29.10.2019, 4062 Zeichen
Die Wiener Börse zeigt einmal mehr auf, wie Anleger von Aktieninvestments profitieren können und wie Sparer derzeit quasi zinslos aussteigen. Bekanntlich findet am 31. Oktober 2019 wieder der Weltspartag statt, der 1924 ins Leben gerufen wurde. Aktuelle Erhebungen der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen, dass mit 291 Mrd. Euro ein großer Teil (40 %) des österreichischen Privatvermögens als Bankeinlage oder Bargeld nahezu zinslos geparkt ist. Die heimische Bevölkerung nimmt dabei einen großen Kaufkraftverlust hin. Im Gegensatz dazu stehen bei Aktieninvestments Aussichten auf schöne Renditen: Seit seinem Bestehen wirft der Leitindex ATX knapp 6,4 % jährlich ab. Hohe Dividenden-Ausschüttungen – österreichische Aktien zählen europaweit zu den Dividendenkaisern – bringen dabei Ertrag und Stabilität ins Depot.
Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Wiener Börse, skizziert, wie sich interessierte Anleger an den Aktienmarkt herantasten können: „Auf der Reise vom Sparer zum Investor, müssen Anleger vier Wegweiser konsequent beachten: 1) An das langfristige Ziel denken. 2) Nicht alles auf einmal investieren, sondern schrittweise ein- und aussteigen. 3) Risiko streuen, indem man nicht alles auf ein Pferd setzt. 4) Nur kaufen was man versteht, oder sich erklären lassen kann. Also nicht auf ‚den heißen Tipp‘ warten.“
Die Dividende leistet einen entscheidenden Beitrag zur Performance. Inklusive Dividenden liefert der österreichische Leitindex seit seinem Bestehen eine Performance von +487,04 % (ATX Total Return), ohne Dividenden sind es +201,06 % (ATX). Österreichische Unternehmen zählen europaweit zu den verlässlichsten Dividendenzahlern. Noch nie haben ATX-Unternehmen mehr Gewinne in Form von Dividenden ausgeschüttet als im Jahr 2019. Ihre Eigentümer profitieren von insgesamt 3,2 Mrd. Euro für das vergangene Geschäftsjahr. Alle 20 Unternehmen des Leitindex zahlten in den beiden Vorjahren eine Dividende aus. Mit einer Dividendenrendite von 3,8 % reiht sich der österreichische Markt im europäischen Spitzenfeld ein.
Bei einem Anlagehorizont von Jahrzehnten entfaltet sich die exponentielle Kraft des Zinseszinses. „Wer an technischen Fortschritt und die Weiterentwicklung der Menschheit glaubt, der sollte sich nicht nur als Konsument am Wirtschaftsleben beteiligen, sondern auch als Investor“, appelliert Christoph Boschan an die Einstellung der Menschen gegenüber Aktien und rechnet vor: „Mit einer monatlichen Sparrate von 100 Euro könnten unter Annahme der historischen Rendite im österreichischen Leitindex über ein Arbeitsleben von 50 Jahren hinweg aus 60.000 Euro rund 440.000 Euro werden. Am Sparbuch erleben wir das nicht. Es ist an der Zeit, den Weltspartag durch einen Weltinvestitionstag abzulösen.“
Mangelnde Kenntnisse und Unwissen über Finanzinstrumente hindern die Österreicher aktuell daran, von den Renditen am Kapitalmarkt zu profitieren. „Ideologisch neutral organisierte Finanzbildung muss dringend ins Zentrum der Bemühungen der nächsten Regierung rücken. Bildung ist der beste Anlegerschutz und zahlt sich aus“, ist Christoph Boschan überzeugt, „Es braucht dringend auch steuerliche Anreize. Die arbeitende Bevölkerung empfindet es als Doppelbesteuerung, wenn sie aus Erwerbseinkommen investiert, für ihr Alter privat zusätzlich vorsorgt und dabei durch eine höhere Steuer noch bestraft wird.“
Das Eigentum an österreichischen Unternehmen in Form von Aktien wird aktuell mit 27,5 % besteuert, Spareinlagen mit 25 %. Wird Gold länger als ein Jahr gehalten und dabei Gewinn erzielt, ist dieser steuerfrei. Die Wiener Börse setzt sich für die Gleichbehandlung von Kapitalerträgen, allen voran für die Wiedereinführung der Befreiung von der Wertpapier-Kapitalertragssteuer bei einer Behaltefrist von über einem Jahr, ein. Dabei werden langfristige Aktien-Investments gefördert. „Das fördert die ruhigen Hände am Markt und belohnt eine langfristige Orientierung. Es muss klar zwischen kurzfristiger Spekulation und langfristiger Investition in die heimische Realwirtschaft unterschieden werden“, erläutert Boschan.
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