31.07.2019, 5938 Zeichen
Die Erste Group hat im Halbjahr einen Nettogewinn von 731,9 Mio. Euro (vs. 774 Mio. Euro im 1. HJ 2018) erreicht - trotz eines negativen Einmaleffekts in Rumänien, wie die Bank betont. „Ein Nettogewinn von 732 Mio. Euro im ersten Halbjahr ist ein wirklich gutes Ergebnis mit dem wir sehr zufrieden sind. Vor allem weil dieses Ergebnis auf einem soliden Fundament steht: von den Betriebserträgen, über den Verwaltungsaufwand, bis hin zu den Risikokosten, unserem Kapital und der Liquidität. Selbstverständlich können wir bei allen Kennzahlen besser werden, aber die Richtung stimmt“, zeigt sich Andreas Treichl, CEO der Erste Group Bank AG, zufrieden.
Zum deutlichen Anstieg des Betriebsergebnisses um 11,5% auf 1.446,9 Mio. Euro hätten neben den höheren Kernerträgen Zins- und Provisionsüberschuss ein starkes Handels- und Fair Value-Ergebnis – primär als Folge der Zins- und Marktentwicklung der letzten Monate – maßgeblich beigetragen, so das Institut. Trotz höherer Beiträge in Einlagensicherungssysteme und Lohnsteigerungen in allen Märkten übertraf das Ertragswachstum den Kostenanstieg. Ein Sondereffekt belastete den sonstigen betrieblichen Erfolg. Die Entscheidung des rumänischen Höchstgerichts in Zusammenhang mit der lokalen Bausparkasse machte eine Rückstellung von 150,8 Mio. Euro notwendig. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich hingegen das fortgesetzt gute Risikoumfeld in unserer Region aus. Das im langjährigen Vergleich ungewöhnliche Phänomen von Nettoauflösungen statt Risikokosten begleitet uns weiterhin. Dank des ungebrochen positiven Trends bei der Kreditqualität verbesserte sich die NPL-Quote der Erste Group auf 2,8%.
In allen Kernmärkten der Erste Group ist seit Jahresbeginn ein Kreditzuwachs zu verzeichnen, sowohl bei Privatkunden als auch bei Firmenkunden. Insgesamt sind die Kundenkredite seit Jahresbeginn um 4,0% auf 155,3 Mrd Euro gestiegen, die höchsten absoluten Volumenzuwächse verzeichneten Tschechien, Österreich und die Slowakei, während Serbien, Tschechien und Ungarn die höchsten Wachstumsraten verbuchten. Auch auf der Einlagenseite ist keine Trendumkehr in Sicht. Viele Kunden sehen weiterhin keine Alternative zu Spareinlagen. Dementsprechend stiegen die Kundeneinlagen um 4,3% auf EUR 169,7 Mrd. Das Kredit-Einlagen-Verhältnis liegt damit bei 91,5%.
Treichl: „Das gesunde Wirtschaftswachstum in unserer Region, die weiterhin der Wachstumsmotor der Europäischen Union ist, spiegelt sich auch in den im Halbjahresvergleich um über 7 Prozent auf 155,3 Mrd. Euro gestiegenen Kundenkrediten wider. Der Anstieg der Kundeneinlagen um über 8 Prozent auf 169,7 Mrd. Euro macht mir angesichts des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes allerdings Sorgen, denn Wohlstand schaffen können unsere Kunden damit nicht. Eine unserer vordringlichsten Aufgaben in den nächsten Jahren wird es daher sein, für unsere Kunden attraktive, risikoadäquate Veranlagungsprodukte zu entwickeln“, erklärt Treichl.
Das Kundenkreditwachstum blieb ein wichtiger Motor für die Entwicklung des Zinsüberschusses. Die weiterhin niedrigen Zinsen, in manchen Fällen sogar negativen Zinsen, führten zu fortgesetztem, einnahmenseitigem Gegenwind. Einzig in Tschechien und Rumänien hoben die Zentralbanken bisher die Referenzzinssätze an, was sich positiv auf den Zinsüberschuss ausgewirkt hat. Wenig hilfreich ist in diesem Zusammenhang jedoch der in den letzten Monaten zu verzeichnende Renditerückgang bei Staatsanleihen, was die Wiederveranla- gung erschwert. Der Anstieg des Provisionsüberschusses blieb mit 2,2% zwar moderat, erfreulich ist jedoch, dass in allen Kernmärkten Zuwächse verzeichnet wurden. Neben der Knappheit von attraktiven und risikoadäquaten Veranlagungsprodukten für Retailkunden in einer Region mit kaum entwickelten Kapitalmärkten erschwerte auch die Volatilität der Aktienmärkte das Vermögensverwaltungsgeschäft. Angesichts des insgesamt guten Geschäfts- und Risikoumfeldes und der Tatsache, dass im ersten Halbjahr erneut Nettoauflösungen von 42,8 Mio. Euro verbucht wurden, wurden die Risikokosten-Prognose auf maximal 10 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokun- denkredite für das Geschäftsjahr angepasst.
Die Umsetzung von IFRS 16 wirkte sich marginal positiv auf die Kosten aus. Um EUR 12,7 Mio höher waren hingegen die Beiträge in Einlagensicherungssysteme von insgesamt 92,9 Mio. Euro – darin sind bereits jetzt fast alle für 2019 erwarteten Beiträge (ausgenommen für Kroatien und Serbien) enthalten. Der sonstige betriebliche Erfolg war durch den Einmaleffekt in Rumänien von 150,8 Mio. Euro besonders belastet. Ebenfalls bereits verbucht sind die gesamten jährlichen Beiträge in Abwicklungsfonds von 76,3 Mio Euro (nach 71,3 Mio im Vorjahr) sowie die ungarische Bankensteuer für das gesamte Jahr. Insgesamt lagen die Banken- und Transaktionssteuern in Österreich, der Slowakei und Ungarn mit 64,7 Mio bisher knapp über dem Vorjahreswert. Noch nicht verbucht ist die 2019 erstmals fällige Bankensteuer in Höhe von maximal 20 Mio. Euro in Rumänien.
Die Liquiditäts- und Refinanzierungsposition der Erste Group blieb weiterhin exzellent. In den letzten Monaten war die Erste Group sehr aktiv am Kapitalmarkt und hat insgesamt vier Benchmark-Anleihen verschiedenster Senioritäten erfolgreich platziert, zuletzt einen 15-jährigen Hypothekenpfandbrief und eine erste Non-Preferred Senior (NPS)-Anleihe. Die Kapitalbasis ist dank des erfolgreichen organischen Kapitalaufbaus über die letzten Jahre, unterstützt durch insgesamt drei erfolgreiche Emissionen von Zusätzlichem Kernkapital (AT1), die letzte im März 2019, sehr solide. Unter Einbeziehung des Halbjahresgewinns lag die Harte Kernkapitalquote Ende Juni bei 13,5% (CRR final).
Im Ausblick heißt es: "Aus heutiger Sicht sind wir damit auf dem besten Weg, unsere Ziele für das Jubiläumsjahr 2019 – ein höheres Ertrags- als Kostenwachstum, weiterhin niedrige Risikokosten und eine solide zweistellige Eigenkapitalverzinsung (ROTE) von über 11% – zu erreichen".
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