31.03.2020, 7256 Zeichen
Die wichtigsten europäischen Börsen konnten sich zu Wochenbeginn nach eher schleppendem Tagesverlauf gegen Ende bekräftigen und unterstützt von anziehenden US-Märkten mit einem Zuwachs schliessen. Eine Ausnahme war die Börse in Spanien, die den Handel mit deutlichen Verlusten beendete. Nach wie vor dreht sich alles um die Corona-Krise: die steigenden Infektionszahlen und Opfer des neuartigen Virus sowie um die drastischen Maßnahmen der Regierungen gegen die Ausbreitung, die die Wirtschaft der Ländern zunehmend zum Erliegen bringt. Der EuroStoxx 50 ging mit einem Plus von 1,4% aus dem Handel, der CAC 40 konnte um 0,6% vorrücken, für den deutschen Dax gab es mit einer Steigerung um 1,9% ein versöhnliches Ende und der FTSE 100 stieg um 1,0%. In Madrid hingegen ging es für den IBEX 35 um 1,7% nach unten.
Im Zuge der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus greift in Europa vor allem Spanien energisch durch, Ausgangssperren werden ab Dienstag verschärft und weitere Unternehmen zur Einstellung ihrer Aktivität gezwungen, alle Arbeitnehmer, die nicht in wesentlichen Sektoren tätig sind, müssen bis zum 9. April zu Hause bleiben. Nach Italien ist Spanien in Europa das Land mit den meisten Corona-Fällen. Die meisten Sektoren konnten gegen Ende zulegen, lediglich im Bankensektor herrschte nach wie vor Vorsicht und für die Aktien ging es um 3,1% nach unten. Besonders stark getroffen wurde ING, das niederländische Unternehmen setzt vorerst die Dividendenzahlungen aus und wurde für diese Mitteilung mit einem Rückgang um 8,9% abgestraft, auch die Commerzbank, die ihren Anlegern die gleiche Botschaft übermitteln musste, rutschte um 6,9% ab. Für den Reisesektor ging es zunächst weiter kräftig nach unten, ehe eine Erholung einsetzte und das Minus auf 0,6% reduziert werden konnte. Die dominierende Nachricht kam hier von Easyjet, der Billigflieger lässt auf Grund der Pandemie ab sofort die gesamte Flotte am Boden, die Aktie musste deswegen 7,2% nachgeben. Der niederländische Chipindustrieausrüster ASML reduzierte zwar seinen Umsatzausblick und stoppte sein Aktienrückkaufprogramm, allerdings bestätigte der Konzern dass es bisher noch zu keinem wesentlichen Einbruch der Bestellungen gekommen sei, der Titel war mit einem Plus von 6,6% Spitzenreiter im EuroStoxx. Der Pharmakonzern Bayer reagierte mit einem Kursanstieg von 4,0% auf recht positiv aufgenommene Studiendaten unter anderem zum Gerinnungshemmer Xarelto. Weiter im Aufwind befindet sich Drägerwerk, der Medizin- und Sicherheitstechnikhersteller konnte sich gestern um weitere 4,6% verbessern. Auch Siemens Healthineers war gesucht und konnte um 6,4% vorrücken. Der Heidelberger Software-Anbieter SNP Schneider-Neureither bestätigte seine guten vorläufigen Zahlen und durfte sich über einen Kurssprung von 13,8% freuen.
Leicht nach unten ging es gestern für den heimischen Markt, der ATX schaffte den Sprung in die Gewinnzone nicht mehr und musste 0,4% schwächer schliessen. Mit verantwortlich für das schwache Ergebnis des Leitindex waren die Banken, die Bawag hat nach dem Aufruf von EZB und FMA, während der Coronakrise auf Gewinnausschüttungen zu verzichten, zunächst einmal die Hauptversammlung verschoben und rutschte um 5,2% ab. Auch die Erste Group wurde verkauft und führte mit einem Minus von 6,9% die Verliererliste an, die Raiffeisen musste 4,3% schwächer schliessen. Die Berenberg Bank senkte das Kursziel für Verbund von 50,0 Euro auf 40,0 Euro, bestätigte aber die Kaufempfehlung, der Versorger gab leicht um 0,4% ab. Für die Post senkte die Berenberg Bank ebenfalls das Kursziel und beliess die Verkaufsempfehlung unverändert, das Logistikunternehmen konnte sich um 2,9% verbessern. Und ebenfalls nicht beeindruckt zeigte sich der Flughafen von der Reduktion des Kurszieles durch dasselbe Institut, nachdem die Kaufempfehlung bestätigt wurde konnte sich der Titel um 1,5% verbessern. Warburg Research senkte das Kursziel für Polytec, dass die Kaufempfehlung bestätigt wurde vermochte dem Autozulieferer nicht zu helfen, er musste um 3,8% abgeben. An die Spitze der Kursliste setzte sich Semperit, für den Gummikonzern ging es um 9,8% nach oben, auch CA Immo war gesucht. Ebenfalls zu den klaren Gewinnern zählte Strabag, für den Baukonzern brachte der gestrige Handelstag eine 4,6% höhere Schlussnotierung.
