23.10.2023,
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Wien (OTS) - Klimafreundlich und zukunftsfähig bauen: Schweden strebt
beispielsweise konsequent nach „Fossilfreiheit“ in allen Bereichen.
Die 2226 GmbH in Lustenau wiederum hat ein Konzept gefunden, wie ein
Haus ohne Heizung und Kühlung ein angenehmes Raumklima bieten kann.
In Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz lud die
Plattform ReConstruct vergangenen Donnerstag zu einer internationalen
Expertendiskussion, im Rahmen derer aktuelle Fragen zur nachhaltigen
Transformation des Bauens im Fokus standen. Keynotes vom schwedischen
Forscher Lars Zetterberg, Mistra Carbon Exit, und dem
österreichischen Bauphysiker Sebastian Nödl, 2226 GmbH, sorgten für
inspirierende Impulse, die von den anderen gern aufgegriffen wurden:
Robert Jansche, Österreichisches Institut für Bautechnik (OIB), Filip
Johnsson und Ida Karlsson, Mistra Carbon Exit und Chalmers University
Göteborg, sowie Gerd Pichler, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), und
Henriette Spyra, Bundesministerium für Klimaschutz. Die zentrale
Fragestellung war, welche Baukonzepte für die Gesellschaft notwendig
sind, um den ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen
standhalten zu können.
Zwtl.: LASTEN DER VERGANGENHEIT - ASSETS FÜR DIE ZUKUNFT?
„Wir wollen konkrete Beispiele aufzeigen, die als praktische
Orientierung dienen. Denn wo nachhaltige und klimafreundliche
Lösungen einmal realisiert sind, lassen sich Erkenntnisse für weitere
Entwicklungen ableiten“, erklärt Christian Egenhofer, Centre for
European Policy Studies Brüssel sowie Repräsentant von ReConstruct
und Moderator der Veranstaltung. Diskutiert wurden einerseits
Konzepte aus Schweden, andererseits aus dem Westen Österreichs. „Sich
international umzuschauen ist naheliegend, denn die Herausforderungen
an die Baubranche sind in allen europäischen Industrieländern
ähnlich: Ein gewaltiger Gebäudebestand muss saniert und ‚klimafit‘
gemacht werden. Und neue Gebäude sollen diese Ansprüche von
Vornherein erfüllen, damit sie keine Hypothek für die nächsten
Jahrzehnte, sondern ein Asset sind“, so Egenhofer weiter.
Zwtl.: SCHWEDEN: ENTSCHLOSSEN ZUM AUSSTIEG AUS FOSSILEN ROHSTOFFEN
Zetterberg zeichnete die bisherige Erfolgsstory von Mistra Carbon
Exit nach und zeigte, wie Schweden entschlossen am Ausstieg aus
fossilen Rohstoffen arbeitet. Mistra ist eine schwedische Stiftung
für strategische Umweltforschung, die das Carbon Exit
Forschungsprogramm finanziert. Die Forschung identifiziert die
Potenziale in Technik, Wirtschaft und Politik, die mit dem Klima-Ziel
Schwedens, bis 2045 die Netto-Nullemission zu erreichen, verbunden
sind. Analysiert werden die Lieferketten, vom Rohstoff bis zum
fertigen Produkt, inklusive Energiebedarf. "Das Programm selbst wird
nicht nur durch die Forschung entwickelt, sondern in Zusammenarbeit
mit Unternehmen, Behörden, Gemeinden und anderen gesellschaftlichen
Playern", erläutert Zetterberg. So sei sichergestellt, dass die
Konzepte realistisch sind und finanzierbar bleiben.
Zwtl.: CO2 EMISSIONEN SCHON HEUTE HALBIERBAR
Seine Ausführungen wurden konkretisiert von Ida Karlsson und Filip
Johnsson, beide Teilnehmende der Panel-Diskussion. Karlsson
illustrierte die Methode der Lieferkettenanalyse mit Zahlen: „Schon
mit aktuell verfügbaren Technologien und Praktiken lassen sich die
Treibhausgase bis zu 50 Prozent reduzieren – und diese Rate lässt
sich mittelfristig noch steigern.“ Im Jahr 2045 könne nahezu
Netto-Null Emissionen erreicht sein. Dies erfordere Maßnahmen entlang
der gesamten Lieferkette, wodurch eine große Herausforderung in viele
kleine Ansatzpunkte zerlegt werde. „Ein wichtiger Milestone ist die
Etablierung systematischer Arbeitsmethoden – dazu gehören Klima
Aktionspläne und die Einführung eines Carbon Managers, zuständig für
den Co2-Haushalt eines Gebäudes“, so Karlsson.
