29.09.2022, 2642 Zeichen
Insgesamt wagten im traditionell schwachen dritten Quartal weltweit 355 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 41 Prozent weniger als im dritten Quartal des Rekordjahres 2021. Das Emissionsvolumen sank um 56 Prozent auf 50,6 Milliarden US-Dollar. Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
„Angesichts anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen lässt die Erholung an vielen Börsen weiter auf sich warten“, sagt Stefan Uher, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. Er ergänzt: "Mit weltweit fast 1.000 Börsengängen im laufenden Jahr, die 146 Milliarden US-Dollar einsammelten, liegt der Markt zwar deutlich unter den beiden sehr starken Vorjahren, aber etwa auf dem Niveau der Jahre 2017 bis 2019 – was angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein bemerkenswert starkes Ergebnis ist. Zudem zeigt sich, dass auch in diesen Zeiten Mega-IPOs möglich sind, wenn den Investor:innen spannende Equity Stories präsentiert werden – gerade in Bereichen der Energietransformation, ESG und digitalen Disruption.“
In Deutschland ist die einzige Erstnotiz im dritten Quartal der Börsengang der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Der Börsengang ist mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro bzw. 9,1 Milliarden US-Dollar der weltweit mit Abstand größte Börsengang des dritten Quartals und der drittgrößte im bisherigen Jahresverlauf. In Europa ist der Porsche-Börsengang die größte derartige Transaktion seit elf Jahren: Ein höheres Emissionsvolumen hatte zuletzt der Glencore-Börsengang im Jahr 2011 mit 10,0 Milliarden US-Dollar erbracht. Bezogen auf die Marktkapitalisierung ist Porsche sogar das größte Unternehmen, das in diesem Jahrtausend in Europa an die Börse gegangen ist.
„Eine durchgreifende Verbesserung der Lage auf dem weltweiten IPO-Markt ist derzeit noch nicht in Sicht“, so Uher, „allerdings gilt weiterhin, dass Schwergewichte, bekannte Marken mit hoher Profitabilität und einer nachhaltigen Unternehmensgeschichte insbesondere im Umfeld der digitalen Transformation und von ESG auf großes Investoreninteresse stoßen. Angesichts der erheblichen Unsicherheiten im Markt und der Vielzahl an Krisenherden warten allerdings gerade kleinere und mittlere Unternehmen auf eine stabilere und positivere Marktstimmung. Wann sich das IPO-Fenster wieder für alle öffnet, hängt von vielen Faktoren ab. Voraussetzung ist die Auflösung der großen Unsicherheiten aus Investorensicht und ein Rückgang der Volatilität in wichtigen Kapitalmärkten. Zudem sind Investor:innen selektiver und legen in diesem Umfeld mehr Wert auf die Profitabilität und Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle“.
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