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21.11.2018, 10684 Zeichen

Wie am Kaffeegeschäft beteiligen? Früher war Kaffee selten, teuer und daher ein begehrtes Mitbringsel. Zigurikaffee und Malzkaffee waren leistbarer, auch wir Kinder durften das trinken, da koffeinfrei, mein Einstieg in die Kaffeewelt geschah über Linde-Malzkaffee (eigentlich faszinierten mich vor allem die Plastikfiguren, die im Malzkaffee versteckt waren) und den NÖM-Malzkaffee in der Schule (2,50 Schilling für 250 ml). Wenn echter Kaffee in Aktion war, stürmten Horden von Kunden die Geschäfte, denn Kaffee konnte man leicht einlagern, sogar das Ablaufdatum sagt nichts, gut verpackt hält Kaffee praktisch ewig.

Die Kaffeeautomatenabteilungen in den Elektrogeschäften wurden immer größer, Staubsauger und Waschmaschinen wurden an die Wand gedrängt. Kaffee wurde zum täglichen Nahrungsmittel, das sich sowohl die sparsamen als auch die luxusinteressierten Menschen leisten. Der Kilo (trinkbarer) Kaffee kann schon mal auf 5,50 Euro runter kommen, inkl. MWSt im Einzelhandel, nach oben hin sind die Preisgestaltungsmöglichkeiten sehr groß. Dem Konsumenten sind hohe Preise durchaus zumutbar, denn seit dem Kaffeekapselboom vergleicht er den Kilopreis, und es ist nicht allzu schwer, den Kilopreis von Kaffeekapseln zu unterbieten. Man kann also durchaus sehr guten Kaffee kaufen, der immer noch billiger ist als der Kaffee aus den billigsten Kaffeekapseln. Was wir für Kaffee in Kapseln ausgeben, da könnten wir genauso gut ins teure Innenstadtteehaus gehen, bester Tee kostet auch nicht mehr. Ja, die ewige Konkurrenz, Kaffee gegen Tee: Es schaut so aus, als ob sich die Europäer langsam wieder etwas mehr Tee gönnen, aber kein Vergleich zum Zuwachs bei Kaffee. Umgekehrt kommen die Asiaten langsam auf den Kaffeegeschmack. Weil Kaffee wie Tee als Luxusgut gilt, aber Kaffee auch westlichen Lebensstil ausdrückt. Was die Japaner für Kaffee aus Katzenbederln zu zahlen bereit sind, davon sind wir mit gutem Arabica-Kaffee eh noch meilenweit entfernt. Der Kaffeekonsum wird also weltweit wachsen, vor allem in Ostasien. Dort, wo auch relativ viel Kaufkraft wartet. Aber Starbucks dürfte vor allen Europäern den Markt dort bearbeiten, McDonalds mit seiner Nebenbei-Kaffeeausschank ebenso.

Da ich wirtschaftlich denke, interessieren mich vor allem die Kaffeevollautomaten. Die Direktinvestition in WMF ist leider nicht mehr möglich. WMF ist nicht nur bei Kochtöpfen und Besteck ein Begriff, auch im Kaffeemaschinengeschäft sind sie sehr stark, wahrscheinlich Marktführer. Nicht nur Hotels, auch Ikea leistet sich eine WMF-Maschine. Andrerseits denke ich mir: einen vierstelligen Eurobetrag investieren, nur um Wasser heiß für den Kaffee zu machen? Das kann der Wasserkocher um 6,90 billiger. Er braucht auch weniger Platz, und die Wartung ist wohl einfacher. Aber so eine Maschine macht schon was her. Wer so etwas Nobles zuhause stehen hat, zu dem schaut man auf. Mit der preisgünstigeren Kaffeemaschinenmarke KRUPS und den Marken Hepp, Moulinex, Tefal, Rowenta notiert die nunmehrige Mutter (Weißenbacher ist längst wieder draußen) S.E.B. (FR0000121709) an der Euronext-Paris, ist aber auch an deutschen Börsen zu haben, mit weniger Umsatz. Geiler Absturzchart, Zartbesaitete sollten von einem Reinklicken Abstand nehmen. Außer einer, den kenne ich, er kauft sich sogar Steinhoff-Aktien, auf fallende Kurse steht er total.

