09.04.2018, 6809 Zeichen

Zwei Themen bewegen derzeit die Märkte: Zum einen ist da der sich abzeichnende Handelskonflikt. Obwohl die USA nach dem ersten Theaterdonner gegen Europa nun zunehmend China ins Visier nehmen, gibt es auch in der EU noch keinen Grund zur Entwarnung. Ohnehin ist die Diskussion ziemlich windschief, denn obwohl aktuell die Initiative von den USA ausgeht, sitzen die wahren Freihandelsfeinde in Brüssel und Peking. Sowohl die EU als auch China sind derzeit deutlich protektionistischer unterwegs als die Amerikaner. Theoretisch könnte die aktuelle Auseinandersetzung letztlich sogar zu einem Abbau von Handelshemmnissen führen, etwa in der EU-Agrarwirtschaft. Die wahrscheinlichere Variante aber ist wohl erst einmal eine Verhärtung der Fronten. Die Märkte jedenfalls begreifen derzeit jede Ankündigung von Strafzöllen nicht als Teil eines Verhandlungspokers, sondern als weiteren Schritt in Richtung weniger Freihandel – eine Richtung, die den Aktionären international tätiger Unternehmen überhaupt nicht schmecken kann.
Schwergewichte unter Druck
Das zweite große Thema war die Schwäche einiger Hightech-Riesen. Facebook, Amazon und Alphabet (Google) waren über Jahre vom Erfolg verwöhnt und werden es möglicherweise auch weiter sein. Zwischenzeitlich aber sind die Bewertungen in Dimensionen gewachsen, die vielleicht doch ein wenig zu großzügig bemessen waren und jenes Enttäuschungspotenzial eröffneten das nun abgearbeitet wurde. Dazu kamen Probleme, die entweder hausgemacht sind, wie der Datenskandal bei Facebook, oder solche, die von außen an ein Unternehmen herangetragen werden, wie die Trump-Tiraden gegen Amazon. Wenn die Ausnahmeunternehmen zur Schwäche neigen, dann stellt sich immer auch die Frage, ob wir es hier nur mit Ausnahmesituationen zu tun haben, oder ob dies weitergehende Implikationen für den Gesamtmarkt hat? Ebenso interessant ist die Einschätzung, ob die jüngste, sehr starke Aufwärtsbewegung bereits das Ende einer Korrekturphase innerhalb der übergeordneten Hausse signalisiert, oder ob es sich dabei lediglich um den ersten „Short Squeeze“ innerhalb eines gerade beginnenden Bärenmarktes handelt? Die Unsicherheit bleibt.
Für gute und schlechte Zeiten
Da sich solche Fragen oft erst in der Rückschau zweifelsfrei beantworten lassen, lohnt es sich, nach jenen Anlagen Ausschau zu halten, die auch in unterschiedlichen Szenarien funktionieren. Manfred Gellink (Tradername: HerbertH) verfolgt in seinem wikifolio „Ruhige Hand 1 (Spezialwerte)“ genau dieses Ziel. Entsprechend seiner Handelsidee sucht er nach „Spezialwerten für gute und für schlechte Zeiten“.
Ein Element dabei ist, dass die ausgewählten Titel von Stories getrieben werden, „die sie einigermaßen unabhängig vom täglichen Börsen-auf-und-ab machen“. Und weil Gellink das Investieren eher langfristig verstanden wissen will, geht er mit jener „ruhigen Hand“ zu Werke, die seinem wikifolio den Namen gab. Die Performance von aktuell rund 73% wurde dabei mit einer durchaus bemerkenswerten Portfolio-Zusammensetzung erzielt: Noch immer stecken 38,5% in einer einzigen Aktie, der Zapf Creation AG, die einen Gewinn von mehr als 200% aufweist. Wer nun meint, dass aus diesem Grund zwangsläufig eine volatile Kursentwicklung des Portfolios die Folge sein müsse, der sollte sich einmal die wikifolio-Siegel ansehen: Vom „Top Ten-Trader“ über „Treue Anleger“, „Guter Money Manager“ und „Kontinuierliches Wachstum“ konnte Gellink fast alles einheimsen, was es bei wikifolio einzuheimsen gibt.
Abseits ausgetretener Pfade
Einen gänzlich anderen Weg beschreitet Nicolas Oehl, der als Trader „QubeInvestment“ das wikifolio „QI Minimum Volatility Germany“ verantwortet. Größte Einzelposition ist die VIB Vermögen AG mit einem Portfolioanteil von gerade einmal 5,0%. Insgesamt sind aktuell sage und schreibe 70 Positionen in dem wikifolio enthalten, wobei die Finlab AG mit einem Anteil von 0,1% die kleinste Position darstellt.
Aber auch Oehl suchte nach einer Möglichkeit, mit den negativen Seiten des Anlagegeschäfts wie „großen Marktschwankungen und einer hohen Unsicherheit“ besser umzugehen. Fündig wurde er beim Nobelpreisträger Harry Markowitz, auf den die Minimum Volatility Anlagestrategie zurückgeht. Dass diese Lehre praxisrelevant ist, sieht man an einem Risikofaktor des wikifolios, der gerade einmal bei 0,3x liegt. Trotz dieses äußerst geringen Risikos konnte bislang eine Performance von knapp 45% erzielt werden.
Auf den Schultern von Giganten
Als wir eingangs von den Problemen einiger NASDAQ-Riesen sprachen, sollte dies nicht implizieren, dass man das Thema Technologie bereits insgesamt abhaken sollte. Im wikifolio „Tech & GreenTech Aktienwerte“ hat sich Vincent Soltau (Tradername: Juliette) abseits der Haushaltsnamen auf die Nebenwerte des Technologiebereichs konzentriert.
Besonderen Wert legt er dabei auf „GreenTech“, also auf Unternehmen, die in den Bereichen erneuerbare Energien, alternative Antriebstechniken, etc. tätig sind. Obwohl die Aktienauswahl primär auf Basis fundamentaler Kriterien wie Chance-/Risiko-Verhältnis und Wachstumsaussichten basiert, sieht Soltau durchaus auch die Bedeutung der Charttechnik und berücksichtigt diese bei seinen Entscheidungen. Im Ergebnis kommt dabei ein ziemlich ausgewogenes Portfolio heraus, in dem man die erwähnten großen NASDAQ-Namen tatsächlich vergebens sucht. Eine Performance von mehr als 70% seit Oktober 2016 spricht für die Güte des Auswahlprozesses und das Handling der Positionen.
Was kommt?
Das sollten Anleger in der kommenden Woche im Auge behalten
Mit dem Ende der Osterferien kommt auch wieder Bewegung in den Finanzkalender. Heute stehen die US-Daten zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft auf dem Programm. Obwohl der Arbeitsmarkt nicht gerade ein Frühindikator ist, erhofft man sich aus diesen Daten Hinweise auf die künftige Notenbankpolitik.
Ausgerechnet am nächsten Freitag, den 13. April, veröffentlicht China die neuesten BIP-Zahlen. Da Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte immer auch politische Daten sind, geht es hier nicht nur um die Frage, wie diese zu interpretieren sind, sondern auch darum, was die chinesische Führung damit kommunizieren will.
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