07.11.2019, 5870 Zeichen
Gemeinnütziges Sparen. Auf der heurigen Gewinn-Messe war auch ein Stand von Oikocredit. In Zeiten wie diesen, wo man froh sein muss, dass jemand noch Guthabenszinsen zahlt, habe ich mich zu deren Tag der offenen Tür am Weltspartag einladen lassen. Soziales Banking oder so, das war für mich schwer vorstellbar, weil die Erfahrung uns lehrt, dass man Geld nicht zurück bekommt, wenn man es nicht rigoros mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln eintreibt. Grundsätzlich waren "Gutes tun" (spenden) und "Investment" immer zwei Paar Schuhe für mich. Nun, es ist Oikocredit zu einem gewissen Maße gelungen, beides zu vereinen, und wenn es für den einen oder anderen genauso schwer vorstellbar ist, so versuche ich, zu erklären, wie das Modell funktioniert. Ich habe mich am Weltspartag im Wiener Büro von Oikocredit nämlich ausführlich informiert.
Zuerst einmal gibt es die Genossenschaft in den Niederlanden, die das Geld sammelt und angeblich jetzt sogar 300 Mio. Euro jederzeit abhebbar geparkt hat, "für den Fall, dass plötzlich größere Sparer ihr Geld zurückhaben wollen". Kann aber auch sein, dass sie einfach mit der Prüfung von Projekten noch nicht so weit sind, um alles zu investieren, das sehe ich auch positiv, man soll ja kein unnötiges Risiko mit dem Geld anderer Leute eingehen. Das Geld der Sparer ist angeblich "jederzeit abhebbar", aber es kommt nur einmal im Monat zu Auszahlungen, d.h. es kann passieren, dass man bis zu vier Wochen auf das Geld warten muss. Die Konditionen für dieses "täglich fällige" Geld sind: zur Zeit 1% Zinsen, es wird nie mehr als 2% Zinsen geben, damit die Projekte leistbar sind, die Genossenschafter in den Niederlanden können auf der jährlichen Genossenschafterversammlung auch entscheiden, dass es weniger gibt.
Jeder, der in der niederländischen Genossenschaft verzinst Geld veranlagen will, ist automatisch Mitglied beim österreichischen Förderverein. Die Anlage soll absolut spesenfrei sein, allerdings sehe ich die 20 Euro jährliche Vereinsmitgliedsgebühr als Spesen, da man ohne diese Vereinsmitgliedschaft nicht in die Genossenschaft einlegen darf. Es gibt eine jährliche Vereinsversammlung, der Form halber, Zinssatz beschließen kann diese Versammlung nicht. Diese Vereine in den einzelnen Ländern dienen offenbar als Sammelvehikel für die einzelnen Sparer, die zwar direkt in die Genossenschaft einzahlen und von der Genossenschaft das Geld auch direkt zurückbekommen, aber aufgrund ihrer großen Zahl und des doch recht häufigen Ein- und Austritts (man kann angeblich jederzeit ein- und austreten) nicht direkt Genossenschafter sein können. Da müssten alle separat einen Genossenschaftsanteil zeichnen. Nun gut, diese Konstruktion gefällt mir nicht wirklich, aber sie ist nachvollziehbar. Etwa 6.400 österreichische Vereinsmitglieder gibt es im Moment, die insgesamt gut 120.000 Euro jährlich in die Kassen des Vereins spülen. Davon werden vier hauptberufliche Mitarbeiter (Verwaltung, Werbung) bezahlt, neben vielen ehrenamtlichen. Dieser Verein kümmert sich um das Werben neuer Mitglieder.
Die Vereine der verschiedenen Länder sind Mitglieder der niederländischen Genossenschaft. Ursprünglich wurde Oikocredit von evangelischen Kirchen gegründet, diese haben sich mittlerweile zurückgezogen, wenden aber der Genossenschaft für genau bestimmte Zwecke nach wie vor größere Geldbeträge zu, z.B. für Ausbildung von lokalen Mitarbeitern der Genossenschaft in den Investitionsländern.
Die Genossenschaft stellt (oft in Zusammenarbeit mit anderen NGOs und sozialen Institutionen) Investitionssummen für Projekte zur Verfügung, die durchaus mehrere Millionen Euro kosten können, z.B. Teetrocknungsanlage und andere Fabriken, die die von den lokalen Bauern erzeugten Produkte veredeln und so zu einer größeren Wertschöpfung für die Erzeuger sorgen sollen. Spannend: in Südamerika z.B. hat es Oikocredit sehr oft mit landwirtschaftlichen Erzeugergenossenschaften zu tun. Es ist interessant, dass hier unter den kleinen Bauern die Rechtsform der Genossenschaft so erfolgreich ist. Nicht nur die Landwirtschaft, auch der Handel und selbst Mikrofinanzinstitute werden unterstützt. Mikrofinanzinstitute eher durch Beteiligung als durch Kredit, es dürfte so sein, dass viele dieser Institute mit viel gutem Willen ohne ausreichend Wissen von lokalen Einheimischen gegründet worden sind, nun lernen sie von Oikocredit, wie man ein Finanzinstitut führt, das dürfte offenbar nötig sein. Lokale Schwerpunkte der Oikocredit-Investitionen sind Indien, Südostasien, Afrika, Lateinamerika. Afrika nur dort, wo die Lage stabil ist, sonst bringen Infrastrukturinvestitionen nichts, Ruanda ist eines dieser Länder. Genaueres kann man in den Rechenschaftsberichten nachlesen, ich lese gerne von Erfolgsgeschichten in armen Weltgegenden. Mir imponiert, was man mit relativ wenig Geld, aber viel Wissen aufbauen kann. Die Oikocredit-Genossenschaft borgt das Geld nicht direkt den kleinen Bauern, sondern das Geld wird lokalen Unternehmern (wie eben den kleinen Genossenschaften) zur Verfügung gestellt. Gut diversifiziert.
Alles wichtige ist mitgeteilt, es gibt von mir keine wie immer geartete Handlungsempfehlung, jeder muss selbst wissen, ob diese Anlage (ja, es ist eine Investition und keine Spende!) für ihn in Frage kommt. Ich ziehe das für mich in Erwägung, zwecks Risikostreuung, vor allem aber interessiert es mich, einmal an einer Vereinsjahresversammlung teilzunehmen, ich werde berichten. Die 1% Zinsen sind nicht endbesteuert, die bekommt man brutto für netto, es gibt da einen Freibetrag von 730 Euro (Steuerberater fragen!), größere Erträge müssen in der Steuererklärung angegeben werden. Tipp: man kann auch für Kinder sparen, Kinder zahlen nur 4 Euro jährliche Mitgliedsgebühr, zur Vereinsversammlung geht dann halt der gesetzliche Vormund.
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 07.11.)
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 8/365: EU Retail Investstrategy gut gemeint, aber teuer und viel zu kompliziert
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