Saeco und Gaggia gehören zu Philips (NL0000009538), die Gesundheitsbedarf und Haushaltgeräte herstellen, sehr viele andere Unternehmensteile wurden bereits verkauft. Der Langfristchart zeigt leicht holprigen und mühsamen Anstieg, zuletzt ist die Aktie wieder ordentlich eingebrochen. Delonghi (IT0003115950) ist auch sehr stark im Kaffeemaschinengeschäft, sie haben Kenwood übernommen, und offenbar einen Teil der Braun Haushaltsgeräte in Deutschland. Nur der 10Jahres-Chart ist schön, alles andere ist Zickzack. BWT ist von der Börse weg, sie haben auf ein Nischengeschäft mit Magnesium-Wasserfiltern gehofft, zu diesem Zweck haben sie sogar die Barista-Meisterschaft gesponsert. Aber ich als Laie spüre im Kaffee keinen Unterschied, ob nun das Natriumsalz durch Magnesiumsalz ersetzt wird oder nicht. Es hätte andere Gründe gegeben, an BWT beteiligt zu bleiben, Weißenbacher ist ein witziger Mann, auf der Firmenseite ist von der „Corporate Success Story“ der BWT zu lesen. Schade, dass den anderen BWT-Aktionären der Erfolg verweigert blieb. Aber vielleicht hat das die neue Werbeagentur geschrieben, sie sollten natürlich was leisten, wenn BWT schon Werbegelder in astronomischer Höhe verteilt.

Und dann gibt es die Kapselmaschinen. Und hier vor allem die Erzeuger der Kapseln. Der Kampf um den Kapselkunden ist brutal, die Kapselhersteller werden immer mehr, und da hierzulande gefühlte 90% aller Kapselmaschinen Nespresso-Maschinen sind, versuchen immer mehr Kaffeeröster, entweder offiziell ins Sortiment der „Nespressokompatiblen“ aufgenommen zu werden oder zumindest ohne den Segen von Nespresso nespressokompatible Kapseln anzubieten. Das ist insoweit eine interessante Entwicklung, als Nespresso stilsicher auf Aluminiumkapseln gesetzt hat, und plötzlich gibt es für Nespressomaschinen auch Plastikkapseln und sogar biologisch abbaubare Kapseln, Google hilft bei der Suche, es ist erstaunlich, wie viel direkte Konkurrenz es bereits gibt, die auch in Nespressomaschinen passt. Themaverfehlungen wie Kapseltee und Kapselschokolade sind auch darunter. Also wer Tee oder Schokolade in eine Kapselmaschine steckt, den verstehe ich einfach nicht. Wenn schon kein loser Tee, dann zumindest im Beutel. Und Schokolade soll durch keine Maschine laufen, da verpickt sich alles, die Reinigung kostet viel Zeit, Kraft und Geld, also Schokolade sollte man lieber als Tafel essen, und wenn schon heiß, dann in einem simplen Topf erhitzt.

