20.07.2023,
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Alpbach (OTS) - Als "extrem beunruhigend" bezeichnet Claudio
Albrecht, der frühere CEO von STADA, Actavis und Ratiopharm, die
aktuelle Diskussion um Arzneimittelknappheit, vor allem auch weil die
angedachten Lösungen nicht funktionieren werden. Der frühere CEO der
Generika- und Consumer Healthcare-Konzerne STADA, Actavis und
Ratiopharm sieht die gegenwärtige Situation "als Resultat einer
Entwicklung, die nur die Arzmittelausgaben im Fokus hat und nicht das
Wohl des Patienten", wie der gebürtige Tiroler bei einer Tagung des
Österreichischen Gesundheitsforums in Alpbach ausführte. Österreichs
Politik agiere „hilflos“.
Arzneimittelengpässe entstehen vor allem dadurch, dass die Preise
für viele Arzneimittel so niedrig sind, dass viele Hersteller in
Europa beschliessen, nicht mehr zu produzieren. In manchen Ländern
bekommt der Hersteller eines lebensrettenden Medikaments für einen
ganzen Jahresbedarf, also etwa 720 Tabletten, den Gegenwert eines
Cappuccinos. „Wenn ein Cafe mehr kostet als ein Jahr
Cholesterinsenker, dann ist denke ich alles gesagt“. Hier verkennt
die Gesundheitspolitik völlig die Wertigkeit der Ware.
Ein weiteres Kostenthema ist die Wirkstoffproduktion. "Wir haben
verabsäumt, strategisch wichtige Wirkstoffproduktionen in Europa zu
halten. Sobald der Preisdruck auf Medikamente enorm zunimmt, suchen
Hersteller Auswege und die führen unweigerlich zu Wirkstoffen aus
China oder Indien. Heute hängen wir bei der Mehrzahl der
Engpasspräparate am Tropf der Asiaten und können in Situationen wie
Pandemien, Schiffshaverien oder Qualitätsmängel, kaum noch
reagieren."
Albrecht, der zu den international erfahrensten Pharmamangern
Österreichs zählt, fordert, dass Substitution in Österreich erlaubt
bzw akzeptiert werde. „Der Apotheker soll selbst entscheiden dürfen,
welches Produkt er dem Patienten aushändigt. Dabei kann es sich um
das idente Präparat eines Originalherstellers handeln, das in einem
anderen Land verfügbar ist oder um ein wirkstoffgleiches Medikament,
das nach Patentablauf in Österreich von mehreren Herstellern
angeboten wird.
Im ersten Fall handelt es sich um sogenannten Parallelimport „Das
hätte neben einer höheren Versorgungssicherheit noch dazu den
Vorteil, dass man in einigen EU-Ländern zu niedrigeren Preisen
einkaufen kann und dann das Produkt auch dementsprechend günstiger in
Österreich auf den Markt kommt“, argumentiert Albrecht.
„Parallelimport hilfte den Sozialversicherungen bei noch
patentgeschützten Produkten Geld zu sparen. Bei patentfreien
Präparaten, sogenannten Generika, sind häufig Produkte auf der
Engpassliste, von denen es eine Vielzahl von Alternativen gibt,- wenn
man den Apotheker freie Hand geben würde, einfach das fehlende
Produkt gegen ein Verfügbares auszutauschen. "Es ist ja häufig so,
dass ein Hersteller das idente Produkt unter zwei Marken im Markt
hat,- das heißt das Medikament ist komplett gleich und unterscheidet
sich nur in der Packungsfarbe bzw im Namen.
Für weniger geeignet hält Albrecht die zur Zeit in Österreich
diskutierten bzw bereits gehandhabten Massnahmen wie Aufbau von
höheren Vorräten oder Exportverboten. Einerseits ist die Lagerhaltung
immer auch eine Frage des Risikos. Welches Produkt bevorrate ich zu
welchen Mengen? Wer trägt die Kosten und das Risiko eines Ablaufs der
Haltbarkeit? Zu den bestehenden Exportverboten sagt Albrecht: "Das
führt zu reziproken Massnahmen und Österreich ist eher ein Importland
als ein Exportland, daher würden wir hier eher Leidtragender sein".
"Schnelle Lösungen gibt es nicht, dazu ist in der Vergangenheit zu
wenig über mögliche Konsequenzen von Globalisierung und Preisspiralen
nach unten bei Arzneimitteln nachgedacht worden", meint Albrecht
abschliessend. "Was man sofort machen könnte, ist eine
Liberalisierung der Substitution und das Schaffen von Transparenz.
Transparenz im Inland mit der Meldung von Verfügbarkeiten in der
Lieferkette und Transparenz in Europa unter Nutzung bereits
bestehender Handelsstrukturen zur Information und in Folge zur
Umverteilung von Medikamenten. Das ist sofort effektiv und spart
eher, als dass es kostet. Allen wäre gedient.
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