04.12.2018, 3889 Zeichen
Anleger trieben den Preis in Erwartung der Iran-Sanktionen nach oben. Fehlen plötzlich die Exporte aus dem Land, wird das Angebot knapp, so die Annahme. Die Folge muss ein höherer Preis sein. Ein Trugschluss!
Dem Ölpreis wurde zuletzt der Boden unter den Füßen weggezogen. Anleger trieben den Preis in Erwartung der Iran-Sanktionen monatelang nach oben. Viele Analysten gingen davon aus, dass Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind. Fehlen dann plötzlich die Exporte aus dem OPEC-Mitgliedsland, wird das Angebot knapp, so die Annahme. Die Folge muss ein höherer Preis sein. Ein Trugschluss!
Zunächst wurden für den Iran mehrere Sondergenehmigungen erlassen. Der Welt fehlen daher im Endeffekt nicht die befürchteten zwei Mio. Barrel Öl pro Tag, sondern lediglich 0,5 Mio. Zum anderen wurde die Förderkapazität der OPEC und die Produktionsausweitung der USA unterschätzt. Der Ölmarkt leidet nach wie vor unter einem Überangebot. Selbst wenn die Sanktionen verschärft würden, wird Öl nicht knapp.
Die Erkenntnis hat im November zum freien Fall des Ölpreises geführt. Inzwischen ist die Notiz aber so niedrig, dass eine Stabilisierung wahrscheinlich ist. Ob der Preis nachhaltig steigen kann, hängt vor allem von der OPEC ab. Sie hat die Schleusen zuletzt geöffnet. Wird die Fördermengenbegrenzung wieder strikt eingehalten, kann der Ölpreis auch wieder steigen.
Inzwischen hat die Überproduktion dazu geführt, dass sich die Öl-Lager wieder deutlich gefüllt haben. Der Lagerbestand muss erst abgebaut werden, bevor der Preis wieder zu den Hochs von diesem Jahr aufschließen kann. Aus diesem Grund ist auch eher von einer Stabilisierung mit leichtem Aufwärtspotenzial auszugehen und nicht von einer großen Rally bei den Ölpreisen. Der weitere Verlauf bleibt abzuwarten.
Gold: Unterstützung von unerwarteter Seite
Der Goldpreis wurde zu Wochenbeginn vom fallenden Dollar gestützt. Trotz der nachlassenden Risikoaversion der Anleger konnte das gelbe Edelmetall deutlich Boden gutmachen und in Richtung 1.240 US-Dollar/Unze marschieren. Nach dem deutlichen Wertzuwachs von fünf Prozent im Oktober erwies sich der November für den Goldpreis wieder als ernüchternd. Unterm Strich steht ein Monatsminus von knapp einem Prozent zu Buche. Der Dezemberbeginn aber macht Hoffnung.
Unterstützung für die Notierung des Edelmetalls könnte jetzt von unerwarteter Seite kommen: von der US-Geldpolitik. Zwar dürfte an der neunten Zinserhöhung der US-Notenbank in der laufenden Straffungsphase in diesem Monat kein Weg vorbeiführen, im kommenden Jahr könnte sich das Zinserhöhungstempo aber merklich verlangsamen. Minneapolis Fed-Präsident Neel Kashkari hatte sich jüngst für eine „Pause bei den Zinserhöhungen“ ausgesprochen und betont, dass „drastische Zinsanhebungen eine Rezession auslösen könnten“. „Taubenhafte Töne" waren auch von Fed-Chef Jerome Powell zu vernehmen.
Nach elf Monaten weist Gold aktuell einen Jahresverlust in Höhe von sechs Prozent auf und profitierte somit auch nicht von der jüngsten Börsenschwäche. Vielmehr war die negative Korrelation zum Dollar stärker ausgeprägt. Der Greenback schlüpfte förmlich in die Gold-Rolle und übte 2018 eine signifikante Anziehungskraft als ‚sicherer Hafen‘ aus.
Doch man sollte in dieser Hinsicht der US-Währung nicht vollends vertrauen. „Es ist gut möglich, dass die ersten Goldanleger etwas erahnen, was in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehen könnte: eine Rezession“, sagt Stephan Albrech, Chef der Vermögensverwaltung Albrech & Cie. Der Goldpreis steige in der Regel dann, wenn der Realzins sinke oder negativ werde. „In einer Rezession sind sinkende Zinsen wahrscheinlicher, weil Notenbanken dann mit Leitzinssenkungen die Wirtschaft ankurbeln wollen“, so der Experte. Ziehe in der Folge die Inflation an, verschaffe das dem Edelmetall zusätzlich Rückenwind.
Im Original hier erschienen: Rohöl: Eher eine Stabilisierung, keine Preisrally zu erwarten
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