Am Samstag konnte ich den Kaffee aus nespressokompatiblen Jacobs-Kapseln (Handelsname „D´or“) testen. Jacobs ist genauso ein renommierter Kaffeehersteller wie Nestlé, darum sind Kapseln von Jacobs auch nicht billiger als die von Nespresso. Wenn man sich schon eine Nespresso-Maschine kauft und Nespresso-Kapseln umgehen will, denke ich, dass die Kapseln vom Lidl die bessere Wahl sind, die kosten jetzt zur Einführung knapp mehr als die Hälfte der Nespresso-Kapseln. Jacobs will dem Kunden das Gefühl geben, aus Jacobs-Kapseln die gleiche Qualität wie aus Nespresso-Kapseln zu bekommen, das Verkostungspersonal trägt mit der Uniform von Nespresso-Verkostungspersonal fast identes stilvolles Outfit. Viel komplizierter noch als das Nespresso-System ist die Dolce-Gusto-Schiene, ebenfalls von Nestlé. Sie wendet sich vor allem mit eigenen Milchkapseln (Wahnsinn, gell? Milch in Kapseln teuer zu verkaufen) an den Normalverbraucher, der sich den Weg zum Kühlschrank, zur echten Milch, ersparen will. Daneben gibt es von Nescafé noch Pads, die Maschinen dafür sind auch recht beliebt. Zurück zu Jacobs: Da die Kapseln als wenig umweltfreundlich gelten, versuchen sie, sich ein kleines grünes Mäntelchen umzuhängen, Nespresso wirbt mit der vollständigen Wiederverwertung sowohl von Kaffeesatz als auch von Alukapsel, und auch das Jacobs-System wirbt damit, dass man die Plastikkapsel inklusive Kaffeesatz bei allen DPD-Annahmestellen zurückgeben kann, somit kommen die Kapseln samt Inhalt ins Recyclingsystem, der Kaffeesatz wird zu Blumenerde. DPD ist eine Tochter der französischen Post. Ich denke, der Rücklauf wird nicht gerade groß sein. So groß ist die Liebe zur Umwelt bei den Kapselverwendern dann doch nicht, dass sie den weiten Weg zur DPD-Annahmestelle auf sich nehmen würden, wenn sie gleichzeitig den Großteil ihres Plastikmülls über den Restmüll entsorgen. Jacobs hat mit Tassimo auch ein eigenes „Disc“-System, das natürlich bei weitem nicht so marktdurchdringend wie das Nespressosystem ist. Ebenfalls mit eigenen (teuren) Milch-Discs. Die SENSEO-Pads gehören auch zu Jacobs, sie funktionieren bei mir aber nicht so richtig, da kommt nur braunes Wasser heraus. Nestlé (CH0038863350) ist ein Gigant am Nahrungsmittelsektor, sie verkaufen bekanntlich nicht nur Kaffee. Der langfristige Chart ist sehr schön, zuletzt ist die Aktie wieder eingebrochen. Zum Vergleich: Der andere Lebensmittelgigant Unilever hat praktisch kein Kaffeegeschäft, bei Tee nur Lipton und Lipton Eistee. Jacobs gehört zu 51% der französischen JAB Holding, der auch der Kaffee- und Kaffekapselmaschinenhersteller Keurig Green Mountain (DAS war eine Börsestory! Ich hoffe, es war jemand von Euch dabei.) gehört, weiters 38,1% an Coty (Wella, Max Factor) und 6% an Reckitt Benckiser (Calgon, Airwick, Durex, Scholl), die JBA Holding ist leider nicht börsenotiert. 49 % an Jacobs gehören Mondelez (US6092071058), ihre Aktien kann man erwerben. Man ist dann auch an klingenden Marken wie Suchard, Milka, Toblerone, Mirabell, Daim, Nussini beteiligt, neben anderen Nahrungsmitteln. Der Chart ist wenig aufregend.

Starbucks (US8552441094) weist einen schönen Langfristchart auf, die letzten 3 Jahre haben sie sich eingebremst, vor kurzem ist es wieder stärker nach oben gegangen. 15.000 Kaffeehäuser, 277.000 Mitarbeiter, das ist eine stattliche Anzahl. Die Filiale bei der Oper war mit kolportierter Monatsmiete von 25.000 Euro angeblich zu teuer, sie wurde geschlossen. Im Mai 2018 soll Nestlé für sagenhafte 7,15 Mrd. Dollar die weltweiten Vermarktungsrechte für Starbucks-Kaffee übernommen haben. Was das für die Zahlen beider Unternehmen bedeutet, kann ich noch nicht abschätzen. Die Franchise-Kette schlechthin, McDonalds (US5801351017, Kaffee ist nicht das Hauptprodukt), hat auch einen schönen Langfristchart. Es heißt, McDonalds sehe sich als Immobilienkonzern, die Franchisenehmer müssen hohe Mieten zahlen ( inklusive Betriebsausstattung), die sich hoffentlich rechnen. Mir gefällt das österreichische Pendant zu Starbucks, cafe+co, leider wurde die Mutter Leipnik Lundenburger von der Börse genommen, ich wurde billig abgespeist. Für Do&Co ist Kaffee nur ein (wohl unterschätztes) Nebengeschäft. Viele andere interessante Kaffeeerzeuger sind nicht börsenotiert. Ich wollte nur einen Überblick geben, wie man sich am Kaffeegeschäft beteiligen kann, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sollte eine für Sie interessante Aktie darunter sein, rate ich auf jeden Fall, sich die letzten Meldungen, also die aktuelle Situation anzuschauen. Ob die erwähnten Gesellschaften gegenwärtig Probleme haben, so weit konnte ich aus Zeitgründen nicht in die Tiefe dringen. Ich selbst habe (außer Do&Co) keine Kaffeeaktien im Depot, in allernächster Zeit dürfte sich das auch nicht ändern, langfristig sehe ich jedenfalls gute Kurschancen besonders für die Branchenleader.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 21.11.)



