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29.07.2019, 9257 Zeichen

Korpulente und cholerische Aktionäre mit skurrilen Fragen. In unserem Land vor langer Zeit war es nicht üblich, den Aktionären außerhalb der HV Fragen zu beantworten. Ich kann mich noch gut an Absagen wie "Fragen werden ausschließlich auf der Hauptversammlung beantwortet." erinnern, die Aktiengesellschaften wollten ihre Ruhe haben, Kapitalerhöhungen funktionierten auch, ohne dass man zuviel an Informationen preisgeben musste. Wirklichen Aktionismus kennt man in Österreich kaum, aber einigen unermüdlichen HV-Besuchern ist es gelungen, die Firmen dazu zu bringen, Fragen zumindest auf den Hauptversammlungen zu beantworten. Es war kein leichter Kampf, die fundamentalsten Aktionärsrechte durchzusetzen. Keine Frage, dass Journalisten auf Hauptversammlungen unerwünscht waren. So mancher Kollege stand vor verschlossener Tür, wenn die Anmeldung zur HV angeblich nicht beim Unternehmen eingetroffen war. Hinein konnte man nur, wenn man Aktionär war UND die Anmeldung rechtzeitig eingelangt war. Gastkarte: nicht möglich, erst recht nicht für Journalisten! Ein Kollege erfand damals den Begriff "Horch-Aktie". Das sollte bedeuten: 1 Aktie braucht man, um hineinzukommen. Nur diese 1 Aktie öffnet die Türen. Diese 1 Aktie macht den Unterschied, ob man hinein kommt oder nicht.

Mir gefällt der Begriff "Horch-Aktie", wenngleich ich ihn nicht ganz korrekt finde. Denn diese 1 Aktie ist nicht nur die Eintrittskarte für die HV. Diese 1 Aktie bedeutet auch Verantwortung: man hat Rederecht, Fragerecht, Stimmrecht. Man ist Aktionär. Man könnte das Zünglein an der Waage sein. Ich weiß schon, 1-Stück-Aktionäre denken sich üblicherweise: "Was zählt die 1 Stimme schon? Wurscht, ich sage zu allem Ja, ich will ja nicht auffallen!" Genau diese 1 Jasager-Stimme kann - zusammen mit anderen kleinen Jasager-Paketen - den Ausschlag geben, dass ein Punkt antragsgemäß beschlossen wird und die Opposition mit ihren Wünschen nicht durchdringt. Es ist also nicht so, dass man mit dieser 1 Stimme das Abstimmungsergebnis nicht beeinflusst: Wer nicht "Nein" und nicht "Enthaltung" sagt, der wird automatisch als "Ja" gezählt. Wem diese "Subtraktionsmethode" eingefallen ist, der hat sich dabei etwas gedacht. Denn Ja-Sager gibt es viele. Sie sind nicht "teilnahmslos", sie sagen im Ergebnis wirklich "JA", auch wenn sie während der HV einnicken und nie aufzeigen.

Wir haben mittlerweile bessere Zeiten, was Investor Relations betrifft. Als Journalist um eine Eintrittskarte betteln möchte ich dennoch nicht, denn gerade bei sensiblen Hauptversammlungen hat man wenig Interesse, dass die Medien dabei sind. Die "Horch-Aktie" bleibt also notwendig. Wir leben auch in besseren Zeiten, was die Informationen aus Hauptversammlungen betrifft: Manchmal wird die Präsentation im Internet übertragen, manchmal sogar alles. Es gibt Medien, die auf den HVs der großen Unternehmen anwesend sind, und selbst auf die kleinen HVs kommen 1 oder 2 Medienvertreter, die nach bestem Wissen berichten. Von "Mitbewerb" möchte ich da nicht sprechen, es ist im Sinne des Kapitalmarkts, dass alle Akteure gut informiert sind, nicht nur diejenigen, die besondere Kanäle zu den Unternehmen haben, jeder Informationsbringer ist wertvoll. Liest man einen guten Artikel eines Kollegen, steht man nicht an, das ihm auch zu kommunizieren: "Super hast das geschrieben!" Im Idealfall decken sich Berichte zweier Zeugen, nur in anderen Worten, und der Fokus liegt eventuell woanders. Wenn der eine mehr Wert auf Ausführliches zu einem Punkt, der andere zu einem anderen Punkt legt, dann können sich die Artikel auch gut ergänzen, und der Leser profitiert davon, zwei Artikel zur gleichen Veranstaltung zu lesen.

