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07.06.2023, 5857 Zeichen

Die letzten Jahre haben uns einen stillen Wandel beschert. Corona, Krieg, andere Kriegsdrohungen und vor allem die vor ein paar Jahren massiv unterbrochenen Lieferketten prägten unsere Märkte und Wirtschaftsräume. Und genau diese Lieferkettenrisiken, die vor einigen Jahren unsere Abhängigkeit von China und den USA deutlich gemacht hatten, sind in diesem bestehenden Umfeld um Russland und Taiwan um zwei Lieferanten mit Fragezeichen ergänzt. Wir haben darauf reagiert. Unsere Wertschöpfungen wurden lokaler geprägt. Unsere Lebensmittel wurden „auf jeden Fall Österreichisch“, unsere Abhängigkeiten mit Umwegen kuriert. Der Fuchs lernte ohne Trauben zu leben. Aus der Globalisierung wurde die Glokalisierung.

An sich ja gar nicht so schlecht möge man meinen. Die Abhängigkeit von unberechenbaren Staaten ist sicher nicht so leicht zu schlucken und der Bauer ums Eck gibt uns, neben dem guten Gefühl, direkter prüfen zu können, was er produziert, auch volkswirtschaftlichen Rückenwind, denn das Geld der Konsumenten ist zumindest nicht sofort außer Landes. Es gibt aber ein paar negative Effekte, die sich so langsam aber doch in unsere Ökonomien hineinarbeiten.

Da ist der plötzlich fehlende Wettbewerb. Es ist einfacher, Preise zu erhöhen, wenn es ein begrenztes Angebot gibt, und schon gar, wenn dieses Angebot sich nicht mehr den unterschiedlichen Vorteilen, die andere Produzenten eventuell haben, widmen kann. Der Punkt: Ein Billiglohnland kann zu tieferen Preisen produzieren genauso wie ein rohstoffreiches Land zu tieferen Preisen ebendiese liefern kann. Wenn das erschwert wird, wird’s teurer. Der inzwischen hauptadressierte Feind all dieser billigeren Warenströme, ist, neben etwaigen politischen Bedenken, der Öko-Fußabdruck längerer Transportwege, der aufs Gewissen drückt. Die Frage bleibt offen, ob es in diesem Zusammenhang auch eine Objektivität in Verbindung mit anderen negativen Aspekten gibt.

Einer davon ist der Anstieg der Inflation, der durch einseitige Preisverhältnisse zwangsweise entsteht. Ein anderer ist jener, der die Sicherheit einer konjunkturellen Abhängigkeit ins Spiel bringt. Die Disziplinierungsversuche Europas gegen Russland in Form von Sanktionen sprechen ja genau diese Sprache: wenn Du uns bedrohst, stören wir deine Wirtschaft und hindern dich am Verdienen. Auch die konjunkturelle Entwicklung ist ein Punkt, der sich die Glokalisierungs-Frage verdient. In einer Umgebung, in der Wettbewerb reduziert wird, ist es schwierig generell als Wirtschaft zu wachsen. Es wird immer nur ein Teil wachsen können, nämlich jener, der sich bestimmter Ressourcenvorteile oder einer einseitig stabil hohen Nachfrage bedienen kann. Der Rest leidet entweder unter schlechterer Qualität oder deutlich höheren Preisen, die wieder die Nachfrage dämpfen. Fernreisen, teure Elektroautos oder Luxusnahrung lassen beispielsweise grüßen.