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    Kaffee: Phliips, Starbucks bis hin zu Do&Co (Günter Luntsch)


    21.11.2018, 10684 Zeichen

    Wie am Kaffeegeschäft beteiligen? Früher war Kaffee selten, teuer und daher ein begehrtes Mitbringsel. Zigurikaffee und Malzkaffee waren leistbarer, auch wir Kinder durften das trinken, da koffeinfrei, mein Einstieg in die Kaffeewelt geschah über Linde-Malzkaffee (eigentlich faszinierten mich vor allem die Plastikfiguren, die im Malzkaffee versteckt waren) und den NÖM-Malzkaffee in der Schule (2,50 Schilling für 250 ml). Wenn echter Kaffee in Aktion war, stürmten Horden von Kunden die Geschäfte, denn Kaffee konnte man leicht einlagern, sogar das Ablaufdatum sagt nichts, gut verpackt hält Kaffee praktisch ewig.

    Die Kaffeeautomatenabteilungen in den Elektrogeschäften wurden immer größer, Staubsauger und Waschmaschinen wurden an die Wand gedrängt. Kaffee wurde zum täglichen Nahrungsmittel, das sich sowohl die sparsamen als auch die luxusinteressierten Menschen leisten. Der Kilo (trinkbarer) Kaffee kann schon mal auf 5,50 Euro runter kommen, inkl. MWSt im Einzelhandel, nach oben hin sind die Preisgestaltungsmöglichkeiten sehr groß. Dem Konsumenten sind hohe Preise durchaus zumutbar, denn seit dem Kaffeekapselboom vergleicht er den Kilopreis, und es ist nicht allzu schwer, den Kilopreis von Kaffeekapseln zu unterbieten. Man kann also durchaus sehr guten Kaffee kaufen, der immer noch billiger ist als der Kaffee aus den billigsten Kaffeekapseln. Was wir für Kaffee in Kapseln ausgeben, da könnten wir genauso gut ins teure Innenstadtteehaus gehen, bester Tee kostet auch nicht mehr. Ja, die ewige Konkurrenz, Kaffee gegen Tee: Es schaut so aus, als ob sich die Europäer langsam wieder etwas mehr Tee gönnen, aber kein Vergleich zum Zuwachs bei Kaffee. Umgekehrt kommen die Asiaten langsam auf den Kaffeegeschmack. Weil Kaffee wie Tee als Luxusgut gilt, aber Kaffee auch westlichen Lebensstil ausdrückt. Was die Japaner für Kaffee aus Katzenbederln zu zahlen bereit sind, davon sind wir mit gutem Arabica-Kaffee eh noch meilenweit entfernt. Der Kaffeekonsum wird also weltweit wachsen, vor allem in Ostasien. Dort, wo auch relativ viel Kaufkraft wartet. Aber Starbucks dürfte vor allen Europäern den Markt dort bearbeiten, McDonalds mit seiner Nebenbei-Kaffeeausschank ebenso.

    Da ich wirtschaftlich denke, interessieren mich vor allem die Kaffeevollautomaten. Die Direktinvestition in WMF ist leider nicht mehr möglich. WMF ist nicht nur bei Kochtöpfen und Besteck ein Begriff, auch im Kaffeemaschinengeschäft sind sie sehr stark, wahrscheinlich Marktführer. Nicht nur Hotels, auch Ikea leistet sich eine WMF-Maschine. Andrerseits denke ich mir: einen vierstelligen Eurobetrag investieren, nur um Wasser heiß für den Kaffee zu machen? Das kann der Wasserkocher um 6,90 billiger. Er braucht auch weniger Platz, und die Wartung ist wohl einfacher. Aber so eine Maschine macht schon was her. Wer so etwas Nobles zuhause stehen hat, zu dem schaut man auf. Mit der preisgünstigeren Kaffeemaschinenmarke KRUPS und den Marken Hepp, Moulinex, Tefal, Rowenta notiert die nunmehrige Mutter (Weißenbacher ist längst wieder draußen) S.E.B. (FR0000121709) an der Euronext-Paris, ist aber auch an deutschen Börsen zu haben, mit weniger Umsatz. Geiler Absturzchart, Zartbesaitete sollten von einem Reinklicken Abstand nehmen. Außer einer, den kenne ich, er kauft sich sogar Steinhoff-Aktien, auf fallende Kurse steht er total.

