31.08.2021, 4330 Zeichen
Nebenwerte: Zu Unrecht im Schatten der großen Titel. Eine kleine deutsch-österreichische Aktienanalyse von Seyit Binbir)
Aktientitel aus den großen Industriestaaten und bekannten Indizes stehen permanent im Rampenlicht. Im toten Winkel der Scheinwerfer liegen jedoch Werte, die nicht weniger interessant sind – und Anlegern ebenso lukrative Renditen bescheren können. Mehr noch: Laut einer aktuellen Studie des Frankfurter Finanzinstituts “Lupus Alpha” haben sich europäische Nebenwerte während der vergangenen zwanzig Jahre als äußerst widerstandsfähig gegenüber Krisen und Crashs erwiesen. Erzielten die sogenannten “Small- und Mid Caps” seit dem Jahr 2000 in Europa an die 6,3 Prozent Plus pro Jahr, stiegen die Standardwerte um gerade einmal 0,3 Prozent. Auch beim Stressfaktor “Volatilität” zeigten die Nebenwerte deutlich mehr Widerstandskraft, als diejenigen Werte im größeren Börsensegment.
Je zwei deutsche und österreichische Nebenwerte stehen stellvertretend für diese Erkenntnis. Sie kommen allesamt aus dem stark wachsenden Technologiesektor – wenn auch aus völlig unterschiedlichen Branchen – und lohnen einen genaueren Blick. Den Anfang unserer Tour macht die Palfinger AG (WKN: 919964), ein österreichisches Technologie- und Maschinenbauunternehmen und Anbieter hydraulischer Kran- und Hebelösungen. Das wichtigste Produkt der Salzburger ist ein LKW-Knickarmkran, mit dem Palfinger einen Marktanteil von 30 Prozent hält. Der Aktienpreis lag Ende August bei 35,50 Euro – ein Plus von 62 Prozent innerhalb eines Jahres. Allein seit Jahresbeginn hat das Industrieunternehmen um 34 Prozent an der Börse zugelegt.
Palfinger ( Akt. Indikation: 37,50 /37,85, 1,69%)
Aus dem Technologiebereich im engeren Sinne kommt die AT & S, Austria Technologie & Systemtechnik AG (WKN: 922230). Sie ist ebenfalls führend auf ihrem Gebiet und besonders in Europa, Indien und China engagiert. Das Unternehmen produziert dünne, hochkomplexe Leiterplatten und ist somit Schlüssellieferant für die gesamte mobile Telekommunikation. Ende August lag der Aktienpreis bei 35,50 Euro – beachtliche 114 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Dabei musste das Papier nach einem Zwischenhoch von 39,75 Euro unlängst etwas Federn lassen, was Einstiegsfantasien weckt. Wer jedoch im Januar 2021 eingestiegen ist, kann sich ebenso über einen Zuwachs von 34 Prozent freuen.
AT&S ( Akt. Indikation: 36,60 /36,70, 1,66%)
Wesentlich jünger als die beiden Traditionsunternehmen Palfinger und AT & S ist die Naga Group (WKN: A161NR), eine Social Trading Plattform mit weltweit einer Million Kunden. Trotzdem kann das 2015 gegründete Fintech bereits auf eine extrem bewegte Geschichte zurückblicken – die allerdings den Anteilseignern einige schlaflose Nächte bereitet haben dürfte. Vor zweieinhalb Jahren waren die Hamburger klinisch tot, die Aktie zum Pennystock verkommen. Das einstige Vorstandsmitglied Benjamin Bilski übernahm schließlich das Ruder und legte mit harten Sanierungsschritten und klugen Investitionen einen beeindruckenden Turnaround hin. 2020 war der Titel mit einem Plus von 600 Prozent die zweitstärkste Aktie eines deutschen Unternehmens – eine Erfolgsstory, die seitdem fortgeschrieben wurde: 120 Prozent Plus seit August 2020 und mehr als 27 Prozent seit Jahresbeginn.
Auf einem ganz anderen Technologiefeld ist wiederum die Carl Zeiss Meditec (WKN: 531370) tätig. Unter ihrem Schirm sind die Medizintechnik-Aktivitäten von ZEISS gebündelt – und die Jenaer sind hier weltweit führend: Die Gesellschaft bietet High-Tech Lösungen für die Medizin-Zukunftsmärkte an und trägt mit Innovationen in der Augenheilkunde und Mikrochirurgie zum medizinischen Fortschritt bei. Anleger, die von dieser Story schon längere Zeit überzeugt sind, können sich über einen Wertzuwachs von 100 Prozent binnen eines Jahres freuen. Seit Januar stehen 71 Prozent mehr auf dem Kurszettel.
Fazit unserer kleinen deutsch-österreichischen Aktienanalyse: Nebenwerte befinden sich zu Unrecht im Schatten der großen Blue Chips. Sie bringen ein enormes und historisch bewährtes Kurspotenzial auf die Waage – und vom Shootingstar Naga einmal abgesehen oft sogar jahrzehntelange Tradition. Dabei sind die Kursverläufe meist beständig – oder können wie im Falle Nagas Rekordwerte erreichen.
(Der Input von Gast kommentar für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 31.08.)
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Seyit Binbir
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