15.05.2019, 5473 Zeichen
OMV-HV GJ 2018 (1). Fünf Stunden Dauer für eine OMV-HV ohne besonderen Aktionismus finde ich einfach zu lang. Das beginnt schon bei den zwei Stunden Präsentation. Das komplizierte Vorstandsvergütungssystem mag vielleicht für Anwälte und Mathematiker hochspannend sein, unsereins erfährt die tatsächliche Höhe der Vorstandsvergütungen lieber, wenn sie wirklich angefallen sind. Es ändert ja eh nichts daran, dass wir kleinen Aktionäre darauf keinen Einfluss haben. Das Messe-Congress-Center war eher spärlich besetzt, und bei den Abstimmungen waren gar nur mehr 20 oder 25 Leute anwesend, Stimmrechtsvertreter harrten bis zum Ende aus, die Privataktionäre waren großteils schon weg, auch wenn sie vorher noch fleißig ihre Meinung kundgetan hatten. Bei den Abstimmungen waren wirklich nur mehr die härtesten Aktionäre anwesend. Ein Christian Almeder z.B. lässt sich nicht durch Schnitzelgeruch korrumpieren, der in den Saal weht, er harrt aus. Und geht dann hungrig heim. Denn als die HV aus war, war auch das Buffet schon abgebaut. Wer schnell war, konnte noch ein Glas Cola oder Orangensaft erwischen, dann war auch das weg.
Angenehm war, dass die Sicherheitskontrolle erst nach dem Buffet platziert war. So konnte sich der eine oder andere Aktionär das Passieren dieser Schleuse ersparen, wenn die HV ihn weniger interessierte als Kaffee, Schnitzel und Informationsaustausch bei Tisch. Apropos Tischgespräche, im Grunde genommen geht es auf OMV-Hauptversammlungen sehr politisch zu. Ich versuche, die Meinungen der Aktionäre zusammenzufassen: Praktisch jeder Aktionär, der sich in die Gespräche einbrachte, sah Russland als einen "verlässlichen Lieferanten", bei den USA (LNG) hatte man Zweifel. Alle sahen Russland als europanäher als die USA. Was die Sanktionen betrifft, so sprach sich eine überwältigende Mehrheit für deren Aufhebung aus. Meine persönliche Meinung: Man sollte nicht darüber hinweg sehen, was auf der Krim und in der Ostukraine passiert ist und passiert, dort kommt das Recht des Stärkeren zur Geltung. Lösung für diese Probleme habe auch ich keine, auf jeden Fall sollten diese Konflikte aber friedlich gelöst werden, Russen und Ukrainer sind ja praktisch Brüder, die müssen das doch friedlich hinkriegen wollen und auch friedlich hinkriegen können. Der Meinung "verlässlicher Lieferant" schließe ich mich an, soweit es Österreich betrifft.
OMV-Hauptversammlungen sind immer auch Werbung. Weltverbesserer (das meine ich natürlich positiv) promoten ihre Organisation und ihre Ziele. Heuer war es eine mir bis dato unbekannte Organisation, die aber offenbar viel Furcht einflößte, es wurlte vor lauter Polizisten. Die Angst war unbegründet, die Aktivisten waren eh recht nett und schwärmten von einer besseren Welt ohne fossile Energie. Der Redner dieser Organisation meldete sich fast schüchtern zu Wort. Wir hörten zu, und in wenigen Minuten hatte er sein Anliegen kundgetan, niemand hatte Probleme damit. Auf früheren OMV-Hauptversammlungen war das ganz anders, der damalige AR-Vorsitzende Wieltsch wollte Weltverbesserer nicht zu Wort kommen lassen, es schaukelte sich regelmäßig auf. Dieses Mal aber (so wie auch im Vorjahr) begegnete man einander respektvoll und gesittet, man hörte einander zu und ging mit einer guten Meinung vom jeweils anderen nach Hause. Weiters hörten wir (nicht aufdringliche) Werbung von/für Own Austria, Erste Asset Management GmbH und Tyrolit Schleifmittelwerke. Das war das erste Mal überhaupt, wo sich erstere beide auf Hauptversammlungen zu Wort meldeten, ich hörte sie nie zuvor. Also: Es ist Zeit, sich bemerkbar zu machen, und das ist gut so! So klein sind beide ja nicht, sie haben ein Recht, mitzureden, ihre Anleger sehen das wohl genauso. Über die Tyrolit Schleifmittelwerke erzählte uns ein AR-Kandidat bei seiner Vorstellungsrede. Vielleicht nimmt ja der eine oder andere stille Aktionär diese Anregung auf und meldet sich auf Hauptversammlungen demnächst mit guten Fragen zu Wort, die Wortmeldung wird wahrgenommen und kann somit auch gute Werbung für den Fragesteller sein. Auf der OMV-HV waren die meisten Fragen besser als die Antworten, viele Antworten waren zu dürftig bzw. eigentlich gar keine Antworten. Das soll kein Tadel sein, nur eine Feststellung. Immerhin gab es doch einige sehr konkrete Fragen, auf die ich die Antwort vermissen musste.
Ich hoffe, ich kann die überlange Präsentation auf das Allerwichtigste komprimieren: Stimmrechtsvertreter sollen angeregt haben, die Vorstandsvergütungen zu überarbeiten, und die neue komplizierte, aber vielleicht auch faire Berechnung soll diese Wünsche erfüllen. Rainer Seele pries den Titel des Geschäftsberichts: "7 Gründe, warum wir uns auf morgen freuen! Wir haben diesen Titel mit Bedacht gewählt. Der Geschäftsbericht zeigt aber auch, dass wir viele Gründe haben, uns über gestern zu freuen. Das Jahr 2018 war ein Rekordjahr in mehrfacher Hinsicht. Operatives Ergebnis vor Sondereffekten von 3,6 Mrd. Euro. Trotz Ausschüttung einer Rekorddividende für 2017 ist unser Freier Cashflow deutlich positiv. Upstream Rekordförderung." Trotz des planmäßigen Stillstands in Rumänien liege die Raffinerieauslastung bei sensationellen 92%, man sei praktisch mit Vollauslastung gefahren. Mit 1,75 Euro pro Aktie würde eine neue Rekorddividende vorgeschlagen. Das sei "Zeichen unserer Wertschätzung für Ihr Vertrauen in Ihre OMV".
OMV ( Akt. Indikation: 43,61 /43,84, -1,34%)
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 15.05.)
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