19.11.2019, 5595 Zeichen
Als "finanziellen Vandalismus" oder "Zertrümmerung jeder Altersvorsorge" bezeichneten die Diskutanten Robert Lasshofer, Rudolf Mittendorfer und Peter Bosek die aktuelle Nullzinspolitik beim jüngsten Finanzjournalistenforum, einer vom Journalisten Martin Kwauka ins Leben gerufenen Eventreihe. Thema des Abends war: "Der Staat spart sich Milliarden durch Minuszinsen. Warum gibt der Finanzminister keinen Euro davon zur Förderung von Vorsorge und Anlage zurück?". Die Hoffnung auf steigende Zinsen sei seit der Anhebung der "Strafzinsen" für Banken vor zwei Monaten geschwunden. Man müsse sich auf japanische Verhältnisse einstellen. Dort gebe es mittlerweile seit etwa 20 Jahre keine Zinsen mehr. Ein Umdenken seitens der Politik und der Bevölkerung sei daher dringend notwendig, fordern die Podiums-Teilnehmer.
Wiener Städtische-Generaldirektor Robert Lasshofer appelliert etwa stark an die Politik "langfristig zu denken" und die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen. "Das wird noch unterschätzt". Die Politik müsse Themen wie erhöhten Pflegebedarf und Altervorsorge besser planen. Er empfiehlt Prämienmodelle für Vorsorge und Pflege einzuführen und auch mehr in Finanzbildung zu investieren. Zudem wäre es laut Lasshofer sinnvoll, das angehäufte Sparkapital in die Wirtschaft, zB Infrastrukturprojekte, zu lenken.
Für Rudolf Mittendorfer, Vize-Obmann des Fachverbands der Versicherungsmakler Österreich, stehen sich die Österreicher mit ihrer Mentalität "der Staat wird es schon richten" quasi selbst im Weg. "Die Menschen glauben, dass ihre Pensionen sicher sind", kritisiert Mittendorfer. Dabei würde das vorherrschende Umlageverfahren eine Altersarmut kaum verhindern können. Die aktuelle Zins-Situation ist für Mittendorfer eine "fortschreitende Entreicherung", seiner Meinung sollte die Verschlechterung der Altervorsorge-Situation eigentlich eine Motivation für mehr Kapitalanlage sein. Er plädiert im Speziellen für ein "Aufmachen der Veranlagunskriterien im Deckungsstock", für einen Steueranreiz bei Spar- und Altersvorosrge und die Förderung der betrieblichen Altersvorsorge.
Erste Bank-CEO Peter Bosek erachtet es in der aktuellen Zinslage als unumgänglich, das Bewußtsein für die Veranlagung in Aktien zu fördern und Sparer zunehmend zu Anlegern zu machen. Finanzbildung sei das Gebot der Stunde. Für ihn ist aber nicht nur die Politik gefordert, sondern auch die Banken selbst. "Es gibt Themen, bei denen Banken besser werden müssen. Es braucht zB neue Produkte, etwa mehr passiv gemanagte, um auf der Kostenseite attraktiver zu werden". An die Politik stellt er die klare Forderung: "Weg mit der KESt und auch der Versicherungssteuer".
Zu den heutigen News:
Der Börseneuling Addiko Bank hat Zahlen für die ersten neun Monate vorgelegt. Das Netto-Bankergebnis wurde um 7,3 Prozent auf 186,3 Mio. Euro verbessert. Der Nettogewinn ging um 75,7 Prozent von 96,4 Mio .Euro in 9M2018 auf nunmehr 23,4 Mio. Euro zurück. Das Q3-Ergebnis enthält eine einmalige Rückstellung in Höhe von 8,7 Mio. Euro für Rechtsangelegenheiten in Bezug auf CHF- Währungsklauseln in Kroatien, wie das Unternehmen mitteilt. Die Reduzierung der NPEs verlief in 2019 weiterhin positiv, was sich in auf 317,3 Mio. Euro gesunkenen notleidenden Bruttokundenforderungen (JE18: 403,8 Mio.) und einer NPE-Quote von 4,4% (JE18: 5,6%) bei einer stabilen NPE-Wertberichtigung von 75,3% zum 30.09.2019 widerspiegelt (JE18: 75,4%). Die CET1 Ratio ohne Berücksichtigung von Gewinnen oder Dividenden für 2019 betrug 17,4% (16,8% IFRS 9 Fully-Loaded). Addiko hat eigenen Angaben zufolge den Markt für die angekündigte Kapitaloptimierung getestet, bisher keine Tier 2 Emission begeben, ist jedoch weiterhin mit Ankerinvestoren in Gesprächen, die mehr Zeit für deren Analysen benötigen, wie die Bank mitteilt. Man werde somit weiterhin an einem Tier-2-Instrument arbeiten, um die Kapitalposition zu optimieren, und diese Aktivität entsprechend der angestrebten Transparenz zu den künftigen aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen und dem daraus resultierenden Kapitalüberschuss planen, wie es weiter heißt.
Addiko Bank (
Akt. Indikation: 15,07 /15,39, -2,98%)
Die Lenzing Gruppe startete offiziell mit dem Bau des größten Lyocell-Werks der Welt in Thailand. Das neue Werk wird laut Lenzing mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr die größte Lyocell-Anlage der Welt sein und Lenzing dabei helfen, der hohen Nachfrage nach Lyocellfasern nachzukommen. Das Investitionsvolumen für eine erste Produktionslinie liegt bei 400 Mio. Euro. Potenziell können drei weitere Linien am Areal errichtet und betrieben werden. Die Fertigstellung der Produktionsanalage soll im dritten Quartal 2021 erfolgen. Mit der Produktion der ersten Fasern wird bereits im vierten Quartal desselben Jahres gerechnet, wie Lenzing mitteilt.
Lenzing (
Akt. Indikation: 92,25 /92,40, 0,85%)
Andritz Brasil Ltda hat die Betonierung des Fundaments für die Entrindungstrommel der Andritz-Holzaufbereitungsanlage der Linie 5 erfolgreich abgeschlossen. Die Anlage wird in Zusammenarbeit mit Afonso França geliefert. Es ist das größte Betonvolumen des Klabin-Projekts Puma II und umfasst rund 750 m³ Beton, was in etwa dem notwendigen Betonvolumen für ein 14-stöckiges Gebäude entspricht.
Andritz (
Akt. Indikation: 39,50 /39,52, -0,13%)
Die Analysten der RCB bestätigen ihre Kauf-Empfehlung für die Mayr-Melnhof-Aktie und heben das Kursziel von 137,0 auf 138,0 Euro an.
Mayr-Melnhof (
Akt. Indikation: 119,20 /119,40, 0,59%)
(Der Input von Christine Petzwinkler für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 19.11.)
Börsepeople im Podcast S14/09: Martin Vörös
Addiko Bank
Uhrzeit: 07:44:55
Veränderung zu letztem SK: 0.24%
Letzter SK: 21.00 ( 0.00%)
Andritz
Uhrzeit: 07:45:08
Veränderung zu letztem SK: 0.59%
Letzter SK: 54.95 ( -0.99%)
Lenzing
Uhrzeit: 07:45:08
Veränderung zu letztem SK: 0.42%
Letzter SK: 30.10 ( -2.27%)
Mayr-Melnhof
Uhrzeit: 07:44:55
Veränderung zu letztem SK: 0.10%
Letzter SK: 102.40 ( -1.35%)
Bildnachweis
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