Auch eine Meinung dürfen Journalisten haben. Jeder meiner Leser weiß, dass ich nicht nur Zuseher auf Hauptversammlungen bin, sondern auch Aktionär. Ich bin kein Unbeteiligter, mir liegt das Wohl meines Unternehmens am Herzen. Gleichwohl versuche ich, alle Akteure zu verstehen. Ich habe Verständnis für jeden, der nicht so abstimmt wie ich: als Journalist ist man hier unbefangen. Als Aktionär habe ich aber das Recht, wenn nicht sogar die moralische Pflicht, nach meinem besten Wissen und Gewissen abzustimmen. Meine Meinung deklariere ich dem Leser gegenüber, hoffentlich klar genug, er soll zwischen meiner Meinung und zwischen dem Bericht unterscheiden können. Ich möchte kein "Balkonmuppet" sein: nur motschkern, ohne zu versuchen, irgend etwas zu verändern. Ich weiß, dass die vorherrschende Meinung ist, Journalisten hätten zu schweigen, nur zu berichten. Aber: mit 1 Aktie bin ich zu Höherem bestimmt! Ich bin nicht nur teilnahmsloser Zuseher, ich bin Aktionär, ich bin mitten drin, und ich darf und soll mitreden!

Und hier hat sich in letzter Zeit ein Problem herauskristallisiert: dass Aktionäre beschimpft werden, wenn sie sich zu Wort melden. Und das nicht erst in den letzten Tagen, sondern schon längere Zeit. Und das in einer einst renommierten Börsezeitung, die ich sehr schätze, und wo es mir weh tut, den Weg zum Boulevard mitansehen zu müssen, nur weil sich ein einzelner nicht im Griff hat, bei so vielen korrekten Kollegen, die wirklich ihr bestes tun. Das ist jetzt nicht alleine meine Meinung, mehrere Aktionäre sind bereits auf mich zugekommen: "Schau mal, was der für einen Schmarrn schreibt! Was sagst Du dazu?" Mir wäre das gar nicht aufgefallen, da ich die Artikel nicht gelesen hatte. Aber aufmerksame Leser sind schockiert. Ich habe die Zeitungsartikel jetzt nicht bei mir, ich schreibe aus der Erinnerung: "Tiefes Niveau" hätte St. eingeleitet, als er bei der VIG das Thema S-Immo-Verkauf angesprochen hat. Bitte, was? Man wird doch noch das Thema S-Immo-Verkauf bei der VIG ansprechen dürfen, das war kein Ruhmesblatt, und das wissen die VIG-Verantwortlichen nur zu genau. Wer, wenn nicht St., hätte das Thema denn angesprochen, im Interesse aller Aktionäre und auch der Journalisten, die darüber berichten möchten? Außerdem hat er die VIG eh mit Samthandschuhen angefasst, die ERSTE hatte weniger zu lachen.

