10.03.2020, 6148 Zeichen
Das, was sich gestern an den Börsen in Europa abgespielt hat, lässt sich am besten mit dem Wort Panik beschreiben. Nachdem Italien über das Wochenende ein Viertel des Landes abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt hatte, setzte Verkaufswelle ein, die den EuroStoxx 50 um 8,5% einbrechen liess und auf das niedrigste Niveau seit Jänner 2019 brachte. Zusätzlich erlebte der Ölpreis den stärksten Einbruch seit fast 30 Jahren, nachdem Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge gescheitert waren. Auch die Börse in Paris musste 8,4% abgeben, in Deutschland fiel der Dax um 7,9% und in London endete der Handel mit einem Minus von 7,7% für den FTSE 100. Am deutlichsten war der Rückgang in Italien, die Mailänder Börse rutschte gleich um 11,2% ab.
Besonders betroffen war der Ölsektor durch den Einbruch am Rohstoffmarkt, auch Minen- Auto- und Bankenwerte mussten deutliche Verluste hinnehmen. Relativ gut halten konnte sich der Einzelhandelssektor, die als krisenresistent geltenden Lebensmittelaktien wie Danone und Unilever mussten klar weniger abgeben als der breite Markt, auch Nestle in Zürich erzielte lediglich ein Minus von 3,1%. Auch bei Ryanair hielt sich der Rückgang mit 1,5% in Grenzen, einerseits bleibt das Virus weiter eine Belastung für den weltweiten Reiseverkehr, andrerseits verbilligt sich durch den Preisverfall auf den Ölmärkten aber der Treibstoff, zusätzlich gab es für den Billigflieger gestern zwei positive Analystenkommentare. Einer der wenigen Titel, die positiv schliessen konnten, war der deutsche Spezialmaschinenbauer Isra Vision mit einem Plus von 0,9%.
Auch der heimische Markt konnte sich dem allgemeinen Abverkauf nicht entziehen, der ATX erlitt einen Kursrutsch von 9,0%. Kein einziger Wert konnte im positiven Bereich schliessen, am schlimmsten getroffen wurden die Ölwerte, Schoeller-Bleckmann rangierte mit einem Minus von 16,8% am unteren Ende der Kurstafel, die OMV war mit einer Abgabe von 15,3% nur unwesentlich besser. Auch die Banken gerieten stark unter Druck und mussten teilweise eine zweistellige Prozentzahl abgeben. Am besten hielt sich wieder einmal Marinomed, für das Biotechnologieunternehmen gab es einen deutlich geringeren Abschlag von 2,1%, auch die Österreichische Post konnte sich gegen die allgemein negative Stimmung teilweise durchsetzen und schloss mit einem Minus von 2,5%.
Ähnlich wie in Europa war auch das Bild in den USA, auch hier kam es zu teilweise panikartigen Abverkäufen, was den Dow Jones um 7,8% einbrechen liess. Der S&P 500 verlor 7,6%, für den Nasdaq 100 ging es 6,8% nach unten. Nach starken Kursschwankungen zu Beginn wurde der Handel von der Aufsicht vorübergehend für fünfzehn Minuten gestoppt. Der starke Einbruch des Ölpreises machte auch in den USA Aktien dem Energiesektor zu schaffen, die Einbrüche waren gewaltig und standen nach Meinung vieler Analysten in keinem Verhältnis mehr zu den Rückgängen bei dem Rohstoff. Bankaktien waren ebenso schwach, auch hier kam es zu deutlichen Abgaben. Anleger setzten auf Sicherheit und suchten ihr Heil in Anleihen, die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen rutschte auf einen historischen Tiefststand von 0,575 Prozent ab.
Nachbörslich brachte eine Ankündigung von US-Präsident Donald Trump dann wieder Hoffnung für die Anleger, um den wirtschaftlichen Auswirkungen durch das neuartige Coronavirus entgegenzusteuern, stellte er bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt ein Maßnahmenpaket in Aussicht. Die Regierung wolle mit dem Kongress unter anderem über Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen reden. Angedacht seien auch Hilfen für Menschen, die nach Stundenlohn bezahlt würden - für die also bei einem Arbeitsausfall wegen einer Erkrankung besondere Härten entstehen. Heute soll es dazu Gespräche mit Kongressvertretern geben, auch Treffen mit Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie seien geplant.
