08.11.2023, 3720 Zeichen
Ohne Geld ka Musi. Dieser Spruch, in Erinnerung an Feste von früher, ist ja schon alt und wird seine Berechtigung im Zeitalter allerorts verfügbarer digitaler Musikquellen wohl demnächst verlieren, an den Kapitalmärkten ist er aber fest verankert und aktueller denn je.
Die Notenbanken hatten uns die Jahre seit der „Great Financial Crisis“ - diese „GFC“ wird mittlerweile behandelt wie ein seltenes Relikt, das im Museum zu bewundern wäre - mit tiefen Zinsen und Geld im Überfluss die Sorge vor jedweder Investition zumindest um die Finanzierungskosten reduziert. Das ist nun vorbei. Wer weiß wie lange, aber so ziemlich sicher würde es einer kolossalen Krise bedürfen, die wir derzeit definitiv aber nicht sehen, Uff, um wieder rasch in solches Zinsfahrwasser kommen zu dürfen. Also vorerst nix mit Money for nothing. Die Geldemengen rauschen am Globus nur so nach unten. Die M3, jene Geldmengenzahl, die die meisten Geldaggregate in sich vereint, ist in Europa und USA die letzten Monate nahezu im freien Fall gewesen und hat sich erst seit Kurzem etwas gefangen. Erklärt ist dieser Prozess, als Kampf der Notenbanken gegen die Inflation die sich naturgemäß, solange Gelder sprudeln, schwer in den Griff bekommen lässt. Also verknappen wir Cash und warten auf den negativen Inflationseffekt. Parallel mit den massiv gestiegenen Zinsen ein Cocktail, der eben sichtbar zu wirken beginnt. Die Inflation sinkt global. Einige europäische Staaten sind sogar bereits deflationär (negative Inflation) und etliche Wirtschaftsbereiche leiden unter Umsatzrückgängen, Refinanzierungsschwierigkeiten und Margenverlust. Ein Prozess, der, wäre der Wirtschaftskörper starr und wenig flexibel, zu einem üblen Schrumpfen führen würde. Unsere Wirtschaft ist aber in Summe nicht starr, die Maus vor der Schlange oder entscheidungsunfähig. Hier wird so rasch es geht reagiert. Aus solchen Paradigmenwechseln entstehen fast immer in flexiblen Wirtschaftsräumen starke und tragfähige Konjunkturprozesse die insbesondere Forschung, Digitalisierung und kreative Arbeitsmodelle hervorbringen die wiederum Technologie als Lösungsträger stärken.
Soweit die positive Perspektive. Es gibt aber andere Bereiche, die es noch nicht geschafft haben, sich vom Cash-Effekt zu lösen. Neben der Baubranche ist es in zunehmendem Maße ein Teil der Immobilienbranche geworden. Nicht nur, dass die Finanzierung vieler Bauprojekte ins Stocken geriet, es sind auch bestehende Kapitalmarkt-Investments, die sich mit dem Asset „Immobilie“ im Kern die Frage stellen, ob die Investitionsentscheidung als Zinsentscheidung und nicht als Immobilienentscheidung gefällt wurde. Und jetzt, in einem geänderte Zinsumfeld, wo andere Alternativen inzwischen günstiger leuchten wollen, Viele das Immobilien-Investment schnell noch verkaufen, um sich neuen Opportunitäten zu widmen. Auch hier schlägt der Cash-Fluch zu. Eben von der anderen Seite, denn Immobilien werden bei wenig Geld im Umlauf eben auch nicht leichter zu handeln. Ein Problemfeld, dem sich unsere Märkte nun stellen müssen.
Wir werden daher die nächsten Wochen und Monate mehr und mehr ein diametrales Investmentuniversum zu sehen bekommen. Einerseits werden manche Sektoren in Schwierigkeiten und der Verarbeitung dieser verhaftet bleiben, während andere Wirtschaftsbereiche beginnen, die Morgensonne zu sehen und sich bereits auf neues Wachstum vorbereiten. Über all dem, und dies ist für uns eine Hilfe bei der Objektivierung, ist die Beobachtung der Veränderung der Geldmenge ein wichtiger Hinweis wie weit, auf welch fruchtbarem Boden, und für wie viele dies geschehen kann.
… und man hört wieder die Musik spielen.
(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 08.11.)
Börsepeople im Podcast S16/12: Thomas Eccli
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