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23.09.2019, 6540 Zeichen

Smart Meter. 11 engbeschriebene A4-Seiten von 6 hochinteressanten Vorträgen mit anschließender Diskussion in 5 Stunden beim Journalistenseminar der E-Control, "Smart Meter von allen Seiten betrachtet": das heißt, ich muss kürzen! Sehr stark kürzen. Der Smart Meter interessiert uns als Aktionäre von EVN und Burgenland Holding, beiden gehört ein Netzbetreiber. Die Netzbetreiber haben diese neuen Ablesegeräte zu installieren und zu verwalten. Und vorerst für die Kosten aufzukommen, es weiß noch niemand, wie die Kosten an den Konsumenten weiterverrechnet werden können und dürfen. Man geht, so erfuhren wir von den Fachleuten, für Österreich von Kosten zwischen 1,5 und 2,5 Mrd. Euro aus, eher mehr als weniger. Nehmen wir nun den Mittelwert von 2 Mrd und nehmen an, 20% der österreichischen Stromendkunden sind bei der EVN, hier eher weniger als mehr, da ja die Ballungsräume südlich von Wienenergie mitversorgt werden. Ich finde gerade nur die 2 Mio. Gesamtkunden der EVN in NÖ, da sind aber Wasser-, Gas- und Fernwärmekunden auch dabei. 20% von 2 Mrd. Euro wären immerhin 400 Mio. Euro. Darüber kann man sich schon Gedanken machen. Zumal die neuen Geräte eine "wesentlich geringere Haltbarkeit" als die soliden alten Geräte haben, das steht schon fest. Wobei die Zählgeräte aufgrund der Massenproduktion immer günstiger geworden sind, von viel größeren Dimensionen werden die Investitionen in Netz und IT sein, die in diesen 2 Mrd. Euro enthalten sind. Dem müssen aber die Einsparungen für Besuche des Ablesers gegenüber gestellt werden. Die EVN musste den Rollout stoppen und ist jetzt wieder am Anfang, weil der Vertragspartner offenbar nicht liefern konnte. Das Burgenland dagegen ist schon zur Hälfte ausgerollt, dort sind die Zähler von Landis+Gyr (ISIN CH0371153492, ist erst seit 2 Jahren wieder an der Börse).

Naturgemäß gingen die meisten Fragen an Wolfgang Frühwirth, Leiter Netzdatenmanagement Netz Burgenland, der schon einige Erfahrung einbringen konnte, er antwortete gerne und ausführlich. Er sah als einen Vorteil des Smart Meters, dass Netzverluste schneller erkannt werden können. Das betreffe vor allem die "technischen Netzverluste", denn "nichttechnische Netzverluste" (Stromdiebstahl) seien im Burgenland vernachlässigbar. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass auf der EVN-HV die Rede davon war, dass man in einem Land (nicht NÖ) Smart-Meter bereits installiert habe, das habe zu einer signifikanten Reduktion des Schwunds geführt. Wie es auch sei, alleine die "technischen Netzverluste" reduzieren zu können, wird ein positiver Beitrag des Smart Meters sein.

Als Konsumenten interessiert uns vor allem die Datensicherheit. Hier wurden wir beruhigt: Die Gesetzeslage zwingt die Netzbetreiber zu höchster Datensicherheit, die Strafdrohung ist gewaltig, die Strafen werden vom Umsatz berechnet, und umsatzmäßig sind die Netzbetreiber keine Kleinen. Die Datensicherheit geht so weit, dass nicht einmal der Netzbetreiber die Daten auslesen darf (außer die Gesamtverbrauchsdaten der Periode), wenn er keine Zustimmungserklärung vom Kunden hat, und er darf die Daten auch nicht an den Energieversorger weitergeben, mit dem der Kunde den Vertrag hat, wenn ihm dies nicht ausdrücklich erlaubt wurde. Die Vorteile des Smart Meter liegen allerdings vor allem darin, dass man zu gewissen Zeiten billigeren Strom beziehen können soll. Also um Mitternacht die Bohrmaschine, Waschmaschine oder Stereoanlage anwerfen oder zumindest das E-Auto in der Nacht aufladen. Weil da wird man wirklich sparen können. Der Vorteil für den Netzbetreiber: dass sich die Stromverbrauchskurve etwas abflacht, das verspricht mehr Netzstabilität. Dass Behörden aus diversen Gründen (also ob z.B. wirklich jemand hier wohnt, bzw. wie viele Menschen) wissen wollen, wieviel Strom in einem Haushalt verbraucht wird, das gab es auch vorher schon.