S. sei ein "Choleriker". Ich kenne S. seit mehr als 30 Jahren. Er war schon renommierter Journalist, als der Schreiberling noch in den Windeln gelegen ist. S. bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Außer wenn man ihn schlecht behandelt. Und wie manche von uns am Buffet in der Stadthalle behandelt worden sind, da bin ich Zeuge! An S. wird im Bericht jedenfalls kein gutes Haar gelassen. Bei dem Geld, das S. mit VIG-Aktien bereits verloren hat, sollte ein Menü schon drinnen sein, finde hingegen ich. Das, was sich am Buffet abgespielt hat, war wirklich peinlich. Aber der Berichterstatter hat davon nichts gesehen, er hat nur den "Choleriker" gesehen, der sich beschwert hat. Aber nicht nur er. Danach ging es noch tiefer, nämlich zum "Gipfel": Ein "korpulenter" L. sprach ebenfalls die Vorkommnisse am Buffet an. Die Wortmeldung von L. wurde überhaupt ganz falsch übermittelt: Keine Rede von den Vorkommnissen, sondern "Fragte, ob Dicke auch etwas zu essen bekommen". Der Schreiber wollte nicht lustig sein, es kam ziemlich hasserfüllt rüber. L. gefällt es gar nicht, als "korpulent" und "Dicker" in der Zeitung zu stehen, er würde gerne mit dem Schreiber unter vier Augen darüber reden, wie man einander sieht. Am Ende droht der Schreiber noch damit, auf solche Hauptversammlungen nicht mehr zu gehen, wo solche Aktionäre hingehen. Ja, das wäre wünschenswert. Dann braucht keiner von uns mehr den Bauch einzuziehen, wenn solche Leute uns nicht mehr bei unseren Wortmeldungen begaffen.

Schwamm drüber, denkt man sich, da wird halt einer einmal zu tief ins Glas geschaut haben. Schon wird man mit dem nächsten Artikel konfrontiert: Ein "Scherzbold" habe sich mit 1 Stimme enthalten. A. ist beileibe kein Scherzbold, er ist interessierter Aktionär, der sich jedes Mal gut überlegt, ob er der Dividende zustimmt oder nicht. Er wollte nicht "nein" sagen, weil "nein" die Aktionäre sagen, denen die Dividende zu gering ist, ihm war sie offenbar zu hoch. Das ist meine Erklärung für sein Stimmverhalten. Der Schreiber war übrigens auch nur mit 1 Aktie anwesend und stimmte mit "JA", und niemand bezeichnet ihn deswegen als Scherzbold. Als "skurril" (Duden: "sonderbar, absonderlich anmutend, auf lächerliche oder befremdende Weise eigenwillig") wird meine Frage bezeichnet, wo ich nach der Art der Zusammenarbeit mit der Künstlerin am Stamag-Gelände gefragt habe. Ist es wirklich skurril, wenn man fragt, ob man dafür Miete bekommt oder ob das unter "Kunstförderung" läuft? Beides ist möglich, und beides wäre für mich verständlich, ich wollte nur eine kurze Antwort auf eine kurze Frage, nicht einmal irgendwelche Details. Hätte ich diese Frage nicht gestellt, hätte er über den letzten Fragesteller schreiben müssen, der wirklich viel gesagt und gefragt hat. Wo es um meine Wortmeldung geht, bin ich befangen, daher beende ich den Artikel, mit dem Aufruf an die Aktionäre: Was kümmert es Euch, was der schreibt? Wichtig ist, was ich schreibe. Ich würde nie jemanden aufgrund seines Aussehens oder seiner Fragen runtermachen. Und Ihr dürft Euch auch ohne Genierer mutig der Stimme enthalten! Das ist Euer Recht! Ich bin ja einer von Euch. Mittendrin und nicht nur Zuschauer.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 29.07.)



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    Korpulente und cholerische Aktionäre mit skurrilen Fragen (Günter Luntsch)


    29.07.2019, 9257 Zeichen

    Korpulente und cholerische Aktionäre mit skurrilen Fragen. In unserem Land vor langer Zeit war es nicht üblich, den Aktionären außerhalb der HV Fragen zu beantworten. Ich kann mich noch gut an Absagen wie "Fragen werden ausschließlich auf der Hauptversammlung beantwortet." erinnern, die Aktiengesellschaften wollten ihre Ruhe haben, Kapitalerhöhungen funktionierten auch, ohne dass man zuviel an Informationen preisgeben musste. Wirklichen Aktionismus kennt man in Österreich kaum, aber einigen unermüdlichen HV-Besuchern ist es gelungen, die Firmen dazu zu bringen, Fragen zumindest auf den Hauptversammlungen zu beantworten. Es war kein leichter Kampf, die fundamentalsten Aktionärsrechte durchzusetzen. Keine Frage, dass Journalisten auf Hauptversammlungen unerwünscht waren. So mancher Kollege stand vor verschlossener Tür, wenn die Anmeldung zur HV angeblich nicht beim Unternehmen eingetroffen war. Hinein konnte man nur, wenn man Aktionär war UND die Anmeldung rechtzeitig eingelangt war. Gastkarte: nicht möglich, erst recht nicht für Journalisten! Ein Kollege erfand damals den Begriff "Horch-Aktie". Das sollte bedeuten: 1 Aktie braucht man, um hineinzukommen. Nur diese 1 Aktie öffnet die Türen. Diese 1 Aktie macht den Unterschied, ob man hinein kommt oder nicht.

