10.08.2023,
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Wien (OTS) - In den letzten Monaten wurde intensiv über die
Versorgungssicherheit mit Medikamenten diskutiert. Aktuell sind über
600 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt lieferbar. Darunter
Blutdrucksenker, Schmerzmittel, aber auch antibiotische und
fiebersenkende Kindersäfte. Viele Patientinnen und Patienten mussten
in der Apotheke feststellen, dass ihre benötigten Arzneimittel nicht
vorrätig waren. Das ist aber keine auf Österreich beschränkte
Situation. In allen OECD-Ländern sind die Meldungen von Engpässen
stark gestiegen, allein zwischen 2017 und 2019 um 60 Prozent.
Auch Antibiotika sind weiterhin rar. „Die aktuelle Nachfrage nach
Antibiotika ist enorm hoch, da man sich auf die Wintersaison
vorbereitet. Dies kann schnell zu Engpässen auf Herstellerseite
führen", warnt Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen
Generikaverbands (OeGV).
Die Hauptgründe für Liefer- und Versorgungsengpässe waren laut
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) zu 61 Prozent
Verzögerungen in der Herstellung. Dies kann zum Beispiel auftreten,
wenn Hersteller mit Rohstoffknappheit oder Engpässen in der
Wirkstoffproduktion konfrontiert sind. An zweiter Stelle stand mit 18
Prozent ein erhöhter Mehrbedarf, gefolgt von einer Verzögerung in der
Auslieferung mit 11 Prozent. „In vielen Fällen kann zwar auf
wirkstoffgleiche Alternativprodukte, also z.B. Generika, oder auf
therapeutische Alternativen ausgewichen werden. Dennoch steht die
Arzneimittelversorgung zunehmend unter Druck“, so Andiel. „Die
Versorgung bei akuten Lieferausfällen kann von anderen Anbietern
nicht immer kurzfristig kompensiert werden. Dazu sind die
Kapazitätsreserven zu gering und die Vorlaufzeiten für
Produktionserhöhungen zu lang, wenn sie überhaupt finanzierbar sind.“
Zwtl.: Hoher Preisdruck und zunehmende Konzentration der
Wirkstoffhersteller
Eine wesentliche Ursache für die wiederholt auftretenden Engpässe
in der Versorgung liegt daher am hohen Preisdruck. Ein sehr
restriktives Preissystem zwingt die Hersteller dazu, immer
effizienter zu produzieren. Dies führte in den letzten Jahren dazu,
dass die Wirkstoffproduktion von Europa nach Asien verlagert wurde.
Mittlerweile werden zwei Drittel der in Europa benötigten patentfreie
Wirkstoffe in Asien hergestellt. Noch im Jahr 2000 kamen 59 Prozent
der Wirkstoffe aus Europa. Zudem ist eine Konzentration der
Produktionsstandorte erkennbar: Weltweit gibt es für mehr als 50
Prozent der generischen Wirkstoffe nur noch weniger als fünf
Generika-Hersteller.
Dank Generika werden die Behandlungskosten um mindestens 65
Prozent gesenkt. Das sogenannte Preisband sorgt ab Oktober darüber
hinaus dafür, dass der Höchstpreis eines erstatteten Arzneimittels
maximal 20 Prozent über jenem des günstigsten wirkstoffgleichen
liegen darf. Wegen der dadurch weiter sinkenden Preise in Kombination
mit der aktuellen Kostensteigerung von Rohstoffpreisen und Energie
wird das Angebot an wichtigen Arzneimitteln und damit die
Versorgungssicherheit weiter gefährdet. „Rund ein Viertel der
generischen Arzneimittel sind innerhalb von 10 Jahren bereits aus dem
Europäischen Markt verschwunden. Darunter Antibiotika und
Krebsmedikamente. Es ist dringend an der Zeit, hier gegenzusteuern“,
fordert Andiel.
Zwtl.: Neue Maßnahmen für sichere Arzneimittelversorgung
Der Österreichische Generikaverband setzt sich daher für faire
Preise und damit eine verbesserte Versorgung ein. So würde eine
Anhebung des Verschreibungsanteils von Generika dieselben
Einsparungseffekte erzielen wie durch die erzwungenen Preissenkungen,
aber dafür wesentlich mehr Medikamente in der Versorgung erhalten.
Die Einführung der Möglichkeit, Arzneimittelpreise an den
Verbraucherpreis-Index anzupassen, könnte die enorm steigenden Kosten
zumindest teilweise kompensieren. Derzeit können Pharmaunternehmen
die Kostensteigerungen nicht weitergeben. Zudem fordert der
Generikaverband den Stopp der ab 2024 drohenden Streichungsverfahren.
Wenn ein Arzneimittel nicht auf den jeweils niedrigsten
vergleichbaren Produktpreis mit dem gleichen Wirkstoff abgesenkt
wird, kann es durch dieses Verfahren aus dem Erstattungskodex
gestrichen werden. Auch das wird zusätzlichen massiven Druck auf die
Versorgung ausüben.
Mit dem neuen OeGV-Versorgungsbarometer bietet der Österreichische
Generikaverband einen Überblick über aktuelle, relevante Zahlen rund
um die Arzneimittelversorgung der österreichischen Patientinnen und
Patienten.
Zwtl.: Über den Österreichischen Generikaverband
Wir sind der Österreichische Generikaverband, ein Zusammenschluss
von 11 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der
österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen,
preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel unseres Verbands ist
einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu
informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten
mitzugestalten. Unsere Mitglieder sind Aristo Pharma Österreich GmbH,
Bluefish Pharma, Dermapharm GmbH, Genericon Pharma Gesellschaft
m.b.H., G.L. Pharma GmbH, interpharm ProduktionsgmbH, Mylan
Österreich GmbH (A Viatris Company), ratiopharm Arzneimittel
Vertriebs-GmbH, Sandoz GmbH, Stada GmbH und S.MED GmbH.
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