Interessant und auch lustig war der Vortrag von Harri Mikk, Geschäftsführer der Spotty Smart Energy Partner GmbH. Man kann von diesem Unternehmen Strom zum jeweiligen Kurs an der Strombörse (wie hoch die Aufschläge sind, da müsste man sich noch informieren, falls man so etwas andenkt) kaufen, man weiß den Preis einen Tag im vorhinein. Weil die Preise nicht längerfristig fix sind (garantieren kann das eh kein Stromversorger), scheint der Anbieter auch nicht im Tarifkalkulator von E-Control auf. Mikk meinte, fixe Preise seien "Terminpreise, Finanzprodukte", denn der Börsepreis von Strom sei in Wirklichkeit nicht fix, er schwanke, und die meisten Energieversorger wollen ihren Kunden einen für den Kunden leicht verständlichen Fixpreis anbieten, egal wann sie ihre Waschmaschine einschalten. Für diese fixen Preise zahlen die Kunden mit, die zu Billigzeiten Strom beziehen, und die Energieversorger wollen ja auch keinen Verlust machen, also muss es eine gewisse Spanne für den Energieversorger geben, der die Preise glättet. in Schweden würden 40 % der Kunden zu Spotpreisen kaufen. Als Beispiel für die Einsparungsmöglichkeiten loggte er sich mit Vollmacht in das Stromkonto eines echten Kunden (naher Verwandter) ein, zeigte die Verkaufs- und Preisgrafik und sagte: "Er schafft es tatsächlich, zu den teuersten Zeiten Strom zu verbrauchen. Ich glaube, er hat es nicht richtig verstanden." Was uns schmunzeln ließ. Wer zu Spotpreisen den Strom bezieht, sollte sich natürlich im klaren sein, dass die Preise schwanken, dafür nimmt man sich ja so einen Vertrag. Der, wie man liest, von Konsumentenschützern nicht empfohlen wird, weil er Überraschungen bringen kann, während Fixpreise eben fix sind, immer gleich, man braucht nicht zu überlegen, wann man seine Maschinen einschalten soll. Voraussetzung dafür, dass man einen Vertrag mit Spotpreisen abschließen kann, ist der Smart Meter, nur so kann der Energielieferant sehen, zu welchen Zeiten und somit zu welchen Preisen man Strom bezieht.

Zurück zu unserer EVN: Die Kosten werden über mehrere Jahre verteilt anfallen. Sie werden teils durch Einsparungen kompensiert, sie werden sich teils weiterverrechnen lassen, und sie werden zu einem Teil aktiviert werden, d.h. über die Jahre abgeschrieben. Ich erwarte mir trotz des oben genannten hohen Investitionsbedarfs daher keine größeren Probleme in der GuV der nächsten Jahre. Mir haben die soliden alten Zähler gefallen, es ist in meinen Augen schade um sie, aber für die EVN ergibt sich durch den Smart Meter weder ein Verkaufsgrund noch ein Kaufgrund, denke ich.
EVN ( Akt. Indikation:  15,98 /16,08, 1,58%)

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 23.09.)