Johnsson erläuterte die Dekarbonisierung von Materialien, wie sie
in Gebäuden und Infrastruktur benutzt werden: “Um Emissionen
entscheidend zu senken, braucht es unter anderem klimaneutralen
Zement und Stahl mit Co2-Abscheidung und Elektrifizierung. Die
schwedischen Projekte ‚HYBRIT‘ und ‚H2 Green Steel‘ arbeiten derzeit
an der Entwicklung von fossilfreiem Stahl".
Zwtl.: <a></a>ARCHITEKTUR BIETET LÖSUNGEN: GEBÄUDE MIT MINIMALER
HAUSTECHNIK
Wie Energieeffizienz funktionieren kann, zeigte der Bauphysiker
Sebastian Nödl. Sein Büro bietet Optimierung durch Unterstützung der
Architektur sowie Reduktion der klassischen Haustechnik - ersetzt
durch intelligente Software nach dem 2226 Prinzip: Ein Haus ohne
Heizung und Kühlung hält eine angenehme Raumtemperatur von 22 bis 26
Grad. Dazu dienen Frischluft und die Wärme von Menschen und Geräten
einerseits sowie ein System von Lüftungsklappen andererseits. Ein
Pioniergebäude in Lustenau liefert seit zehn Jahren den praktischen
Beweis, dass das Konzept funktioniert. Der jährliche Energieverbrauch
ist weniger als ein Drittel dessen, was eine vergleichbare
Standardimmobilie benötigt. „2226 steht für ressourcenschonend und
reduzierte Kosten – und ist geeignet für Neubau und
Gebäudesanierung,“ erklärt Nödl. Die angewandte Technik sei langlebig
und brauche keine Updates. „Darauf basiert unser Anspruch, auch
technisch für einen Zeithorizont von 100 Jahren und mehr zu planen,“
so Nödl, der abschließend an die Politik appellierte: Um innovative
Technologie zur Energieeffizienz voranzubringen, braucht es mehr
Förderungen sowie vereinfachte und standardisierte
Genehmigungsverfahren.
Zwtl.: LEBHAFTER AUSTAUSCH IM IDEAS LAB
Neben diesen Impulsen gab es auch interaktive Möglichkeiten beim
Event. Alle Anwesenden konnten ihre Expertise über ein digitales Tool
einbringen. In Ideas Labs, also kleinen Arbeitsgruppen, kam es am
Ende zu einem regen Austausch. Alle waren sich einig: Empirische
Forschung liefert die Basis für zukunftsfähiges Bauen,
funktionierende reale Projekte sind als Leitbilder der Transformation
unersetzlich. Energie ist ein Knackpunkt, und die Rolle als
Rohstofflieferant macht die Baustoffindustrie zu einer wichtigen
Gestalterin der Transformation. Neben neuen Energiekonzepten ist die
Beachtung von Faktoren, die über das Bauen hinausgehen wesentlich,
wie etwa neue Geschäftsmodelle, kurze Wege und soziale Fragen, wie
die Verbindung von Arbeit und Wohnen in einem Quartier. Wie sich am
Beispiel Schweden zeigt, kann die Politik durch geeignete
Rahmenbedingungen die Prozesse vorantreiben, vor allem durch
Förderungen, die zudem motivieren und identitätsstiftend wirken.
Über ReConstruct
Ein sauberer Planet für alle: Das herausfordernde EU-Ziel einer
klimaneutralen Gesellschaft bis 2050, zu dem sich Österreich bereits
für 2040 bekannt hat, erfordert radikale Veränderungen. Im Fokus
stehen dabei Baustoffe, deren Funktionalitäten entlang der gesamten
Wertschöpfungskette sowie ein evolutionäres Management. Um all das zu
verwirklichen, wurde ReConstruct ins Leben gerufen. Als
Forschungsplattform zur Zukunft des Bauens in Partnerschaft von WIFO,
Sustainserv Zürich - Boston, Center for European Policy Studies
Brüssel, Wegener Center an der Universität Graz, gefördert vom
Fachverband Steine Keramik.
Weitere Informationen unter:
https://www.rethinkconstruction.net/
- unter NEWS finden Sie die Broschüre ‚BAUEN UND BAUSTOFFE 2050‘ zum
Download.
Weitere Bilder in der [APA-Fotogalerie]
(
https://www.apa-fotoservice.at/galerie/34060)
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