    Saeco und Gaggia gehören zu Philips (NL0000009538), die Gesundheitsbedarf und Haushaltgeräte herstellen, sehr viele andere Unternehmensteile wurden bereits verkauft. Der Langfristchart zeigt leicht holprigen und mühsamen Anstieg, zuletzt ist die Aktie wieder ordentlich eingebrochen. Delonghi (IT0003115950) ist auch sehr stark im Kaffeemaschinengeschäft, sie haben Kenwood übernommen, und offenbar einen Teil der Braun Haushaltsgeräte in Deutschland. Nur der 10Jahres-Chart ist schön, alles andere ist Zickzack. BWT ist von der Börse weg, sie haben auf ein Nischengeschäft mit Magnesium-Wasserfiltern gehofft, zu diesem Zweck haben sie sogar die Barista-Meisterschaft gesponsert. Aber ich als Laie spüre im Kaffee keinen Unterschied, ob nun das Natriumsalz durch Magnesiumsalz ersetzt wird oder nicht. Es hätte andere Gründe gegeben, an BWT beteiligt zu bleiben, Weißenbacher ist ein witziger Mann, auf der Firmenseite ist von der „Corporate Success Story“ der BWT zu lesen. Schade, dass den anderen BWT-Aktionären der Erfolg verweigert blieb. Aber vielleicht hat das die neue Werbeagentur geschrieben, sie sollten natürlich was leisten, wenn BWT schon Werbegelder in astronomischer Höhe verteilt.

    Und dann gibt es die Kapselmaschinen. Und hier vor allem die Erzeuger der Kapseln. Der Kampf um den Kapselkunden ist brutal, die Kapselhersteller werden immer mehr, und da hierzulande gefühlte 90% aller Kapselmaschinen Nespresso-Maschinen sind, versuchen immer mehr Kaffeeröster, entweder offiziell ins Sortiment der „Nespressokompatiblen“ aufgenommen zu werden oder zumindest ohne den Segen von Nespresso nespressokompatible Kapseln anzubieten. Das ist insoweit eine interessante Entwicklung, als Nespresso stilsicher auf Aluminiumkapseln gesetzt hat, und plötzlich gibt es für Nespressomaschinen auch Plastikkapseln und sogar biologisch abbaubare Kapseln, Google hilft bei der Suche, es ist erstaunlich, wie viel direkte Konkurrenz es bereits gibt, die auch in Nespressomaschinen passt. Themaverfehlungen wie Kapseltee und Kapselschokolade sind auch darunter. Also wer Tee oder Schokolade in eine Kapselmaschine steckt, den verstehe ich einfach nicht. Wenn schon kein loser Tee, dann zumindest im Beutel. Und Schokolade soll durch keine Maschine laufen, da verpickt sich alles, die Reinigung kostet viel Zeit, Kraft und Geld, also Schokolade sollte man lieber als Tafel essen, und wenn schon heiß, dann in einem simplen Topf erhitzt.

