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15.03.2023, 3650 Zeichen

So lange, bis einer weint. Den Spruch kennen wir doch, oder? Erinnerungen an Jugendjahre, wo man wieder irgendetwas „Gefährliches“ gemacht hatte und vor den späteren Konsequenzen gewarnt wurde. Natürlich mit einer Portion „Hedge“ des Kommentators verbunden, man will es ja schon vorher gewusst haben (selbst wenn meistens nichts Übles danach passiert). Nun, an den Aktienbörsen sehen wir gerade ähnliche Emotionen aufeinanderprallen.

Wie schnell sich doch die Vorzeichen ändern. Mitte letzter Woche noch den Himmel voller Chancen, heute das Motto, rette sich wer kann und im Davonlaufen immer der ängstliche Blick nach Hinten, ob nicht noch Schlimmeres passiert. Das Gute an Krisen ist, dass man aus jeder Krise irgendetwas lernt. Und die letzten Jahre haben wir viel gelernt. So wohl auch, nicht den ersten Momenten zu trauen. Vielleicht ein wenig breiter zu denken und den ersten Reaktionen des Marktes mit Skepsis und Analyse zu begegnen bevor man dem Chorgeist der Herde applaudiert. Die Tatsache, dass sich eine Bank in USA mit ihrem Risiko im Anleihe- und Kreditportfolio anders beschäftigt hat, als sie eigentlich sollte, mag verstörend sein, es ist aber kaum zu erklären, warum man dann auch alle anderen Aktien am Globus sofort abstoßen muss. Genau deswegen ist das generelle Risiko eines Börsen-Investments historisch belegt, mit Finanzmathematik salonfähig gemacht und durch Transparenz ins Normale übertragen worden. Es gibt natürlich aber immer noch einen Unterschied zwischen Zocken und Investieren. Alles im selben Kübel vereint gibt es hingegen selten.

Nun ja, soweit zur Bankensituation. Wir werden die kommenden Tage und Wochen garantiert einen Schwall an berufenen wie unberufenen Kommentaren dazu erhalten. Auch das gehört wohl zu Krisen dazu. Die Kommentare danach. Dekursive Intelligenz als gehäufter Effekt nach unerwarteten Ereignissen.

Das, was gerade aber viel mehr sichtbar wird, ist die Tatsache, dass unsere Aktienmärkte samt der diese begleitenden Notenbanken und Politikern in einem enorm schwankungsfreudigen Entscheidungsumfeld angekommen sind. Die Zinsmeinung von Notenbanken dreht innerhalb von Stunden, die kommunizierte Meinung von Politikern ist ohnehin schon immer ein Rätsel ob ihrer hartnäckigen Volatilität gewesen, und die Aktienmärkte tanzen offensichtlich auf nervösen Zehenspitzen zwischen Rezession und Konjunkturwachstum, zwischen Krieg und Frieden, Wohlstand und inflationärer Verarmung und Klimaschutz und dem Untergang des Planeten trippelnd hin und her. Und dann genügt ein Windstoß, von einer kalifornischen Bank, die davor keiner wirklich so richtig gekannt hat, und alle wollen nur mehr aus Allem raus. Doch halt. Falsch. Sie wollen schon raus, aber nur, um nachher, wenn sich die innere Panik gelegt hat, wieder irgendwo hinein zu investieren. Ja klar, die Bonds sind gerade attraktiv geworden, denn die bisher inverse Zinskurve in USA und Deutschland macht jetzt keinen Sinn mehr, also wird sie einer normalen Kurve weichen und schon sind die Investitionsziele, die mittelfristigen Bonds entdeckt. Bullish! Nichts wie hinein investieren! Wem das zu langweilig ist, den beruhigt vielleicht Gold. Oder Technologiewerte, die bei sinkenden Zinsen wieder attraktiv werden. Oder doch Versorger, die inzwischen wieder absolut negative Gaspreise (!) vor sich haben, oder doch wieder Banken, weil es sind ja doch nicht alle gleich, oder …

Der nächste Run, die nächste Chance, das nächste Risiko, das ja eh keines ist.

Und so wie im richtigen Leben, da, wo man davor nicht gewarnt wird, tuts danach am meisten weh.

(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 15.03.)



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Die Addiko Gruppe besteht aus der Addiko Bank AG, der österreichischen Mutterbank mit Sitz in Wien (Österreich), die an der Wiener Börse notiert und sechs Tochterbanken, die in fünf CSEE-Ländern registriert, konzessioniert und tätig sind: Kroatien, Slowenien, Bosnien & Herzegowina (wo die Addiko Gruppe zwei Banken betreibt), Serbien und Montenegro.

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    Bankensituation: Dekursive Intelligenz als gehäufter Effekt nach unerwarteten Ereignissen (Wolfgang Matejka)


    15.03.2023, 3650 Zeichen

    So lange, bis einer weint. Den Spruch kennen wir doch, oder? Erinnerungen an Jugendjahre, wo man wieder irgendetwas „Gefährliches“ gemacht hatte und vor den späteren Konsequenzen gewarnt wurde. Natürlich mit einer Portion „Hedge“ des Kommentators verbunden, man will es ja schon vorher gewusst haben (selbst wenn meistens nichts Übles danach passiert). Nun, an den Aktienbörsen sehen wir gerade ähnliche Emotionen aufeinanderprallen.

    Wie schnell sich doch die Vorzeichen ändern. Mitte letzter Woche noch den Himmel voller Chancen, heute das Motto, rette sich wer kann und im Davonlaufen immer der ängstliche Blick nach Hinten, ob nicht noch Schlimmeres passiert. Das Gute an Krisen ist, dass man aus jeder Krise irgendetwas lernt. Und die letzten Jahre haben wir viel gelernt. So wohl auch, nicht den ersten Momenten zu trauen. Vielleicht ein wenig breiter zu denken und den ersten Reaktionen des Marktes mit Skepsis und Analyse zu begegnen bevor man dem Chorgeist der Herde applaudiert. Die Tatsache, dass sich eine Bank in USA mit ihrem Risiko im Anleihe- und Kreditportfolio anders beschäftigt hat, als sie eigentlich sollte, mag verstörend sein, es ist aber kaum zu erklären, warum man dann auch alle anderen Aktien am Globus sofort abstoßen muss. Genau deswegen ist das generelle Risiko eines Börsen-Investments historisch belegt, mit Finanzmathematik salonfähig gemacht und durch Transparenz ins Normale übertragen worden. Es gibt natürlich aber immer noch einen Unterschied zwischen Zocken und Investieren. Alles im selben Kübel vereint gibt es hingegen selten.

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