    Mir gefällt der Begriff "Horch-Aktie", wenngleich ich ihn nicht ganz korrekt finde. Denn diese 1 Aktie ist nicht nur die Eintrittskarte für die HV. Diese 1 Aktie bedeutet auch Verantwortung: man hat Rederecht, Fragerecht, Stimmrecht. Man ist Aktionär. Man könnte das Zünglein an der Waage sein. Ich weiß schon, 1-Stück-Aktionäre denken sich üblicherweise: "Was zählt die 1 Stimme schon? Wurscht, ich sage zu allem Ja, ich will ja nicht auffallen!" Genau diese 1 Jasager-Stimme kann - zusammen mit anderen kleinen Jasager-Paketen - den Ausschlag geben, dass ein Punkt antragsgemäß beschlossen wird und die Opposition mit ihren Wünschen nicht durchdringt. Es ist also nicht so, dass man mit dieser 1 Stimme das Abstimmungsergebnis nicht beeinflusst: Wer nicht "Nein" und nicht "Enthaltung" sagt, der wird automatisch als "Ja" gezählt. Wem diese "Subtraktionsmethode" eingefallen ist, der hat sich dabei etwas gedacht. Denn Ja-Sager gibt es viele. Sie sind nicht "teilnahmslos", sie sagen im Ergebnis wirklich "JA", auch wenn sie während der HV einnicken und nie aufzeigen.

    Wir haben mittlerweile bessere Zeiten, was Investor Relations betrifft. Als Journalist um eine Eintrittskarte betteln möchte ich dennoch nicht, denn gerade bei sensiblen Hauptversammlungen hat man wenig Interesse, dass die Medien dabei sind. Die "Horch-Aktie" bleibt also notwendig. Wir leben auch in besseren Zeiten, was die Informationen aus Hauptversammlungen betrifft: Manchmal wird die Präsentation im Internet übertragen, manchmal sogar alles. Es gibt Medien, die auf den HVs der großen Unternehmen anwesend sind, und selbst auf die kleinen HVs kommen 1 oder 2 Medienvertreter, die nach bestem Wissen berichten. Von "Mitbewerb" möchte ich da nicht sprechen, es ist im Sinne des Kapitalmarkts, dass alle Akteure gut informiert sind, nicht nur diejenigen, die besondere Kanäle zu den Unternehmen haben, jeder Informationsbringer ist wertvoll. Liest man einen guten Artikel eines Kollegen, steht man nicht an, das ihm auch zu kommunizieren: "Super hast das geschrieben!" Im Idealfall decken sich Berichte zweier Zeugen, nur in anderen Worten, und der Fokus liegt eventuell woanders. Wenn der eine mehr Wert auf Ausführliches zu einem Punkt, der andere zu einem anderen Punkt legt, dann können sich die Artikel auch gut ergänzen, und der Leser profitiert davon, zwei Artikel zur gleichen Veranstaltung zu lesen.

