14.10.2019, 4186 Zeichen
Bargeldloses Bezahlen ist praktisch. Kontaktloses Bezahlen sogar noch praktischer. Und wenn man dann auch noch fürs Geldausgeben belohnt wird, ist das am aller praktischsten. Das dachte ich zumindestens…
So bin ich dem Hang zur Selbstüberschätzung zum Opfer gefallen. In der Verhaltensökonomie nennt man dieses Phänomen auch “Overconfidence Bias”. Das Tückische dabei: Man merkt nicht, dass man sich – bzw. den eigenen Wissensstand – überschätzt. Zumindest nicht, bis man eines Besseren belehrt wird. So ähnlich erging es auch mir. Doch nun hatte ich einen Aha-Effekt.
Ich lieb(t)e meine Kreditkarte
Diesem Verdanke ich dem großartigen Dave Ramsey (mehr zu seiner Person unter folgendem Link -> klick). Er vergleicht Kreditkarten mit Zigaretten:
Zigaretten bringen nicht jeden um, der sie raucht. Aber gut sind sie für niemanden.
Was er damit zum Ausdruck bringen will: Mit Kreditkarten gibt man schlicht mehr Geld aus. Ein großer Vorteil von Bargeld also. Den Zahlen von Dave Ramsey entsprechend sind es satte 12 bis 18 Prozent mehr. Das ist natürlich ein Durchschnitt. Während es bei manchen (besonders disziplinierten) Menschen vielleicht null Prozent sind, sind es bei vielen anderen sogar noch deutlich mehr als die 12 bis 18 Prozent. (hier der Link zu YouTube, falls es sich jemand im Original anschauen will -> klick)
Diese Zahlen waren für mich neu. Isoliert betrachtet, hätten sie bei mir aber noch nichts bewirkt. Schließlich halte ich mich im Umgang mit Geld für äußerst diszipliniert (Overconfidence Bias, hallo?). Ganz getreu dem Motto von Andre Kostolany:
Man muss das Geld heiß lieben und es kalt behandeln.
Das Hirn hat mich überzeugt
Nun sind die meisten Börsenweisheiten mehr abstrakt denn konkret. Und ich habe es nunmal gerne konkret. Glücklicherweise liefert die Hirnforschung genau solche Ergebnisse. Schauen wir uns Shopping doch mal aus der Perspektive der Medizin an.
Grundsätzlich ist ein Kauf ein Handel. Heißt: Man bekommt etwas (zum Beispiel Essen) und gibt etwas (Geld).
Der Vorgang des Bezahlens wurde genau untersucht. Das für mich Interessanteste Ergebnis: Das Begleichen einer Rechnung mit Bargeld löst im menschlichen Hirn eine Reaktion aus. Und zwar im Schmerzzentrum. Das an sich ist schon aufschlussreich. Aber der Augenöffner kommt jetzt:
Das Begleichen einer Rechnung mit Bargeld löst im menschlichen Hirn eine Reaktion aus. Und zwar im Schmerzzentrum.
Denn es wurde auch jenes Szenario analysiert, indem nicht bar, sondern mit Karte bezahlt wird: Wieder bekommt man etwas (Essen). Und wieder gibt man etwas (Karte). Diese bekommt man aber sofort wieder zurück (so man sie überhaupt aus der Hand geben muss).
Das Ergebnis? Kein Schmerz. Die Folge? Man gibt “mehr” aus.
Dieses “mehr” kann man auch gut messen. So war es in Fast-Food-Restaurants in den USA lange üblich, nur Bargeld anzunehmen (Stichwort: Gebühren). Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Wie Dave Ramsey ausführt, geben Kunden, die mit Karte bei McDonald’s und Co essen ganze 37 Prozent mehr aus, als Barzahler.
Vorteil Bargeld: Was ist jetzt zu tun?
Ich persönlich habe mich dazu entschlossen, einige Maßnahmen zu setzen.
- Die Kreditkarte wird nur noch für Dinge genutzt, wo es extrem praktisch oder notwendig ist (Urlaub an- und bezahlen)
- Wenn ich zu wenig Bargeld bei mir habe, dann bezahle ich ausschließlich mit Debitkarte (dann ist das Geld sofort vom Girokonto weg)
- Ich habe jetzt immer Bargeld dabei.
Die Refundierung liegt bei meiner Kreditkarte bei 0,5 Prozent der Umsätze. Aus diesem Grund habe ich alles, was ich mit Kreditkarte zahlen konnte, auch mit dieser bezahlt. Das lasse ich mittlerweile bleiben.
PS: Wer einen kleinen Test machen will, ob die Rückkehr zu Cash bei einem selbst tatsächlich Auswirkungen hat: Einfach den nächsten Restaurantbesuch mit Bargeld statt mit Karte bezahlen. Ich möchte wetten, das du ganz genau wissen wirst, wie hoch die Rechnung war und wie viel Trinkgeld du gegeben hast. War zumindest bei mir in letzter Zeit so. (und nein, das Trinkgeld hat natürlich nicht unter Umstellung gelitten )
Der Beitrag Das Comeback von Bargeld erschien zuerst auf Michael Plos - Finanzbildung, Sparen und Investieren.
Im Original hier erschienen: Das Comeback von Bargeld
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 4/365: Vermögenssteuern - eine Einordnung von Finanzminister Gunter Mayr
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