Und dann beginnt noch ein Spieler, den wir bereits begonnen hatten als sinkend in seiner Präsenz wahrzunehmen, in dieses Umfeld hineinzuarbeiten, die EZB. Plötzlich verkündet Francois Villeroy, quasi, wie plötzlich aus dem Drogenrausch erwacht, dass die EZB ihr Inflationsziel von 2% (wer bitte schön hat diese 2% als Ziel definiert? Völlig absurd eine solche Prämisse über 20 Jahre aufrecht zu halten) nun in 2025 als erfolgreich bekämpft sieht. Bis vorgestern war es noch 2023! Wie irrwitzig hört sich das an? Zuerst riskieren wir alles nur erdenkliche im Kampf gegen die Inflation, die wie man weiß, zuerst aus den Energiepreisanstiegen - die einzig und allein politisch motivierte Gründe hatten - entstand, dann sieht man, gemeinsam mit der ewig um die Mehrheiten buhlenden, aber in Wirklichkeit als einer der stärksten Profiteure des Inflationsanstiegs dazu schweigenden Politik zu, wie inflationsindexgebundene Preisansteige, die nichts mit den Inflationstrends zu tun haben, unser aller Leben verteuern, dann, wie man dagegen steuern muss um mit Lohnpreiserhöhungen wenigsten die härtesten Effekte dieser Entwicklungen in Grenzen zu halten und dann, wenn man merkt, dass all dies die Inflation sicher nicht auf die ominösen 2% senken wird, das Ziel einfach um zwei Jahre zu verlängern! Entweder arrogant oder hilflos oder … wurscht. Das, was mittlerweile eine solche Vorgangsweise aber in sich trägt, ist die Gefahr, dass die Wirtschaft, die ja gerade dabei ist, den Glokalisierungsvirus versteckt schmerzhaft auszukurieren, erst recht durch Reduktion einer durch erhöhte Lebenserhaltungskosten gehemmten Privatkreditnachfrage die Luft ausgeht. Den durch ebendiese Umstände unter Erweiterungsdruck stehenden Fiskaldefizite geht es dabei zunehmend an den Kragen. Sie wachsen weiter. Und das inmitten einer Situation in der sie eigentlich expansiv zur Unterstützung von Wirtschaftsprozessen, die sich einfach den fehlenden Globalierungs-Ausgleichen widmen müssen, helfen müsste. Gemeinsam mit einer immer wieder irrational anmutenden Energiepolitik, die offensichtlich, trotz aller oftmaligen physikalischen Ignoranzen, die Gesundung des Planteten im Auge hat. Doch auch hier werden durch die Ungleichgewichte am Globus die negativen Glokaliserungseffekte erst recht vertieft.

Alles in allem kein besonders positives Bild, aber eines, dem sich die Kapitalmärkte direkt widmen und weiterhin widmen werden müssen. Es wird genau diesen Märkten anheim sein, die Wege zu einer erneut auf Basis eines künftig besser gleichgewichteten Wachstums prosperierenden Weltwirtschaft zu suchen und zu finden. Jene Unternehmen zu belohnen, die aus fehlenden Ressourcen neue Wege bilden, Technologie als Lösung einsetzen und wo keine ist, versucht neue zu finden. Die Stars von Morgen sind unter uns.

Vielleicht ein wenig theatralisch formuliert, das ist aber die Genetik jeder erfolgreichen Unternehmung. Immer schon gewesen.

(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 07.06.)



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    Die letzten Jahre haben uns einen stillen Wandel beschert. Corona, Krieg, andere Kriegsdrohungen und vor allem die vor ein paar Jahren massiv unterbrochenen Lieferketten prägten unsere Märkte und Wirtschaftsräume. Und genau diese Lieferkettenrisiken, die vor einigen Jahren unsere Abhängigkeit von China und den USA deutlich gemacht hatten, sind in diesem bestehenden Umfeld um Russland und Taiwan um zwei Lieferanten mit Fragezeichen ergänzt. Wir haben darauf reagiert. Unsere Wertschöpfungen wurden lokaler geprägt. Unsere Lebensmittel wurden „auf jeden Fall Österreichisch“, unsere Abhängigkeiten mit Umwegen kuriert. Der Fuchs lernte ohne Trauben zu leben. Aus der Globalisierung wurde die Glokalisierung.

    An sich ja gar nicht so schlecht möge man meinen. Die Abhängigkeit von unberechenbaren Staaten ist sicher nicht so leicht zu schlucken und der Bauer ums Eck gibt uns, neben dem guten Gefühl, direkter prüfen zu können, was er produziert, auch volkswirtschaftlichen Rückenwind, denn das Geld der Konsumenten ist zumindest nicht sofort außer Landes. Es gibt aber ein paar negative Effekte, die sich so langsam aber doch in unsere Ökonomien hineinarbeiten.

    Da ist der plötzlich fehlende Wettbewerb. Es ist einfacher, Preise zu erhöhen, wenn es ein begrenztes Angebot gibt, und schon gar, wenn dieses Angebot sich nicht mehr den unterschiedlichen Vorteilen, die andere Produzenten eventuell haben, widmen kann. Der Punkt: Ein Billiglohnland kann zu tieferen Preisen produzieren genauso wie ein rohstoffreiches Land zu tieferen Preisen ebendiese liefern kann. Wenn das erschwert wird, wird’s teurer. Der inzwischen hauptadressierte Feind all dieser billigeren Warenströme, ist, neben etwaigen politischen Bedenken, der Öko-Fußabdruck längerer Transportwege, der aufs Gewissen drückt. Die Frage bleibt offen, ob es in diesem Zusammenhang auch eine Objektivität in Verbindung mit anderen negativen Aspekten gibt.

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