27.10.2023,
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St. Pölten (OTS) - „Als Landwirtschaftskammer wollen wir den Dialog
auf Augenhöhe zwischen Bäuerinnen, Bauern und verschiedensten
Anspruchsgruppen verstärken. Der Austausch mit jungen Menschen, die
sich den Herausforderungen der Landwirtschaft in Studium und später
im Berufsleben annehmen ist mir dabei besonders wichtig“, kommentiert
Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager die
Beweggründe für das neue Veranstaltungsformat.
In drei Arbeitsgruppen diskutierten insgesamt rund 100 Studierende
angeregt mit den Expert:innen aus der landwirtschaftlichen Praxis und
Beratung; auch Präsident Schmuckenschlager schloss sich einer
Arbeitsgruppe an: „Das große Interesse an Anpassungsmaßnahmen der
Praxis zeigt, dass die Anstrengungen der Branche anerkannt werden.
Gleichzeitig haben wir ambitionierte Ziele, für deren Umsetzung die
Landwirtinnen und Landwirte auch neue Lösungen aus Wissenschaft und
Technik benötigen. Deswegen bin ich für die ausgezeichnete
Zusammenarbeit mit der BOKU Wien sehr dankbar.“
„Die großen Fragen der Zukunft brauchen Antworten. Die
Wissenschaft muss heute die Problemfelder von Politik, Wirtschaft und
Verwaltung aufgreifen und Lösungen finden, die relevant und umsetzbar
sind. Die BOKU ist die einzige Universität in Österreich, die ihre
gesamte Forschung und Lehre auf Life Sciences ausgerichtet hat. Der
Dialog mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich ist eine
wichtige Achse zwischen Wissenschaft und Praxis, um an den
ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen im Bereich
der Landwirtschaft und des Agrarsektors gemeinsam zu arbeiten“, so
die Gastgeberin der Veranstaltung, BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl.
Keynote-Speaker Michael Staudinger, seines Zeichens langjähriger
Direktor der ZAMG (jetzt GeoSphere Austria) führte unter anderem aus:
„Die Klimaänderung betrifft uns alle, die Extremereignisse der
letzten Jahre und Monate waren ein kleiner Vorgeschmack auf das was
auf uns zukommen wird. Stark betroffen ist auch die Landwirtschaft:
hier sind allerdings bereits eine Reihe von Maßnahmen möglich und
notwendig, um einerseits Anpassungen vorzunehmen und andererseits zu
Emissionsminderungen beizutragen.
Hermine Mitter, Privatdozentin und Forscherin am Institut für
nachhaltige Wirtschaftsentwicklung gab einen Einblick in aktuelle
Forschungsschwerpunkte der BOKU. Sie plädiert für „eine integrative
Bewertung von Maßnahmen des Klimaschutzes, der Anpassung an den
Klimawandel und der Förderung von Biodiversität, um Zielkonflikte
vorausschauend zu reduzieren und Synergien bestmöglich zu nutzen.“
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich freut sich über die
erfolgreiche Premiere von „Landwirtschaft trifft Uni“ eine
Fortsetzung wird angestrebt, denn „ein breiter Konsens über die
landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen ist notwendig, um die regionale
Landwirtschaft bzw. Versorgung zukunftsfit zu machen“, ist
Schmuckenschlager überzeugt.
Hintergrundinformationen
Einblicke aus den Arbeitsgruppen „Wie machen wir die
österreichische Landwirtschaft klimafit?“
Im Workshop zum Thema „Klimaangepasster Ackerbau“ mit
Bio-Ackerbauer Martin Schmit, Bio-Gemüsebäuerin Christine Michaeler
und Ackerbauer Johannes Zauner kristallisierte sich klar heraus, dass
Bodenschutz und Klimaschutz im Ackerbau Hand in Hand gehen müssen.
Davon können alle profitieren: Mit relativ einfachen Maßnahmen wie
Zwischenfrüchten, Untersaaten und reduzierter Bearbeitung könne man
seinen Betrieb an den Klimawandel anpassen und die Böden fitter
machen – gerade konservierende Landwirtschaft stelle hier eine Chance
dar. Unterscheidungen zwischen konventionell und bio wären hingegen
nicht immer zielführend, in Punkto Klimaschutz müsse künftig generell
zwischen nachhaltiger und nicht-nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden
unterschieden werden.
In der Gruppe „Klimaangepasste Nutztierhaltung“ waren für die
Studierenden die innovativen Praxislösungen der Expert:innen,
Stiermäster Franz Winkelhofer, Bio-Fleisch-Direktvermarkter Vinzenz
Harbich und Milchbäuerin Birgit Plank, besonders spannend. Die
Arbeitsgruppe identifizierte ein Spannungsfeld bei der Verwertung von
hochwertigen Nebenprodukten der Lebensmittelverarbeitung zwischen
Energiegewinnung und Tierfutter. Zugleich entstanden auch Ideen, die
Tierhaltung in den Kreislauf der Energiegewinnung noch mehr zu
integrieren. Außerdem kristallisierten sich viele Vorteile der
Kombination aus Tierhaltung und Ackerbau heraus, weil nach Meinung
der Teilnehmer:innen dadurch Nährstoffkreisläufe leichter bzw. besser
geschlossen werden können.
In der Arbeitsgruppe „Klimaangepasste Vermarktungsstrategien“ mit
„Genusskoarl“-Gründer Karl Severin Traugott, Sebastian Zanker von
Jahner’s Spanferkel und LK NÖ-Referent Dennis Bergamo war man sich
einig, dass Konsumenten darüber Klarheit benötigen, welche Produkte
wirklich klimafreundlich sind. Die vagen Definitionen von
Nachhaltigkeit behindern die Vermarktung von wirklich nachhaltigen
Produkten. Die Vermarktung müsse in Zukunft breit aufgestellt sein:
Social Media stellt ein großes Potential bei der direkten Ansprache
von Menschen da und unterstützt die Direktvermarktung. Auch im
Lebensmitteleinzelhandel und besonders in der Gastronomie gehören die
Vorteile von Regionalität noch deutlicher vermittelt. Jedenfalls
seien Transparenz seitens der Produktion bzw. Vermarktung sowie
Bewusstseinsbildung bei der Gesellschaft von klein auf absolut
notwendig, um regionale Lebensmittel in der breiten Masse noch besser
zu etablieren. (Schluss)
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