Dieses Phänomen mag Börsianern im Hinblick auf die vergangenen Wochen vertraut vorkommen. Denn auch „Mr. Market“ zeigt sich ähnlich unberechenbar und launisch. Seit der Ankündigung Trumps, auch die restlichen chinesischen Einfuhren ab September mit einem Zoll belegen zu wollen, wirkten die Märkte einmal mehr wie ausgewechselt. In dieser Woche dann der plötzliche und ebenso überraschende Rückzieher. Die Folge: Ein DAX im Jojo-Modus.
Machen Kurse Nachrichten?
Auch die Berichterstattung über die Schaukelbörsen ist ein Spiegelbild der menschlichen Psyche: Im Abwärtsmodus bestimmen regelmäßig negative Schlagzeilen die Titelseiten und verstärken so das negative Sentiment. In Hausse-Zeiten herrscht dagegen mitunter eitel Sonnenschein. Passen sich da etwa die Nachrichten an die Kurse an, statt umgekehrt? Charttechniker nutzen dieses Phänomen um zum Beispiel technisch starke Aktien herauszufiltern. Aus deren Preisbildung ergeben sich nämlich interessante Rückschlüsse, und zwar oftmals sogar noch bevor eine offizielle Nachricht vorliegt. In Aktien mit einer hohen relativen Stärke zu investieren, scheint auch deshalb ein interessanter Investmentansatz zu sein.
Auf die Dosis kommt es an
Für Dennis Raute ( DennisRaute ) hat die Erzielung einer stabilen Rendite über alle Marktphasen die oberste Priorität. Dabei kann er aus einem Erfahrungsschatz aus über zehn Jahren als Trader zurückgreifen. Sein wikifolio Trendfolge&Trading ist ausgerichtet auf verschiedene, eher kurzfristige Handelsansätze wie Rebound-Trading oder Swing-Trading.
Insofern dürfte er der aktuellen Volatilität durchaus etwas Positives abgewinnen. Da sich die Haltedauer zumeist nur auf Stunden oder wenige Tage beschränkt, überrascht es nicht, dass Raute stets eine recht hohe Cash-Position vorhält, um möglichst flexibel agieren zu können. Um seine Aktienpositionen abzusichern, greift er außerdem auf Short-ETFs beispielsweise auf den DAX zurück. Ziel ist es immer, Verluste möglichst zu begrenzen. Das Online-Handwerkerportal MyHammer – eine klassische Sondersituation – führte Rautes Aktienpositionen zuletzt mit deutlichem Abstand zu SAP an. Dass er auf Jahressicht den wikifolio-Wert um fast 14 % erhöhen konnte, spricht ebenso für den Erfolg seiner Strategie wie seine Auszeichnung als „Guter Money Manager“.
Sturmerprobter Heavy Trader
Einen durchaus ähnlichen Ansatz verfolgt Reinhard Seiser ( Chartmax ). Wie der Name des von ihm gemanagten wikifolios 25 Jahre Börsenerfahrungbereits verrät, hat auch er in seinem Börsenleben schon so manches Gewitter überstanden.
Insofern dürfte ihn auch die aktuelle Lage nicht aus der Ruhe bringen. Sein Trading und das Timing der einzelnen Transaktionen stützt Chartmax natürlich auf die Charttechnik. Als ein wichtiges Entscheidungskriterium nutzt er dabei die Bollinger Bänder. In der aktuellen Marktphase steht für ihn vor allem Rebound-Trading im Vordergrund. Dreht die Börse, könnten auch klassische Momentumaktien wieder zunehmend interessant werden. Auffällig ist die über das gesamte Jahr sehr geringe Volatilität des wikifolios. Dies ist auch so gewollt. Bei der Umsetzung kommen auch ETFs oder klassische Hebelprodukte zum Einsatz. Insgesamt kann Seiser seit der Auflage im Sommer 2012 eine Gesamtrendite von rund 55 % vorweisen. Über das vergangene, äußerst volatile Börsenjahr blieb der Wert seines wikifolios stabil.
Folge den Charts!
Die Nachrichtenlage ist derzeit bestenfalls unübersichtlich. Auf der Konjunkturseite dominiert sogar Negatives. Dennoch gibt es weiterhin Unternehmen, die weiter Kurs auf ihre Ziele halten. Manche, wie der Strahlenspezialist Eckert & Ziegler und der Batteriehersteller Varta, hoben jüngst ihre Erwartungen für das Gesamtjahr sogar deutlich an. Es dürfte kein Zufall sein, dass beide Aktien in Andre Günthers ( Viquanto ) wikifolio German Trend Twenty enthalten sind.
Denn Günther filtert Kandidaten aus DAX bis SDAX anhand eines streng technisch orientierten Auswahlmechanismus heraus. Dabei kommen nur Titel mit einem stabilen, mittelfristigen Aufwärtstrend als Kaufkandidaten in Frage. Dahinter steckt die eingangs beschriebene Idee, dass die Börse die positive Entwicklung eines Unternehmens oftmals vorwegnimmt. In diesem Fall machen also die Kurse die Nachrichten. Letztere werden dann später nur noch „nachgereicht“. Dann kann es natürlich auch zu dem Phänomen des „Sell on Good News“ kommen. Günther erreichte mit dieser Strategie bislang eine Performance von knapp 88 % (Start: Januar 2014). Eine Verdopplung des Ausgangswertes rückt damit immer näher.
Was kommt?
- Das sollten Anleger in der nächsten Woche im Auge behalten
Wie die vergangenen Tage einmal mehr gezeigt haben, sind die offiziellen Termine nicht unbedingt entscheidend. Eher schon muss man immer das Weiße Haus und den Twitter-Account von Donald Trump im Auge behalten. Immerhin könnte uns die für Mittwoch angesetzte Veröffentlichung des US-Notenbank-Protokolls, mehr Klarheit zur Debatte um weitere Zinssenkungen in den USA bringen. FED-Chef Powell hatte Ende Juli angedeutet, dass die Fed nicht unbedingt an eine Serie von weiteren Zinssenkungen denkt. Allerdings war diese Aussage noch vor Trumps erneuter Zolldrohung Richtung China gefallen, die an den Börsen zuletzt für so viel Unruhe gesorgt hatte.