    Am Samstag konnte ich den Kaffee aus nespressokompatiblen Jacobs-Kapseln (Handelsname „D´or“) testen. Jacobs ist genauso ein renommierter Kaffeehersteller wie Nestlé, darum sind Kapseln von Jacobs auch nicht billiger als die von Nespresso. Wenn man sich schon eine Nespresso-Maschine kauft und Nespresso-Kapseln umgehen will, denke ich, dass die Kapseln vom Lidl die bessere Wahl sind, die kosten jetzt zur Einführung knapp mehr als die Hälfte der Nespresso-Kapseln. Jacobs will dem Kunden das Gefühl geben, aus Jacobs-Kapseln die gleiche Qualität wie aus Nespresso-Kapseln zu bekommen, das Verkostungspersonal trägt mit der Uniform von Nespresso-Verkostungspersonal fast identes stilvolles Outfit. Viel komplizierter noch als das Nespresso-System ist die Dolce-Gusto-Schiene, ebenfalls von Nestlé. Sie wendet sich vor allem mit eigenen Milchkapseln (Wahnsinn, gell? Milch in Kapseln teuer zu verkaufen) an den Normalverbraucher, der sich den Weg zum Kühlschrank, zur echten Milch, ersparen will. Daneben gibt es von Nescafé noch Pads, die Maschinen dafür sind auch recht beliebt. Zurück zu Jacobs: Da die Kapseln als wenig umweltfreundlich gelten, versuchen sie, sich ein kleines grünes Mäntelchen umzuhängen, Nespresso wirbt mit der vollständigen Wiederverwertung sowohl von Kaffeesatz als auch von Alukapsel, und auch das Jacobs-System wirbt damit, dass man die Plastikkapsel inklusive Kaffeesatz bei allen DPD-Annahmestellen zurückgeben kann, somit kommen die Kapseln samt Inhalt ins Recyclingsystem, der Kaffeesatz wird zu Blumenerde. DPD ist eine Tochter der französischen Post. Ich denke, der Rücklauf wird nicht gerade groß sein. So groß ist die Liebe zur Umwelt bei den Kapselverwendern dann doch nicht, dass sie den weiten Weg zur DPD-Annahmestelle auf sich nehmen würden, wenn sie gleichzeitig den Großteil ihres Plastikmülls über den Restmüll entsorgen. Jacobs hat mit Tassimo auch ein eigenes „Disc“-System, das natürlich bei weitem nicht so marktdurchdringend wie das Nespressosystem ist. Ebenfalls mit eigenen (teuren) Milch-Discs. Die SENSEO-Pads gehören auch zu Jacobs, sie funktionieren bei mir aber nicht so richtig, da kommt nur braunes Wasser heraus. Nestlé (CH0038863350) ist ein Gigant am Nahrungsmittelsektor, sie verkaufen bekanntlich nicht nur Kaffee. Der langfristige Chart ist sehr schön, zuletzt ist die Aktie wieder eingebrochen. Zum Vergleich: Der andere Lebensmittelgigant Unilever hat praktisch kein Kaffeegeschäft, bei Tee nur Lipton und Lipton Eistee. Jacobs gehört zu 51% der französischen JAB Holding, der auch der Kaffee- und Kaffekapselmaschinenhersteller Keurig Green Mountain (DAS war eine Börsestory! Ich hoffe, es war jemand von Euch dabei.) gehört, weiters 38,1% an Coty (Wella, Max Factor) und 6% an Reckitt Benckiser (Calgon, Airwick, Durex, Scholl), die JBA Holding ist leider nicht börsenotiert. 49 % an Jacobs gehören Mondelez (US6092071058), ihre Aktien kann man erwerben. Man ist dann auch an klingenden Marken wie Suchard, Milka, Toblerone, Mirabell, Daim, Nussini beteiligt, neben anderen Nahrungsmitteln. Der Chart ist wenig aufregend.

    Starbucks (US8552441094) weist einen schönen Langfristchart auf, die letzten 3 Jahre haben sie sich eingebremst, vor kurzem ist es wieder stärker nach oben gegangen. 15.000 Kaffeehäuser, 277.000 Mitarbeiter, das ist eine stattliche Anzahl. Die Filiale bei der Oper war mit kolportierter Monatsmiete von 25.000 Euro angeblich zu teuer, sie wurde geschlossen. Im Mai 2018 soll Nestlé für sagenhafte 7,15 Mrd. Dollar die weltweiten Vermarktungsrechte für Starbucks-Kaffee übernommen haben. Was das für die Zahlen beider Unternehmen bedeutet, kann ich noch nicht abschätzen. Die Franchise-Kette schlechthin, McDonalds (US5801351017, Kaffee ist nicht das Hauptprodukt), hat auch einen schönen Langfristchart. Es heißt, McDonalds sehe sich als Immobilienkonzern, die Franchisenehmer müssen hohe Mieten zahlen ( inklusive Betriebsausstattung), die sich hoffentlich rechnen. Mir gefällt das österreichische Pendant zu Starbucks, cafe+co, leider wurde die Mutter Leipnik Lundenburger von der Börse genommen, ich wurde billig abgespeist. Für Do&Co ist Kaffee nur ein (wohl unterschätztes) Nebengeschäft. Viele andere interessante Kaffeeerzeuger sind nicht börsenotiert. Ich wollte nur einen Überblick geben, wie man sich am Kaffeegeschäft beteiligen kann, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sollte eine für Sie interessante Aktie darunter sein, rate ich auf jeden Fall, sich die letzten Meldungen, also die aktuelle Situation anzuschauen. Ob die erwähnten Gesellschaften gegenwärtig Probleme haben, so weit konnte ich aus Zeitgründen nicht in die Tiefe dringen. Ich selbst habe (außer Do&Co) keine Kaffeeaktien im Depot, in allernächster Zeit dürfte sich das auch nicht ändern, langfristig sehe ich jedenfalls gute Kurschancen besonders für die Branchenleader.

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