04.10.2023,
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Wien (OTS) - „Die verzögerte Weitergabe von
Großhandelspreisrückgängen bei Haushaltsenergie an die
Endverbraucher:innen sowie die starke Teuerung bei Dienstleistungen
sind wesentlich für die weiterhin hohe Inflation und den markanten
Unterschied zum Euroraum im Jahr 2023 verantwortlich“, so Robert
Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Da
diese Faktoren an Bedeutung verlieren, erwartet die OeNB einen
Rückgang der am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI)
gemessenen Inflation von 7,8 % im Jahr 2023 auf zunächst 4,3 % im
Jahr 2024 und 3,1 % im Jahr 2025. Da die hohen Lohnsteigerungen vor
allem in lohnintensiven Sektoren wie dem Dienstleistungssektor
sichtbar werden, steigt die Kerninflationsrate (ohne Energie und
Nahrungsmittel) 2023 auf 7,4 % an und sinkt nur langsam. Die aktuelle
Schwerpunktanalyse in der OeNB-Publikation „Inflation aktuell Q3/23“
zeigt, dass extreme Wetterereignisse einen Einfluss auf die Preise
für Energie und Nahrungsmittel haben können.
Die seit Jahresbeginn rückläufige Tendenz der HVPI-Inflationsrate
wurde zwar im August 2023 kurz unterbrochen, im September aber wieder
fortgesetzt. Die bis August vorliegenden Detailergebnisse zeigen,
dass die Verringerung des Preisauftriebs vor allem auf Energie und in
einem geringeren Ausmaß auf Nahrungsmittel sowie Industriegüter ohne
Energie zurückgeht. Allerdings ging die Inflationsrate bei Energie
nicht in dem Ausmaß zurück, wie es die gesunkenen Großhandelspreise
vermuten ließen; z. B. stiegen die Gaspreise im August noch an.
Deshalb liefert die Energieinflation noch immer einen positiven
Beitrag zur HVPI-Inflationsrate in Österreich, während er im Euroraum
bereits seit April 2023 negativ ist. Bei Dienstleistungen hat sich
der Preisauftrieb im Jahresverlauf beschleunigt, weshalb die ohne
Energie und Nahrungsmittel – aber inklusive Dienstleistungen –
berechnete Kerninflation seit Jahresbeginn nur langsam sinkt.
Laut aktueller Inflationsprognose der OeNB wird die
HVPI-Inflationsrate im Jahr 2023 7,8 % betragen. Im Vergleich zum
Juni 2023 wurde die OeNB-Prognose damit um 0,5 Prozentpunkte nach
oben revidiert. Dies war aufgrund der gestiegenen Rohölpreise, der
weiterhin hohen Preise für Haushaltsenergie und der anhaltend hohen
Inflation bei Dienstleistungen nötig. Für das Jahr 2024 erwartet die
OeNB eine Teuerungsrate von 4,3 %, für das Jahr 2025 3,1 %.
Fiskalpolitische Maßnahmen im Energiebereich (insbesondere die
Strompreisbremse und der Netzkostenzuschuss) dämpfen die
Inflationsrate 2023; das Auslaufen der Maßnahmen im Jahr 2024 wird zu
einer Erhöhung der Inflation führen. Da sowohl sinkende
Endverbraucherpreise für Haushaltsenergie als auch sinkende
Rohölpreise prognostiziert werden, sollte von der Energiekomponente
kein bedeutender Inflationsdruck 2024 und 2025 ausgehen. Die im
August von der Regierung beschlossenen Maßnahmen wie der
Mietpreisdeckel und die Aussetzung der Gebührenanpassung werden 2024
die Dienstleistungsinflation etwas verringern. Allerdings geht die
OeNB-Inflationsprognose auch 2024 von vergleichsweise hohen
Lohnabschlüssen aus, weshalb die Teuerung im Dienstleistungssektor
nur langsam sinken wird. Die Teuerung von Agrarrohstoffen sowie die
landwirtschaftlichen Produktionskosten sollten im Prognosezeitraum
zurückgehen. Dies wird sich – allerdings zeitverzögert – auf die
Nahrungsmittelpreise übertragen. Daher wird die Inflationsrate für
Nahrungsmittel im Jahr 2023 mit 10,1 % hoch bleiben, bis 2025 jedoch
auf 3,4 % sinken.
Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) steigt 2023
vor allem aufgrund kräftiger Lohnkostensteigerungen auf 7,4 %. 2024
und 2025 wird die Kerninflationsrate auf 4,9 % bzw. 3,4 % sinken,
aber weiterhin deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt
bleiben.
Wie das Wetter die Preise beeinflusst
Es stellt sich die Frage, ob – und wenn ja – wie stark der
Rekordsommer 2023 die Verbraucherpreisinflation in den kommenden
Monaten beeinflussen wird. Erste Ergebnisse für Österreich legen
nahe, dass sich extreme Wetterereignisse auf die HVPI-Gesamtinflation
nicht merkbar auswirken. Allerdings gibt es große Unterschiede
zwischen den Sektoren. Besonders stark reagieren die ohnehin
volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie. So wirken sich
ungewöhnlich hohe Temperaturen im Nahrungsmittelbereich wie erwartet
preissteigernd aus, jedoch preissenkend bei der Energie-Komponente.
Die Größe dieser Effekte hängt unter anderem davon ab, in welcher
Jahreszeit die Wetterereignisse stattfinden. Während vor allem ein
milder Herbst und Winter inflationsdämpfend auf die Energiepreise
wirken, heben heiße Sommer die Nahrungsmittelinflation an.
„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der
Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation in Österreich. Darin
wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die
Inflationsprognose der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle
Schwerpunktthemen eingegangen:
https://www.oenb.at/Publikationen/Volkswirtschaft/...
tml
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