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08.05.2019, 4242 Zeichen

Es geht wieder los …Börsen billigt man ja schon immer ein gewisses Maß an „Psychologie-Verständnis“ zu. Kaum eine Branche ist dermaßen voll gespickt mit klugen Sprüchen und Ableitungen aus den verschiedensten Facetten unseres Lebens. Angst und Gier als ständige Begleiter fordern naturgemäß diese Verarbeitung und Antizipation von Lebensparallelen heraus. In unseren Märkten geht es ja wirklich manchmal zu wie wenn Leben und Tod vom Gelingen der einen oder anderen Investition abhängen würden. Die Schreiereien an den wenigen verbliebenen Rufbörsen geben Bild von diesen Emotionen. Heute schreit man nur mehr, wenn überhaupt, den Bildschirm an. Die Emotion ist aber gleich geblieben, der „Kampf“ um die emotionsbalancierte Positionierung im Markt täglich wiederkehrendes Brot.

Das, was die aktuellen Märkte in ihrer emotionalen und auch psychologischen Komplexität aber zum Extrem macht, ist die Politik. In kaum einer Phase der letzten 100 Jahre sind politische Effekte dermaßen rasch und auch komplex in die Märkte gedrungen wie aktuell. Die Informationsdichte und die Geschwindigkeit der Transaktionsumsetzung spielen hier natürlich eine gewaltige Rolle. Aber das ist normal für uns geworden. In Zeiten von Algorithmen im Nanosekunden-Optimierungsprozess kann man sich nicht mehr mit Zeitungslesen oder einfachem Einmal-Nachdenken befassen (scherzhaft gemeint natürlich), sondern hat rasch zu antizipieren und wenn möglich rasch zu reagieren. Die Politik ist aber aus ihrer Rolle des langsamen und, egal welche Grundeinstellung dem jeweiligen Politsystem unterliegt, berechenbaren Teilnehmers an den Kapitalmärkten gefallen. Heute wird von der Politik nur mehr Störung und Werteentzug erwartet. Die Logik von wirtschaftlichen Prozessen, von Investitionseffekten und demografisch-volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird komplett ignoriert, ja geradezu provokant verkehrt. Die beiden Staaten mit dem höchsten historisch etablierten Kapitalmarktbewusstsein am Globus, die USA und Großbritannien, sind in ihren politischen Aktivitäten inzwischen nicht mehr einzuschätzen. Eine britische Regierung, die nur mehr von einer Wahlschlappe in die nächste taumelt und als engsten Verbündeten der Inkompetenz das heimische Parlament auf seiner Seite weiß. Ein US-Präsident, der sich nicht zu schade ist auf mittlerweile vier Fronten „gleichzeitig „Krieg“ zu führen: Handelszölle gegen die halbe Welt, einen Wirtschaftskrieg gegen Mexico, einen Entmündigungsfeldzug gegen die FED und einen gegen das mittlerweile stetig ausufernde Budget. Wobei man ja darüber schon froh sein muss, dass Nordkorea und Ölpreis als diesbezügliches Potential gerade wieder in den Hintergrund rücken. Die Strategie, die wir unseren Kindern bei der Bewältigung von Hausaufgaben seit Jahrzehnten ans Herz legen, „Eines nach dem Anderen“ zu machen, geht hier komplett andere Wege. Chaos ist bevorzugtes Instrument. Wer dagegen der Logik folgt, wird hochkant arbitriert. Und die begleitende Rhetorik passt sich nahezu immer dem untersten Drittel der äquivalenten Wählerschicht an. Umstände, die ein schleichendes Gift für unser Kapitalmarktverständnis darstellen. Der Effekt: es wird wieder kurzfristiger an den Märkten agiert bzw. reagiert.

