25.02.2020, 5698 Zeichen
Die zunehmend die gesamte Welt erfassende Ausbreitung des Coronavirus hat am Montag die Börsen in Europa steil auf Talfahrt geschickt. Anleger, die bislang überraschend gelassen geblieben waren, reagierten vor allem geschockt über mehrere virusbedingte Todesfälle in Norditalien. Der EuroStoxx 50 fiel um 4,0%, der französische CAC 40 schloss 3,9% schwächer, der Dax verzeichnete einen Rückgang um 4,0% und in London ging der FTSE 100 3,3% schwächer aus dem Handel. Größter Verlierer war aber der italienische FTSE MIB, die Mailänder Börse musste gleich 5,4% nachgeben. Alle europäischen Branchen verzeichneten Verluste, am besten hielten sich noch die Immobilien mit einem Rückgang um 2,0%, am stärksten gab der Reise- und Freizeitsektor mit einem Abschlag von 6,0% nach. Vor allem Fluglinien wurden stark abverkauft, easyjet endete 16,7% tiefer, bei Ryan Air kam es zu einem Minus von 13,5%. Auch international tätige Logistikunternehmen wie die Deutsche Post , A.P.Moeller Maersk und Kühne & Nagel verzeichneten deutliche Abgaben.
Des Weiteren zählten die Hersteller von Luxusgütern zu den Verlierern, die allesamt deutlich abgeben mussten. Stärkster Wert im EuroStoxx 50 war Iberdrola mit einem im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlichen Zuwachs von 1,3%, auch die Banco Bilbao konnte sich noch relativ gut halten und 0,1% dazugewinnen. Beste Aktie im deutschen Leitindex war das Immobilienunternehmen Vonovia, wo es zu einem Rückgang von 0,9% kam. Im Londoner Index konnte sich die Mediengruppe Pearson dank einer Kurszielerhöähung und eines positiven Kommentars durch Credit Suisse klar verbessern und 1,6% zulegen, Rentokil konnte den Handel mit einem Aufschlag von 0,3% beenden, hier half ein positiver Kommentar von Jefferies, auch der Großhandels- und Logistikkonzern Bunzl legte dank guter Ergebnisse in gleichem Ausmaß zu
Ebenfalls deutliche Kursverluste musste der heimische Markt verzeichnen, der ATX beendete den Handel mit einem Abschlag von 3,5%. Die europaweiten Sorgen machten auch vor den Investoren in Wien nicht halt, und es kam zu teilweise deutlichen Abverkäufen, vor allem bei konjunktursensiblen Werten und Unternehmen mit einem deutlichen Bezug zu China. Auch positive Nachrichten konnten nur wenig bewirken, die Erste Group bestätigte die Kaufempfehlung für FACC und erhöhte das Kursziel leicht von 14,5 Euro auf 15,0 Euro, der Luftfahrtzulieferer litt aber unter den deutlichen Abgaben des Sektors in Europa und rutschte um 8,8% ab. Vergleichsweise gut hielten sich auch in Wien die Immobilientitel, die CA Immo war mit einem Minus von 0,5% bester Wert des gestrigen Handelstages. Ebenfalls relativ gut halten konnte sich AMAG , für den Aluminiumkonzern ging es lediglich um 0,7% nach unten. Auch Rosenbauer vermochte der negativen Stimmung teilweise Widerstand zu leisten, der Feuerwehrausrüster musste 0,9% abgeben. Deutlichster Verlierer des Tages war Palfinger , der Kranhersteller rutschte gleich um 9,1% nach unten, auch Zumtobel wurde verkauft und schloss 8,4% schwächer.
Auch in den USA lasteten die Sorgen um die Ausbreitung der Viruskrankheit schwer auf den Investoren und die Märkte erlebten einen blutroten Tag. Der Dow Jones, der noch vor rund zwei Wochen ein neues Rekordhoch erreicht hatte, rutschte mehr als 1.000 Punkte ab und schloss mit einem Minus von 3,6% auf dem tiefsten Stand seit Mitte Dezember. Auch der marktbreite S&P 500 verlor 3,4% und der Nasdaq 100 sacke um 3,9% ab. Dagegen waren Staatsanleihen als sicherer Hafen gefragt, zehnjährige US-Treasuries kletterten auf den höchsten Stand seit Sommer 2016. Auf Grund der Epidemie revidierte Goldman Sachs die BIP-Wachstumsschätzung für das erste Quartal in den USA von 1,4% auf 1,2% nach unten. Es gab nur wenige Gewinner, besonders unter Druck gerieten auch in den USA Aktien von Reise- und Fluggesellschaften, Buchungsportale und Krankenversicherer. United Health war mit einem Minus von 7,8% Schlusslicht im Dow Jones, American Airlines verzeichnete einen Rückgang von 8,5% und Expedia rutschte ebenfalls um 6,5% ab. Des Weiteren betroffen waren Technologiewerte und Autobauer, die ebenfalls mit deutlich niedrigeren Kursen schliessen mussten. Aber es gab auch Lichtblicke, Konsumgüterhersteller, Telekomanbieter und Pharmahersteller hielten sich relativ stabil. Gilead Sciences hat mit Remdesirvir ein Mittel entwickelt, das in klinischen Studien in Wuhan erst kürzlich Wirksamkeit bewiesen hatte, und konnte um 4,6% zulegen, Regeneron Pharmaceuticals hatte Anfang des Monats bekannt gegeben, zur Bekämpfung des Coronavirus verstärkt mit dem US-Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) zusammenzuarbeiten, um eine Antikörperbehandlung zu entwickeln, und konnte gestern 5,5% zulegen.
Deutliche Rückgänge gab es auch bei den Ölpreisen, Brent verlor 3,8%, WTI schloss mit einem Minus von 3,7%. Gold konnte von der allgemeinen Unsicherheit nicht in dem Masse profitieren wie eigentlich zu erwarten war, Zuwächse während des Tages mussten gegen Ende wieder abgegeben werden und das Edelmetall notierte bei einem nahezu unveränderten Kurs von rund 1.660 US-Dollar, allerdings hatte es hier in den letzten Wochen bereits deutliche Zuwächse gegeben. Der Euro konnte in der zweiten Tageshälfte Zugewinne gegen den US-Dollar erzielen, das Währungspaar notierte am späten Abend bei einem Kurs von rund 1,085.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Dienstag zur Eröffnung freundlich indiziert. Die Börsen in Asien präsentierten sich heute uneinheitlich. Unternehmensseitig gibt es keine relevanten Nachrichten. Makroseitig in Europa heute die Nfz-Neuzulassungen, BIP Q4/19 (DEU), Geschäftsklima (FRA), Erzeugerpreise (SPA), in den USA das Verbrauchervertrauen sowie Richmond Fed Herstellerindex.
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