    Auch eine Meinung dürfen Journalisten haben. Jeder meiner Leser weiß, dass ich nicht nur Zuseher auf Hauptversammlungen bin, sondern auch Aktionär. Ich bin kein Unbeteiligter, mir liegt das Wohl meines Unternehmens am Herzen. Gleichwohl versuche ich, alle Akteure zu verstehen. Ich habe Verständnis für jeden, der nicht so abstimmt wie ich: als Journalist ist man hier unbefangen. Als Aktionär habe ich aber das Recht, wenn nicht sogar die moralische Pflicht, nach meinem besten Wissen und Gewissen abzustimmen. Meine Meinung deklariere ich dem Leser gegenüber, hoffentlich klar genug, er soll zwischen meiner Meinung und zwischen dem Bericht unterscheiden können. Ich möchte kein "Balkonmuppet" sein: nur motschkern, ohne zu versuchen, irgend etwas zu verändern. Ich weiß, dass die vorherrschende Meinung ist, Journalisten hätten zu schweigen, nur zu berichten. Aber: mit 1 Aktie bin ich zu Höherem bestimmt! Ich bin nicht nur teilnahmsloser Zuseher, ich bin Aktionär, ich bin mitten drin, und ich darf und soll mitreden!

    Und hier hat sich in letzter Zeit ein Problem herauskristallisiert: dass Aktionäre beschimpft werden, wenn sie sich zu Wort melden. Und das nicht erst in den letzten Tagen, sondern schon längere Zeit. Und das in einer einst renommierten Börsezeitung, die ich sehr schätze, und wo es mir weh tut, den Weg zum Boulevard mitansehen zu müssen, nur weil sich ein einzelner nicht im Griff hat, bei so vielen korrekten Kollegen, die wirklich ihr bestes tun. Das ist jetzt nicht alleine meine Meinung, mehrere Aktionäre sind bereits auf mich zugekommen: "Schau mal, was der für einen Schmarrn schreibt! Was sagst Du dazu?" Mir wäre das gar nicht aufgefallen, da ich die Artikel nicht gelesen hatte. Aber aufmerksame Leser sind schockiert. Ich habe die Zeitungsartikel jetzt nicht bei mir, ich schreibe aus der Erinnerung: "Tiefes Niveau" hätte St. eingeleitet, als er bei der VIG das Thema S-Immo-Verkauf angesprochen hat. Bitte, was? Man wird doch noch das Thema S-Immo-Verkauf bei der VIG ansprechen dürfen, das war kein Ruhmesblatt, und das wissen die VIG-Verantwortlichen nur zu genau. Wer, wenn nicht St., hätte das Thema denn angesprochen, im Interesse aller Aktionäre und auch der Journalisten, die darüber berichten möchten? Außerdem hat er die VIG eh mit Samthandschuhen angefasst, die ERSTE hatte weniger zu lachen.

    S. sei ein "Choleriker". Ich kenne S. seit mehr als 30 Jahren. Er war schon renommierter Journalist, als der Schreiberling noch in den Windeln gelegen ist. S. bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Außer wenn man ihn schlecht behandelt. Und wie manche von uns am Buffet in der Stadthalle behandelt worden sind, da bin ich Zeuge! An S. wird im Bericht jedenfalls kein gutes Haar gelassen. Bei dem Geld, das S. mit VIG-Aktien bereits verloren hat, sollte ein Menü schon drinnen sein, finde hingegen ich. Das, was sich am Buffet abgespielt hat, war wirklich peinlich. Aber der Berichterstatter hat davon nichts gesehen, er hat nur den "Choleriker" gesehen, der sich beschwert hat. Aber nicht nur er. Danach ging es noch tiefer, nämlich zum "Gipfel": Ein "korpulenter" L. sprach ebenfalls die Vorkommnisse am Buffet an. Die Wortmeldung von L. wurde überhaupt ganz falsch übermittelt: Keine Rede von den Vorkommnissen, sondern "Fragte, ob Dicke auch etwas zu essen bekommen". Der Schreiber wollte nicht lustig sein, es kam ziemlich hasserfüllt rüber. L. gefällt es gar nicht, als "korpulent" und "Dicker" in der Zeitung zu stehen, er würde gerne mit dem Schreiber unter vier Augen darüber reden, wie man einander sieht. Am Ende droht der Schreiber noch damit, auf solche Hauptversammlungen nicht mehr zu gehen, wo solche Aktionäre hingehen. Ja, das wäre wünschenswert. Dann braucht keiner von uns mehr den Bauch einzuziehen, wenn solche Leute uns nicht mehr bei unseren Wortmeldungen begaffen.

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