Die Rahmenbedingungen an den Märkten sehen dabei gar nicht mal so übel aus. Die Wirtschaft und deren Unternehmen hatten sich die letzten Monate langsam und auch bewusst von der Politik entfernt. Kommentare von Aufsichtsräten oder Vorständen zu politischen Themen kommen fast gar nicht mehr vor. Die Bühne wird inzwischen nahezu kampflos jedweder Polemik überlassen. Ob der Ruf nach Verstaatlichung von öffentlichkeitssüchtigen halbgebildeten Teenagerpolitikern, ob die üblichen Grenzzaunfetischisten mit ihren Schulterklopf-Orgien, oder die Möchtegernvolkswirtschaftsnobelpreisträger mit ihren Doom-Day-Avisos, allen ist gemein, fast unkommentiert von wissenden Dritten zu bleiben. Ein Eldorado für Kabarettist(inn)en, denn die tun es noch (danke danke danke).

Wenn also demnächst von einem Komiker ihres Vertrauens eine Investitionsempfehlung kommt, dann hören Sie zumindest aufmerksam zu. Die analysieren derzeit auf angeglichenem Niveau …

(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 08.05.)



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1. Wolfgang Matejka (CIO Wiener Privatbank und Fondsmanager bzw. Geschäftsführer Matejka & Partner Asset Management) - (Fotocredit: Martina Draper)   >> Öffnen auf photaq.com

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    Das, was die aktuellen Märkte in ihrer emotionalen und auch psychologischen Komplexität aber zum Extrem macht, ist die Politik. In kaum einer Phase der letzten 100 Jahre sind politische Effekte dermaßen rasch und auch komplex in die Märkte gedrungen wie aktuell. Die Informationsdichte und die Geschwindigkeit der Transaktionsumsetzung spielen hier natürlich eine gewaltige Rolle. Aber das ist normal für uns geworden. In Zeiten von Algorithmen im Nanosekunden-Optimierungsprozess kann man sich nicht mehr mit Zeitungslesen oder einfachem Einmal-Nachdenken befassen (scherzhaft gemeint natürlich), sondern hat rasch zu antizipieren und wenn möglich rasch zu reagieren. Die Politik ist aber aus ihrer Rolle des langsamen und, egal welche Grundeinstellung dem jeweiligen Politsystem unterliegt, berechenbaren Teilnehmers an den Kapitalmärkten gefallen. Heute wird von der Politik nur mehr Störung und Werteentzug erwartet. Die Logik von wirtschaftlichen Prozessen, von Investitionseffekten und demografisch-volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird komplett ignoriert, ja geradezu provokant verkehrt. Die beiden Staaten mit dem höchsten historisch etablierten Kapitalmarktbewusstsein am Globus, die USA und Großbritannien, sind in ihren politischen Aktivitäten inzwischen nicht mehr einzuschätzen. Eine britische Regierung, die nur mehr von einer Wahlschlappe in die nächste taumelt und als engsten Verbündeten der Inkompetenz das heimische Parlament auf seiner Seite weiß. Ein US-Präsident, der sich nicht zu schade ist auf mittlerweile vier Fronten „gleichzeitig „Krieg“ zu führen: Handelszölle gegen die halbe Welt, einen Wirtschaftskrieg gegen Mexico, einen Entmündigungsfeldzug gegen die FED und einen gegen das mittlerweile stetig ausufernde Budget. Wobei man ja darüber schon froh sein muss, dass Nordkorea und Ölpreis als diesbezügliches Potential gerade wieder in den Hintergrund rücken. Die Strategie, die wir unseren Kindern bei der Bewältigung von Hausaufgaben seit Jahrzehnten ans Herz legen, „Eines nach dem Anderen“ zu machen, geht hier komplett andere Wege. Chaos ist bevorzugtes Instrument. Wer dagegen der Logik folgt, wird hochkant arbitriert. Und die begleitende Rhetorik passt sich nahezu immer dem untersten Drittel der äquivalenten Wählerschicht an. Umstände, die ein schleichendes Gift für unser Kapitalmarktverständnis darstellen. Der Effekt: es wird wieder kurzfristiger an den Märkten agiert bzw. reagiert.

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