Zu einer weiteren deutlichen Erholung setzten gestern die Märkte in den USA an, dank der Hoffnung auf medizinische Fortschritte in der Erkennung und der Bekämpfung des neuartigen Virus konnte der Dow Jones zum Wochenauftakt 3,2% zulegen, der S&P 500 stieg um 3,4% und der Nasdaq 100 konnte um 4,0% vorrücken. Zusätzlich wurde an den Börsen positiv aufgenommen, dass die Richtlinien zur sozialen Distanzierung in den USA, die mit Ende März ausgelaufen wären, um ein Monat verlängert wurden. Immobilien-Daten aus dem Monat Februar interessierten indes nur am Rand, so waren in den USA noch nicht abgeschlossene Hausverkäufe überraschend gestiegen, doch war dies vor der Zuspitzung der Corona-Krise gewesen. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Pharmahersteller Abbott Laboratories, der mitgeteilt hatte, in einem Dringlichkeitsverfahren die Zulassung für einen Corona-Schnelltest erhalten zu haben, worauf sich die Aktie um 6,4% verbessern konnte. Noch besser lief es für Johnson & Johnson, der Pharmahersteller hat eigenen Angaben zufolge Fortschritte gemacht auf der Suche nach einem Impfstoff gegen die Lungenerkrankung Covid-19, und konnte sich mit einem Zuwachs von 8,0% an die Dow-Spitze setzen, auch andere Pharmahersteller berichteten von Erfolgen und wurden mit kräftigen Zuwächsen belohnt. Boeing war wieder einmal das Schlusslicht im Dow Jones, der Flugzeughersteller musste 6,0% abgeben, zusätzlich zur Krise standen wieder die hohen Schulden und die Probleme mit der 737-Max Linie im Zentrum des Interesses. Positiv entwickeln konnten sich Ölwerte trotz weiter schwächelnder Rohstoffpreise dank der Tatsache, dass Donald Trump das Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin sucht um ihn zu einer Begrenzung der Fördermenge zu bewegen. ExxonMobil legte 4,6% zu, Chevron stieg um 4,4% und Occidental Petroleum konnte die anfänglich stark ausgeprägten Verluste in einen Rückgang von 5,2% vermindern.
Wie schon erwähnt, können sich die Ölpreise nach wie vor nicht erholen, auch gestern ging es wieder deutlich nach unten, Brent schloss 9,6% schwächer, WTI endete mit einem Abschlag von 7,2%. Gold zeigte einen im Vergleich zu anderen Märkten und auch im Vergleich zu den letzten Tagen eher ruhigen Handel, das Edelmetall endete nahezu unverändert bei einer Notierung von knapp unter 1.625 US-Dollar. Der Euro musste während des gesamten Handelsverlaufes leicht gegen den US-Dollar abgeben, das Währungspaar notierte zu Handelsende bei einem Kurs von rund 1,104.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Dienstag zur Eröffnung nahezu unverändert indiziert. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Unternehmensseitig gibt es keine relevanten Nachrichten. Makroseitig stehen in Europa Verbraucherpreise (FRA), BIP Q4/19 (SPA), Arbeitslosenzahlen (DEU), BIP Q1/20 (GBR) sowie Verbraucherpreise (EUR), in den USA Chicago PMI sowie das Verbrauchervertrauen für März 2020 im Fokus der Märkte.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Keine relevanten Unternehmensnachrichten!
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