Der Ölpreis erlebte gestern nach der gescheiterten Verhandlung zur Drosselung der Fördermengen zwischen führenden Ölstaaten seinen größten Tagesrückgang seit fast dreissig Jahren, Brent schloss mit einem Minus von 24,1%, WTI stürzte 24,6% ab. Gold konnte aus der allgemeinen Krisenstimmung keinen Profit ziehen, nach anfänglichen Gewinnen kam es zu kleineren Abgaben und das Edelmetall handelte zu Ende des Tages nahezu unverändert bei einem Kurs von rund 1.680 US-Dollar. Der Euro konnte gegen den US-Dollar fast während des gesamten Handelsverlaufes über zulegen, das Währungspaar erreichte am späten Abend eine Notierung von rund 1,145.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Dienstag zur Eröffnung fester indiziert. Auch die Börsen in Asien präsentierten sich mit Kursgewinnen. Unternehmensseitig erwarten wir Geschäftszahlen von Porr , auch von Kapsch gab es Unternehmensnachrichten (siehe unten). Makroseitig in Europa heute die Industrieproduktion (FRA & ITA) sowie Beschäftigung, BIP und Konsumausgaben im Euro-Raum.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Porr
Porr 2019 mit Auftragsstand und Produktion auf Vorjahresniveau
Die PORR schloss das Konsolidierungsjahr 2019 mit einem Auftragsbestand ab, der erneut über der 7-Milliarden-Euro-Marke lag. Die Produktionsleistung erreichte mit rund EUR 5,6 Mrd. erneut den Rekordwert des Vorjahres. Der Auftragsbestand beträgt EUR 7,1 Mrd.
Ergebniserwartung und Dividendenprognose wurden bestätigt.
Nettoverschuldung ist stabil, hohe Liquidität.
Ziele 2020:
Produktionsleistung auf Vorjahresniveau
EBT Marge 2020: 1,3 % - 1,5 %
Kapsch Traffic
Kapsch verliert Mautprojekt in Südafrika
Am 15. November 2019 teilte Kapsch TrafficCom mit, Bestbieter für ein Mautprojekt in der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) zu sein. Es handelte sich dabei um die Ausschreibung für die Gauteng-Provinz in Südafrika. Das Gesamtprojektvolumen über eine Laufzeit von sechs Jahren hätte mehr als EUR 400 Millionen betragen sollen. Kapsch TrafficCom erhielt die Mitteilung, dass die Ausschreibung eingestellt wurde. Ob es zu einer neuerlichen Ausschreibung kommen wird und wann ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Der bis zum 2. Dezember 2019 laufende Mautvertrag wurde jedoch bereits um ein weiteres Jahr verlängert.
Wiener Börse Party #611: Ich will im Kapitalmarkt arbeiten, um ihn von innen zu zerstören, traurige News für Europa
ATX
Uhrzeit:
Veränderung zu letztem SK: -0.01%
Letzter SK: 3429.30 ( 0.56%)
DAX Letzter SK: 3429.30 ( -0.02%)
Dow Inc.
Uhrzeit: 22:59:50
Veränderung zu letztem SK: -0.25%
Letzter SK: 52.32 ( -0.53%)
Dow Jones Letzter SK: 52.32 ( -0.49%)
Gold Letzter SK: 52.32 ( -0.26%)
Kapsch TrafficCom
Uhrzeit: 23:00:17
Veränderung zu letztem SK: 0.12%
Letzter SK: 8.28 ( 0.98%)
Nasdaq Letzter SK: 8.28 ( -1.15%)
Nestlé
Uhrzeit: 23:00:19
Veränderung zu letztem SK: 0.52%
Letzter SK: 97.80 ( -0.57%)
OMV
Uhrzeit: 23:00:20
Veränderung zu letztem SK: 0.04%
Letzter SK: 41.90 ( 1.23%)
Österreichische Post
Uhrzeit: 23:00:20
Veränderung zu letztem SK: 0.97%
Letzter SK: 30.95 ( 0.65%)
Porr
Uhrzeit: 23:00:20
Veränderung zu letztem SK: -0.31%
Letzter SK: 13.10 ( -0.15%)
Ryanair
Uhrzeit: 23:00:19
Veränderung zu letztem SK: 1.02%
Letzter SK: 20.49 ( 0.34%)
S&P 500 Letzter SK: 20.49 ( -0.65%)
Unilever
Uhrzeit: 18:04:16
Veränderung zu letztem SK: 1.02%
Letzter SK: 0.00 ( 0.00%)
Bildnachweis
1.
Aktien auf dem Radar:Flughafen Wien, EuroTeleSites AG, Telekom Austria, Warimpex, Austriacard Holdings AG, Kapsch TrafficCom, CA Immo, Immofinanz, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, DO&CO, Lenzing, Marinomed Biotech, Cleen Energy, Linz Textil Holding, Stadlauer Malzfabrik AG, Wiener Privatbank, S Immo, Oberbank AG Stamm, Pierer Mobility, Wolford, UBM, Addiko Bank, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Strabag, Uniqa, VIG, Wienerberger.
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Sicherheit, Nachhaltigkeit und Kundenorientierung sind im Bankgeschäft Grundvoraussetzungen für den geschäftlichen Erfolg. Die HYPO Oberösterreich ist sicherer Partner für mehr als 100.000 Kunden und Kundinnen. Die Bank steht zu 50,57 Prozent im Eigentum des Landes Oberösterreich. 48,59 Prozent der Aktien hält die HYPO Holding GmbH. An der HYPO Holding GmbH sind die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG, die Oberösterreichische Versicherung AG sowie die Generali AG beteiligt.
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