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    Smart Meter: Was einen EVN-Aktionär interessiert (Günter Luntsch)


    23.09.2019, 6540 Zeichen

    Smart Meter. 11 engbeschriebene A4-Seiten von 6 hochinteressanten Vorträgen mit anschließender Diskussion in 5 Stunden beim Journalistenseminar der E-Control, "Smart Meter von allen Seiten betrachtet": das heißt, ich muss kürzen! Sehr stark kürzen. Der Smart Meter interessiert uns als Aktionäre von EVN und Burgenland Holding, beiden gehört ein Netzbetreiber. Die Netzbetreiber haben diese neuen Ablesegeräte zu installieren und zu verwalten. Und vorerst für die Kosten aufzukommen, es weiß noch niemand, wie die Kosten an den Konsumenten weiterverrechnet werden können und dürfen. Man geht, so erfuhren wir von den Fachleuten, für Österreich von Kosten zwischen 1,5 und 2,5 Mrd. Euro aus, eher mehr als weniger. Nehmen wir nun den Mittelwert von 2 Mrd und nehmen an, 20% der österreichischen Stromendkunden sind bei der EVN, hier eher weniger als mehr, da ja die Ballungsräume südlich von Wienenergie mitversorgt werden. Ich finde gerade nur die 2 Mio. Gesamtkunden der EVN in NÖ, da sind aber Wasser-, Gas- und Fernwärmekunden auch dabei. 20% von 2 Mrd. Euro wären immerhin 400 Mio. Euro. Darüber kann man sich schon Gedanken machen. Zumal die neuen Geräte eine "wesentlich geringere Haltbarkeit" als die soliden alten Geräte haben, das steht schon fest. Wobei die Zählgeräte aufgrund der Massenproduktion immer günstiger geworden sind, von viel größeren Dimensionen werden die Investitionen in Netz und IT sein, die in diesen 2 Mrd. Euro enthalten sind. Dem müssen aber die Einsparungen für Besuche des Ablesers gegenüber gestellt werden. Die EVN musste den Rollout stoppen und ist jetzt wieder am Anfang, weil der Vertragspartner offenbar nicht liefern konnte. Das Burgenland dagegen ist schon zur Hälfte ausgerollt, dort sind die Zähler von Landis+Gyr (ISIN CH0371153492, ist erst seit 2 Jahren wieder an der Börse).

    Naturgemäß gingen die meisten Fragen an Wolfgang Frühwirth, Leiter Netzdatenmanagement Netz Burgenland, der schon einige Erfahrung einbringen konnte, er antwortete gerne und ausführlich. Er sah als einen Vorteil des Smart Meters, dass Netzverluste schneller erkannt werden können. Das betreffe vor allem die "technischen Netzverluste", denn "nichttechnische Netzverluste" (Stromdiebstahl) seien im Burgenland vernachlässigbar. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass auf der EVN-HV die Rede davon war, dass man in einem Land (nicht NÖ) Smart-Meter bereits installiert habe, das habe zu einer signifikanten Reduktion des Schwunds geführt. Wie es auch sei, alleine die "technischen Netzverluste" reduzieren zu können, wird ein positiver Beitrag des Smart Meters sein.

    Als Konsumenten interessiert uns vor allem die Datensicherheit. Hier wurden wir beruhigt: Die Gesetzeslage zwingt die Netzbetreiber zu höchster Datensicherheit, die Strafdrohung ist gewaltig, die Strafen werden vom Umsatz berechnet, und umsatzmäßig sind die Netzbetreiber keine Kleinen. Die Datensicherheit geht so weit, dass nicht einmal der Netzbetreiber die Daten auslesen darf (außer die Gesamtverbrauchsdaten der Periode), wenn er keine Zustimmungserklärung vom Kunden hat, und er darf die Daten auch nicht an den Energieversorger weitergeben, mit dem der Kunde den Vertrag hat, wenn ihm dies nicht ausdrücklich erlaubt wurde. Die Vorteile des Smart Meter liegen allerdings vor allem darin, dass man zu gewissen Zeiten billigeren Strom beziehen können soll. Also um Mitternacht die Bohrmaschine, Waschmaschine oder Stereoanlage anwerfen oder zumindest das E-Auto in der Nacht aufladen. Weil da wird man wirklich sparen können. Der Vorteil für den Netzbetreiber: dass sich die Stromverbrauchskurve etwas abflacht, das verspricht mehr Netzstabilität. Dass Behörden aus diversen Gründen (also ob z.B. wirklich jemand hier wohnt, bzw. wie viele Menschen) wissen wollen, wieviel Strom in einem Haushalt verbraucht wird, das gab es auch vorher schon.

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