Verordnung in
ihrer jetzigen Fassung infrage und plädieren für ihre
Flexibilisierung. Davon versprechen wir uns eine Kreditvergabe, die
sich an die jeweiligen ökonomischen Rahmenbedingungen anpasst und
Antragsteller nicht von vornherein ausschließt“, erklärt Ricardo-José
Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Schlechte Aussichten für junge Menschen
Die gewährten Hypothekarkredite sind in sämtlichen Altersgruppen
stark rückläufig. Ganz besonders betroffen ist die für die Schaffung
eines neuen Eigenheims besonders relevante Gruppe der bis
35-Jährigen. Hier fällt das Minus mit 57 Prozent am gravierendsten
aus. Damit einhergehend ist diese Altersgruppe auch nicht mehr wie im
Vorjahr für 41,2 Prozent aller Hypothekarkredite „verantwortlich“,
sondern nur mehr für 35,9 Prozent. „Einerseits legt man vor allem
jungen Menschen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die
Zukunft zu rüsten, andererseits werden die Einstiegshürden so
angesetzt, dass diese insbesondere für die junge Generation
schlichtweg nicht machbar sind“, so Gerhard Wagner, Geschäftsführer
der KSV1870 Information GmbH, der ergänzt: „Der Absturz bei den
Kreditvergaben wirkt sich auch auf die Baubranche aus. Die
Auftragslage sinkt. Es fehlt an neuen Projekten im Wohnbau, denn die
Kosten sind hoch und die Nachfrage ist zurückgegangen. Auch 2024 wird
sich daran voraussichtlich nichts ändern.“
Geringeres Kreditvolumen, kürzere Laufzeiten
Einhergehend mit der sinkenden Anzahl an Kreditverträgen ist zwischen
Jänner und September 2023 das Kreditvolumen im Hypothekarbereich
gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig – und zwar vom
Kleinstkredit bis hin zu Krediten mit höheren Volumen. So weisen etwa
die im Zuge der Immobilienanschaffung häufig benötigten Kreditrahmen
von 100.000 Euro (- 39,8 %), 250.000 Euro (- 50,6 %) und 500.000 Euro
(- 59,5 %) beträchtliche Rückgänge auf. Insgesamt ist das
durchschnittliche Kreditvolumen bei Hypothekarkrediten innerhalb
eines Jahres von 210.000 Euro auf 196.000 Euro gesunken. Dieser
Abwärtstrend setzt sich auch bei den Kreditlaufzeiten fort. Die bis
zum Vorjahr am häufigsten gewählte Laufzeit „bis 30 Jahre“
verzeichnete mit 58,1 Prozent das deutlichste Minus. „Die insgesamt
geringeren Kreditvolumen lassen darauf schließen, dass aktuell
vermehrt auch aus finanziellen Gesichtspunkten auf zumeist günstigere
Renovierungsarbeiten gesetzt wird“, so Wagner, der dem Thema „Mieten
statt kaufen“ wenig abgewinnen kann: „In der öffentlichen Diskussion
wird immer wieder auf die hohen Belastungen im Zuge hoher Kreditraten
referenziert. Keine Frage, das ist ein Problem. Doch die zunehmenden
Belastungen aufgrund der zuletzt massiv gestiegenen Mietpreise dürfen
in dieser Diskussion nicht außer Acht gelassen werden.“
Abwärtstrend auch bei Abstattungskrediten erkennbar
Nach zuletzt konstanten Jahren in Bezug auf die Zahl der gewährten
Abstattungskredite steht im laufenden Jahr ein Rückgang zu Buche.
Gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 sank die Zahl der gewährten
Kredite um 11,5 Prozent auf knapp über 273.000 Kredite. „Es zeigt
sich, dass viele Menschen die Befürchtung haben, Kredite in Zukunft
nicht mehr bedienen zu können. Deshalb verzichten sie in Zeiten hoher
Kosten und steigender Zinsen auf nicht notwendige Ausgaben, um sich
nicht selbst in eine zusätzliche finanzielle Schieflage zu
manövrieren“, so Wagner. Zwar gibt es in den niedrigen Bereichen „bis
2.000 Euro“ Zuwächse von etwa elf Prozent, doch je höher die
Kreditrahmen ausfallen, desto größer ist der Rückgang, was die Anzahl
der Verträge betrifft. Im Bereich „bis 500.000 Euro“ fällt das Minus
mit 44,4 Prozent am deutlichsten aus. Weiters: Eine teils
entgegengesetzte Entwicklung zeigt sich puncto Laufzeit. Während
Abstattungskredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr (+ 15,8
%) und von bis zu drei Jahren (+ 6,8 %) zulegen, verzeichnen alle
anderen Laufzeit-Cluster einen Rückgang. Am deutlichsten fällt dieser
mit minus 54,6 Prozent in der Kategorie „bis 30 Jahre“ aus. „Die
Menschen werden sehr vorsichtig und vermeiden es, sich langfristig zu
binden“, so Wagner.
Zur Analyse: Der KSV1870 hat im Rahmen dieser Analyse die
Entwicklung des heimischen Kreditmarktes unter die Lupe genommen und
dabei den Zeitraum zwischen 2019 und 2023 (bis inkl. Ende 3.Quartal)
in den Bereichen Hypothekar- und Abstattungskredite analysiert.
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