12.12.2018, 5789 Zeichen
Der Goldpreis stieg zu Wochenbeginn auf ein Fünf-Monatshoch. Analysten zufolge bekommt das Edelmetall gleich von mehreren Seiten Unterstützung.
Rohöl: Öl unter Druck
Die Ölpreisnotierungen zeigten sich in den vergangenen Wochen unter Druck. Als Belastungsfaktoren erwiesen sich vor allem die weiter steigenden Öllagerbestände in den USA, die auf eine rückläufige Nachfrage auf dem wichtigen US-Markt hindeuten. Zugleich erzielte die US-Ölproduktion in der vergangenen Woche mit täglich knapp 11,3 Mio. Barrel erneut einen neuen Bestwert. Zudem hatte sich die OPEC zuletzt verhalten optimistisch zur weiteren Entwicklung der globalen Ölnachfrage vor allem in den Schwellenländern geäußert und die entsprechende Prognose für das kommende Jahr nach unten revidiert.
Am vergangenen Freitag hatte noch die Ankündigung von Förderkürzungen durch wichtige Ölstaaten eine Kurserholung ermöglicht. Die in der "OPEC+" zusammengefassten Förderstaaten des Ölkartells und weiterer Förderländer wie Russland hatten sich zuvor auf eine Kürzung der Fördermenge um 1,2 Mio. Barrel pro Tag verständigt. Die OPEC steuert dazu 800.000 Barrel pro Tag bei, die Nicht-OPEC-Länder 400.000 Barrel pro Tag. Die Kürzungen gelten ab Januar für zunächst sechs Monate.
Die erneute Förderkürzung war nötig geworden, weil der Ölpreis seit Oktober um fast 30 Prozent eingebrochen ist. So kostete ein Barrel Brent zeitweise weniger als 60 US-Dollar - im Vergleich zu gut 86 Dollar Anfang Oktober. Am Freitagnachmittag stieg der Brent-Preis nach dem Bekanntwerden des Beschlusses auf 63,04 US-Dollar - 2,98 Dollar mehr als am Donnerstag. Die Förderdrosselung der "OPEC+" dürfte in Washington auf Kritik stoßen. US-Präsident Donald Trump hatte das Ölkartell zuletzt immer wieder aufgefordert, für einen niedrigen Ölpreis zu sorgen. „Die Welt will keine höheren Ölpreise sehen und braucht sie auch nicht!“, twitterte Trump vergangene Woche.
Zum Wochenbeginn entwickelte sich der Ölpreis trotz der angekündigten Förderreduzierung allerdings wieder schwächer. Marktbeobachtern zufolge rückte der Handelskonflikt zwischen den USA und China in den Fokus, nachdem China schwache Außenhandelsdaten veröffentlicht hatte, was Konjunktursorgen nährte. Außerdem bleibt nach Einschätzung von Analysten das Überangebot auf dem Ölmarkt zunächst vorhanden. „Ich denke, man sollte sich eher fragen, warum der Preis trotz des schwachen Beschlusses nicht noch stärker fällt“, sagte Commerzbank -Ölanalyst Eugen Weinberg und schob die Begründung gleich hinterher: Zum einen gebe es Ausnahmen aus den Förderkürzungen, etwa für Iran, Libyen und Venezuela. Zum anderen wolle die OPEC die Produktion lediglich um 800.000 Barrel je Tag kürzen. „Das würde keinesfalls ausreichen, wären da nicht die Nicht-OPEC-Länder wie Russland, die ihre Produktion freiwillig reduzieren wollen“, sagte Weinberg. Das dürfte zwar für das Gesamtjahr 2019 ausreichen, im ersten Quartal dürfte jedoch ein Überangebot herrschen.
Der Goldpreis stieg zu Wochenbeginn auf ein Fünf-Monatshoch bei gut 1.250 US-Dollar je Feinunze. Aus Sicht der Analysten der Commerzbank bekommt das Edelmetall von mehreren Seiten Unterstützung: Die Aktienmärkte stünden zu Beginn der neuen Handelswoche weiter unter Druck. Und der Rückgang der Anleiherenditen setze sich fort. Zudem fielen die Fed-Zinserwartungen deutlich.
Eine Fed-Zinserhöhung bei der Sitzung nächste Woche ist in den Fed Fund Futures nur noch zu gut 70 Prozent eingepreist, eine weitere bis Ende 2019 ebenfalls nur noch zu 70 Prozent. „Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten haben den Zinserwartungen am Freitag einen weiteren Schlag versetzt, erklärte Experte Eugen Weinberg. Sowohl der berichtete Stellenaufbau als auch das Lohnwachstum blieben hinter den Erwartungen zurück.
Gold entwickelte sich zuletzt auch besser als die anderen Edelmetalle. Das Gold/Silber-Verhältnis lag zu Wochenbeginn wieder bei 86. Gold kostete auch wieder mehr als Palladium. Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist zuversichtlich, dass der Goldpreis im kommenden Jahr die Marke von 1.350 US-Dollar je Feinunze erreichen wird. Wenn sich das US-Wachstum im kommenden Jahr wie erwartet verlangsame, dann dürfte Gold von einer höheren Nachfrage profitieren", sagte Rohstoffanalyst Jeffrey Currie zu Bloomberg. Auch die Signale der Fed, die Zinsen künftig langsamer anzuheben, spreche für eine steigende Nachfrage und damit für höhere Goldpreise.
Platin und Palladium entwickelten sich im November gegensätzlich. Platin verlor rund sieben Prozent und beendete den Monat bei 800 US-Dollar pro Feinunze. Palladium erreichte hingegen 1.185 US-Dollar/Unze, was nur minimal unter einem erneuten Allzeithoch liegt, wie Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH, im aktuellen „Edelmetall- und Rohstoff-Report“ schreibt. Auf Monatssicht entspreche das eine Plus von 8,1 Prozent. „Das Palladiumhoch wird vor allem durch die Nachfrage nach Benzinautos im Zuge der Dieselkrise getrieben. Der aktuell niedrige Ölpreis deutet allerdings auf eine schwächelnde Weltkonjunktur hin. Damit geht weniger Konsum einher, was folglich auch die Palladium-Nachfrage dämpfen dürfte. Insofern ist bei aller Euphorie zumindest mittelfristig Vorsicht geboten“, sagt Siegel.
Der Palladiummarkt ist nach Einschätzung der Commerzbank derzeit stark verzerrt. Denn der Kassa-Preis liege deutlich über dem Preis für den nächstfälligen Futures-Kontrakt (Dezember). Zudem sei zuletzt der Satz für kurzfristige Leihegeschäfte auf 25 bis 30 Prozent nach oben gesprungen. Dies sei ebenso wie die fallende Terminkurve ein Indiz für einen knappen Markt. Dennoch ist der Palladiumpreis aus Sicht der Experten zu hoch. Inzwischen gebe es beträchtliches Korrekturpotenzial, hieß es in einer aktuellen Analyse.
Im Original hier erschienen: Gold: Experten bleiben optimistisch
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