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Börsegeschichten für BoerseGeschichte - Von Zertifikaten zur Immobilie (Katrin Gögele-Celeda)

Magazine aktuell


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24.09.2020, 4399 Zeichen

Der Handelsraum war gleichzeitig das letzte Ferialpraktikum, das ich neben meinem Studium an der Wirtschaftsuni ergattern konnte. Nach einigen Umwegen bei Pharmaunternehmen, Werbeagenturen und einer Privatbank landete ich bei einer Tochterfirma von Raiffeisen. Das Empfehlungsschreiben meines damaligen Geschäftsführers war in weiterer Folge mein Eintrittsticket in den Handelsraum. Diesen hatte ich mir eigentlich viel größer vorgestellt, als ein eher schmuckloses Großraumbüro im vierten Stock am Stadtpark. Das änderte sich allerdings rasch, als der Handelsraum in der gleichen Immobilie in einen eigens gestalteten Bereich im Erdgeschoß umgesiedelt wurde. Der Handelsraum im Erdgeschoß war großzügig, weitläufig, repräsentabel und man hatte das Gefühl, im Herzen der Finanzwirtschaft angelangt zu sein. Als Derivatehändlerin in einem Zweierteam hatte ich meist die Frühschicht und arbeitete die Aufträge der Kunden an verschiedenen Börsen ab, oft auch telefonisch mit unterschiedlichen Brokern, die in anderen Finanzmetropolen in unterschiedlichen Zeitzonen saßen. Den 11. September verfolgte ich real-time auf einem Screen im Handelsraum mit. Und was zuerst mit einem gewissen Staunen und Verwirrung aufgenommen wurde, war nach etwa 30 Minuten unangenehme Realität und ich war mir zum ersten Mal bewusst, was es bedeutet, wenn ein Ereignis eintritt, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Zertifikate. Mit der Übernahme der Centrobank wurde mir angeboten in die neue Raiffeisen Centrobank zu wechseln, die sich dem Aktienhandel verschrieben hatte. Das konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und es war der Beginn einer spannenden Reise in die Welt der Zertifikate. Die Centro, wie die Bank damals genannt wurde, war unter anderem der Optionsschein-Spezialist, eine verbriefte Derivatvariante vorrangig für Privatanleger. Daher war es naheliegend, dass wir damals auch andere Produkte auflegen und vertreiben wollten, die bereits bei unseren Nachbarn im deutschsprachigen Raum gehandelt wurden – die Zertifikate. Es war Aufbruchsstimmung und wir waren die Pioniere am Wiener Markt. Das erste Produkt, das nicht nur als spekulatives Investment, sondern der breiten Masse, also auch klassischen Sparern, angeboten werden sollte, nannten wir „Winner“ und wir feierten den Abschluss gebührend – nicht wissend, dass wir in den folgenden Jahren ein vielfaches Volumen in einer einzigen Order platzieren würden. Neben Privatkunden rückte der Fokus immer mehr auf institutionelle Investoren. Zudem mussten die mittlerweile vielseitigen Zertifikate auch der Presse im Detail vorgestellt werden. So lernte ich Christian Drastil kennen. Eine Freundschaft, die sich über die Jahre gehalten hat.

Andere Assetklasse. Nach fünf Jahren im Zertifikatebusiness war ein Wechsel in das Investmentbanking angesagt. Hier erlebte ich einen wesentlich nachhaltigeren Einschnitt als 9/11, und zwar die Finanzkrise. Unser Kerngeschäft, Aktien und Kapitalmarkt gingen in die Knie und die Börsengänge, die in der Pipeline waren, wurden reihenweise abgesagt -  das war eigentlich nur die Spitze des Eisbergs.

Es war an der Zeit sich nach anderen Assetklassen umzusehen und was gibt es stabileres als Immobilien? Gebäude, also greifbare, nutzbare, gestaltbare Bauwerke, die schon immer werthaltig waren und vor allem in Krisenzeiten als sicheres Investment galten. Um das notwendige Wissen in möglichst kurzer Zeit zu erlangen, setzte ich mich abends in Kurse über Mietrecht bis hin zu Bautechnik und fügte schlussendlich den Immobilientreuhänder meinem Lebenslauf hinzu. Nach Stationen im Wohn- und vor allem im Gewerbeimmobilienbereich wurde mir eine Position im Asset Management bei der Immofinanz angeboten und so fügte sich eines ins andere. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre konnte ich nun allesamt einsetzen -  der aktive Kundenkontakt, das Erarbeiten von Lösungen, Verhandlungen führen, Prozesse strukturieren und Teil eines tollen Teams sein. Als Vertrauensbeweis kam nun noch die Möglichkeit hinzu, die Immofinanz in Österreich in einer herausfordernden Zeit federführend zu gestalten und das macht unglaublich Spaß. 

Katrin Gögele-celeda ist Country Managerin Operations Österreich bei der Immofinanz. Davor war sie u.a. im Bereich Strukturierte Produkte und im Investment-Banking tätig.

Aus dem "Börse Social Magazine #44" - 1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro. Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4



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1. Katrin Gögele-Celeda (Bild: Immofinanz)

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Katrin Gögele-Celeda (Bild: Immofinanz)


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    Zertifikate. Mit der Übernahme der Centrobank wurde mir angeboten in die neue Raiffeisen Centrobank zu wechseln, die sich dem Aktienhandel verschrieben hatte. Das konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und es war der Beginn einer spannenden Reise in die Welt der Zertifikate. Die Centro, wie die Bank damals genannt wurde, war unter anderem der Optionsschein-Spezialist, eine verbriefte Derivatvariante vorrangig für Privatanleger. Daher war es naheliegend, dass wir damals auch andere Produkte auflegen und vertreiben wollten, die bereits bei unseren Nachbarn im deutschsprachigen Raum gehandelt wurden – die Zertifikate. Es war Aufbruchsstimmung und wir waren die Pioniere am Wiener Markt. Das erste Produkt, das nicht nur als spekulatives Investment, sondern der breiten Masse, also auch klassischen Sparern, angeboten werden sollte, nannten wir „Winner“ und wir feierten den Abschluss gebührend – nicht wissend, dass wir in den folgenden Jahren ein vielfaches Volumen in einer einzigen Order platzieren würden. Neben Privatkunden rückte der Fokus immer mehr auf institutionelle Investoren. Zudem mussten die mittlerweile vielseitigen Zertifikate auch der Presse im Detail vorgestellt werden. So lernte ich Christian Drastil kennen. Eine Freundschaft, die sich über die Jahre gehalten hat.

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