04.03.2018, 3971 Zeichen
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Wörter „Diesel“, „Fahrverbote“ und „Urteil“ im heutigen Market Mover Editorial keinesfalls zu erwähnen. Denn zum einen pflegen wir hier in der Redaktion den Leitgedanken, in unseren Beiträgen bitte nicht allzu politisch zu kommentieren, um den Fokus nach Möglichkeit beim Kernthema Börse zu belassen. Zum anderen wollte ich auch nicht als 297. in der Reihe den mahnenden Zeigefinger erheben und an die Verantwortung von Politik und Automobilherstellern erinnern. Aber genau darin liegt das Problem – denn offensichtlich reicht es nicht, wenn 296 Frauen und Männer vor mir das bereits getan haben. Offensichtlich müssen die Damen und Herren Verantwortlichen in Berlin, Wolfsburg, Stuttgart, Ingolstadt und München etc. noch viel mehr und noch viel öfter daran erinnert werden, dass es Zeit wird. Zeit, das Richtige zu tun, anstatt die Probleme und Zuständigkeiten vor sich her- bzw. wahlweise von sich wegzuschieben. Und es gibt noch einen dritten Grund, weshalb man an der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts nicht vorbeikommt, denn der Urteilspruch der Richter hatte tatsächlich direkte Auswirkungen auf die Märkte. Dabei verwunderte es überhaupt nicht, dass die Aktien der deutschen Automobilhersteller in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dass jedoch auch der Platin- und der Palladiumpreis beispielsweise deutliche Rücksetzer verbuchen mussten, hatten manche so vielleicht nicht auf dem Schirm. Überhaupt war das eine, gelinde ausgedrückt, eher durchwachsene Handelswoche:
Handelskrieg
Bedingt durch diverse Negativ-Faktoren – zum Thema Fahrverbote gesellten sich erneut die bereits bekannten Ängste vor einem Anstieg der US-Zinsen – gaben die Indizes dies-, aber auch jenseits des Atlantiks deutlich nach. Der Monat Februar endete damit größtenteils tiefrot. Der Dow Jones (WKN: 969420 / ISIN: US2605661048) verlor, genau wie der S&P 500 (WKN: A0AET0 / ISIN: US78378X1072), auf Monatssicht 4,3%, im DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) summierten sich die Verluste auf 5,7%, während die Nebenwerte im MDAX (WKN: 846741 / ISIN: DE0008467416) mit -2,1% recht glimpflich davonkamen. Besser schnitten nur, wieder einmal, die Tech-Werte ab: der deutsche TecDAX (WKN: 720327 / ISIN: DE0007203275) verbuchte lediglich -0,7% und im US-amerikanischen Nasdaq 100 (WKN: A0AE1X / ISIN: US6311011026) lief ein Minus von 1,4% auf. Das wäre an sich zu verkraften, im Krisenjahr 2009 verlor der DAX beispielsweise im Vergleichsmonat über 11%, schlimmer geht also immer. Das Problem ist vielmehr, dass nach dem grottenschlechten Februar auch der März wahrlich miserabel startete. Der Rücksetzer ist dabei völlig überzogen, denn der Anlass war vergleichsweise nichtig – ein paar US-Strafzölle wird es geben, auf Stahl- und Aluminiumimporte. That’s all. Hat er ja lang und breit angekündigt, der Präsident. Nun ist es also soweit, das nennt man dann wohl praktizierten Protektionismus. Nicht schön, aber auch nicht wirklich überraschend. Mit den Auswirkungen müssen wir dennoch leben. Und die haben die Märkte nun wieder um Längen zurückgeworfen. Das ist schade, überzogen und darum auch ziemlich ärgerlich. Wenn Sie mich also heute fragen, ob Börse Spaß macht, würde ich Ihnen wahrheitsgemäß mit einem klaren „Nein!“ antworten.
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
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