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30.11.2022, 3689 Zeichen

Die Glaskugel und die Zinsen. An unseren Kapitalmärkten geht es in Wirklichkeit um eines: Geschwindigkeit. Jene Geschwindigkeit, kommende Entwicklungen mit höherer Sicherheit zu erwarten und rechtzeitig zu investieren, bevor andere es tun, die damit die Preise nach oben brächten. In diesem „Spiel“ sind exogene Schocks als plötzliche Ereignisse immer wieder „Spielverderber“, zumeist haben die Kapitalmärkte aber durchaus Zeit, sich auf Eventualitäten vorzubereiten.

Nun, es ist eine solche Eventualität wieder vor uns. Die Notenbanken pflegen ihr Image via Zinserhöhungen und riskieren nämlich, offen ausgesprochen, Rezessionen. Die Märkte kämpfen noch dagegen, die Aktienunternehmen teilweise mit Rekordgewinnen, die Anleihen mit positiven Zinskurven, die Fragezeichen werden aber mehr. Jene Fragezeichen, die die Rezession bewerten wollen. So sind die Volkswirte allesamt ziemlich einig, dass wir es mit rezessiven Tendenzen zu tun haben, die eben „noch“ durch andere Faktoren, wie beispielsweise der Rückdeckung von Leerverkäufen, überlagert sind. Die Begründungen dieses Pessimismus‘ liegen auf der Hand: Krieg in der Ukraine, Russland in zunehmender Trotzhaltung, Energiepreise für Europa teurer für länger, China im politischen Corona-Lockdown und die USA mit Donald Trump wieder im Spitting Image Modus. Man möge meinen, da hat Hoffnung keine Chance. Und doch steigen die Märkte.

Es sind inzwischen aber zwei Indikatoren in Erscheinung getreten, die ein wenig grübeln lassen. Die Bondmärkte in USA und der größten Volkswirtschaft Europas, Deutschland. Diese beiden Märkte haben mittlerweile eine Gemeinsamkeit, sie sind invertiert. Das bedeutet, dass kurzfristige Bonds eine höhere Rendite aufweisen als langfristige. Ein Zeichen für die Erwartung eines wirtschaftlichen Rückgangs. Die Begründung der Interpretation liegt wieder bei den Notenbanken, die, dann wenn sich die Wirtschaft schneller und tiefer als erwartet abkühlen würde, wieder die Zinsen senken müssten, um die jeweilige Konjunktur wieder flott zu bekommen. Soweit die Theorie zur Praxis. Die wahre Gemengelage schlummert aber im Detail und gibt wiederum den Optimisten Nahrung, die Rezession doch nicht zu sehen.

Der Grund dafür liegt in Zweierlei: einerseits sind die Bondmärkte mittlerweile auf einem relativ hohen Niveau angekommen, von dem es sich bereits über die längerfristige Inflation hinausblicken lässt. Die Inflation für 10 Jahre wird beispielsweise in USA nur mehr bei 2,2% gesehen, in der Eurozone noch tiefer. Somit liegen die 10-jährigen Renditen der jeweiligen Staatsschulden bereits darüber. Real positiv nennt man solche Investments. Andererseits haben die Notenbanken von USA und Eurozone bereits erkennen lassen, die Zinsen nicht mehr mit aller Gewalt nach oben bringen zu wollen. Dies weckt Gedanken auf, die sich damit spielen, wann denn, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, die Zinsen wieder gesenkt werden könnten. Angesichts einer Inflation, die sich weniger um Zinsen als vielmehr um Energiepreise kümmert, kein abwegiger Gedanke. Würde man diese beiden Denkströme miteinander verbinden, könnte m an ja bereits ein deutlich positives Bild zimmern, das dem nächsten Jahr bereits ein dickes Plus voraussagen würde angesichts der aktuell, allein aufgrund der Rezessionsbefürchtungen, teilweise ultratiefen Bewertungen.

Es bleibt daher wie gehabt ein steter Seitenblick auf die Inflationszahlen, die die Notenbanken steuern, die wiederum die Bondmärkte steuern, die die Volkswirte so lieben und die die Konjunkturapostel für die Aktienmärkte lenken.

Die Glaskugel ist definitiv nicht statisch.

(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 30.11.)



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    Die Glaskugel und die Zinsen. An unseren Kapitalmärkten geht es in Wirklichkeit um eines: Geschwindigkeit. Jene Geschwindigkeit, kommende Entwicklungen mit höherer Sicherheit zu erwarten und rechtzeitig zu investieren, bevor andere es tun, die damit die Preise nach oben brächten. In diesem „Spiel“ sind exogene Schocks als plötzliche Ereignisse immer wieder „Spielverderber“, zumeist haben die Kapitalmärkte aber durchaus Zeit, sich auf Eventualitäten vorzubereiten.

    Nun, es ist eine solche Eventualität wieder vor uns. Die Notenbanken pflegen ihr Image via Zinserhöhungen und riskieren nämlich, offen ausgesprochen, Rezessionen. Die Märkte kämpfen noch dagegen, die Aktienunternehmen teilweise mit Rekordgewinnen, die Anleihen mit positiven Zinskurven, die Fragezeichen werden aber mehr. Jene Fragezeichen, die die Rezession bewerten wollen. So sind die Volkswirte allesamt ziemlich einig, dass wir es mit rezessiven Tendenzen zu tun haben, die eben „noch“ durch andere Faktoren, wie beispielsweise der Rückdeckung von Leerverkäufen, überlagert sind. Die Begründungen dieses Pessimismus‘ liegen auf der Hand: Krieg in der Ukraine, Russland in zunehmender Trotzhaltung, Energiepreise für Europa teurer für länger, China im politischen Corona-Lockdown und die USA mit Donald Trump wieder im Spitting Image Modus. Man möge meinen, da hat Hoffnung keine Chance. Und doch steigen die Märkte.

    Es sind inzwischen aber zwei Indikatoren in Erscheinung getreten, die ein wenig grübeln lassen. Die Bondmärkte in USA und der größten Volkswirtschaft Europas, Deutschland. Diese beiden Märkte haben mittlerweile eine Gemeinsamkeit, sie sind invertiert. Das bedeutet, dass kurzfristige Bonds eine höhere Rendite aufweisen als langfristige. Ein Zeichen für die Erwartung eines wirtschaftlichen Rückgangs. Die Begründung der Interpretation liegt wieder bei den Notenbanken, die, dann wenn sich die Wirtschaft schneller und tiefer als erwartet abkühlen würde, wieder die Zinsen senken müssten, um die jeweilige Konjunktur wieder flott zu bekommen. Soweit die Theorie zur Praxis. Die wahre Gemengelage schlummert aber im Detail und gibt wiederum den Optimisten Nahrung, die Rezession doch nicht zu sehen.

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